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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dich
hören, mit welcher Dreistigkeit du lügst.«
    Â»Ich
lüge? Du meinst, man könnte mir unterstellen, ich wäre nach Tark Draan
gekommen, bevor ihr den Steinernen Torweg versperrt habt, und hätte mich
seitdem hier verborgen gehalten?« Sinthoras wirkte erheitert. »Nun, behaupten
kann man dies, aber es lässt sich wohl schwerlich beweisen. Bitte, reite nach
Westen, und ich schwöre, dass du im Osten herauskommst. Wie lange du aber dafür brauchst, weiß ich nicht. Abgesehen davon
wurde ich nur aus Dsôn Faïmon verbannt. Ach ja …« Er
lachte auf. »Zähle unterwegs die Gräber derjenigen, die ich zu Ehren der
Unauslöschlichen erschlug. Es müssten weit mehr als die geforderten zehntausend
sein. Damit habe ich gleich zwei Bedingungen erfüllt, die meine Verbannung
aufheben.«
    Â»Das
ist dermaßen unverschämt, dass es heldenhaft ist.« Caphalor hatte sich beruhigt
und reichte ihm den teilweise verwischten Brief. »Du kannst dir deine
fadenscheinigen Erklärungen für dein Auftauchen allerdings sparen. Lies. Die
Unauslöschlichen wollen uns als Helden zurück.«
    Sinthoras’
Augen leuchteten. »Ist das wahr?«
    Â»Ja.
Dein Ruf wird wieder hergestellt. Nostàroi wirst du ebenso wenig wie ich
werden, doch wir gehören bald wieder dem Heer an. Als Benàmoi.« Und können unsere Schuld abtragen.
    Sinthoras
setzte sich ins Stroh, las den Brief, während sich Tränen der Freude aus den
Augenwinkeln ergossen. »Das ist …« Er schluchzte kurz und rieb sich übers
Gesicht. »Ich war wirklich in der Wildnis«, sagte er mit hohler Stimme. »Mir
gingen Einfälle durch den Kopf, die ich keinem beschreiben kann, Caphalor. Ich
dachte daran, mein eigenes Reich zu gründen, eine eigene Armee aufzustellen und
Dsôn zur Rettung zu eilen. Ich war verzweifelt, quälte mich mit Selbsthass, und
… ich legte mir die Dolchklinge mehr als einmal an die Kehle. Das Schlimmste
überhaupt … Aber … Caphalor! Wir beide!« Er sprang auf und umarmte ihn wieder
voll Freude und Überwältigung. »Wir beide! Ich werde wieder einen Namen haben,
ich werde bewundert werden und denen die Zungen herausreißen, die falsch gegen
mich redeten.«
    Da ist er wieder, der alte Sinthoras. Caphalor klopfte ihm
erneut auf den Rücken. »Dann los. Ich kann mir den Ausflug nach Ishím Voróo
sparen. Und ob deine Feinde überhaupt noch leben, ist dahingestellt.«
    Â»Sie
werden doch nicht alle an der Seuche gestorben sein, auch wenn ich es mir
wünschen würde.«
    Caphalor
wunderte sich über Sinthoras’ unverändert gute Laune. »Sag, du weißt um das
Schicksal von Dsôn, oder?« Sinthoras’ fragender Blick zeigte ihm, dass er
nichts ahnte. »Die Stadt wurde vernichtet. Die Dorón Ashont haben sie in einem
Strom aus Säure vergehen lassen.«
    Sinthoras’
Heiterkeit erstarb, und er wusste nichts zu erwidern. Seine Lippen formten den
Namen Timānris. Er musste sich an einem Pfosten abstützen, sonst wäre er gegen
den Nachtmahr gesackt.
    Â»Ich
sehe schon, bevor wir zu den Unauslöschlichen reisen, werden wir in dieser
Nacht unseren Kummer in Wein ertränken.«
    Sinthoras
schluckte, legte eine Hand an den Hals, als wollten die Worte nicht
herauskommen und ihn ersticken.
    Â»Ich
erzähle dir, was alles geschehen ist. Aber nicht hier.« Caphalor streichelte
Sardaî zum Abschied über die Nüstern und verließ mit Sinthoras den Stall.
    Seine
Welt war durch die Rückkehr des verstoßenen Weggefährten ein wenig besser
geworden und erhielt etwas zurück, das er verloren geglaubt hatte: Zuversicht.
    Nun
sah Caphalor es als seine Freundesaufgabe, ein großes Stück davon an Sinthoras
zu geben.
    Es
würde nicht einfach werden.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), südwestlich des Grauen Gebirges, Zauberreich Simīnia, 4372. Teil der
Unendlichkeit (5200. Sonnenzyklus), Frühling
    SimÄ«n
der Unterschätzte war stolz auf die, welche vor ihm saßen: Grok-Tmai der
Grüblerische in seinem grauschwarzen Gewand; Hianna die Vollendete, die ihre
opulente Garderobe gegen eine schlichte lavendelfarbene getauscht hatte; Fensa
die Einfallsreiche in ihrem Kleid aus Blüten; und Famenia die Geprüfte, die
aussah, als wollte sie mit einem Hofnarr auf Wanderschaft gehen.
    Sie
alle saßen mit ihm um den Tisch und lasen aufmerksam seinen

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