Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
Vom Netzwerk:
bemerkte ich, wie Birch den Fuß zurückzog, um mir ins Gesicht zu treten.
    »NEIN, MR BIRCH, BITTE!« Ich erwartete kein Erbarmen. Ich musste mir bloß ein winziges bisschen Zeit verschaffen. Und Betteln hatte bei Adonis, der es für sein Leben gern hörte, immer gut funktioniert. Wenn Mr Birch seine Grausamkeit auf dieselbe Art auslebte wie mein Bruder, klappte es vielleicht ja auch jetzt.
    Birchs Fuß bewegte sich nicht weiter. Die Stiefelspitze zog sich zurück. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich hätte wetten können, dass er lächelte. Er war der Typ, dem so was gefiel.
    Ich dämpfte meine Stimme zu einem Wimmern. »Bitte, Sir, bitte … oh, bitte, tun Sie das nicht …«
    Mein linkes Bein steckte nun in den Eingeweiden des Wurzelgeflechts, es bohrte sich durch Erdbrocken, während ich mich immer tiefer in die starren, dicken Wurzeln vorarbeitete. Fast bis zum Knie.
    »Tut mir leid, mein Sohn. Anweisung vom Chef.«
    Wieder hob sich Birchs Fuß, zuerst nach hinten, dann in einem schnellen Bogen auf meinen Kopf zu. Ich stieß mich mit beiden Händen ab und ließ los, plötzlich sah ich den blauen Himmel, dann ein undeutliches Bild von Wald und Felsen, schließlich stand der Horizont auf dem Kopf und ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
    Ich hing an einem Bein – in einen Wurzelknoten verschlungen – von der Unterseite des Vorsprungs herunter. Irgendwo über mir fluchte Birch.
    Es gelang mir, mich weit genug hochzuziehen, um mich mit der linken Hand an ein paar Wurzeln festzuhalten. Als ich den rechten Arm hob, spürte ich, wie etwas ihn streifte. Ich hätte ihn zurückziehen sollen, doch ich war verwirrt und hielt es zunächst für einen Wurzelstrang.
    Es war Birchs Hand. Er packte mich am Handgelenk und wollte mich von den Baumwurzeln wegzerren.
    Einen langen, panischen Moment führte ich einen aussichtslosen Kampf. Ich spürte, wie mein Bein aus dem Wurzelgeflecht herausrutschte, plötzlich schwankte alles – ich, Birch, die Baumwurzeln, die Klippe.
    Birch ließ mich los, sein Arm verschwand und ich spürte, wie er nach hinten fiel, weg vom Rand der Klippe. Als uns beiden klar wurde, was passieren würde, stieß er erneut einen Fluch aus. Der Vorsprung drohte jeden Moment unter unserem Gewicht abzubrechen.
    Einen Augenblick lang war es still. Vorsichtig verhakte ich mich wieder in den Wurzeln, bohrte mich fest mit den Armen und meinem zweiten Bein hinein. Als Birch von dem Vorsprung zu den Pferden zurückging, bebte der Boden unter seinen Füßen.
    Ich untersuchte gerade meine Umgebung, ob es – außer nach oben zu klettern – noch eine andere Rettungsmöglichkeit gäbe, da kam Birch auch schon zurück. Während er sich wieder in Position brachte, war mehrmals ein leichtes Beben zu spüren.
    Als seine Hand erneut auftauchte, hielt sie ein Messer. Er stach in meine Richtung, blind, aber brutal, verursachte einen dünnen Schnitt auf meinem Unterarm und verfehlte meinen Kopf nur um ein paar Zentimeter, während ich mich flach gegen die Wurzeln drückte.
    Er zog die Hand zurück. Während ich zusah, wie das Blut in dünnen Schlangenlinien meinen Arm hinunterrann, um von meinem Ellbogen ins Leere zu tropfen, spürte ich, wie er den nächsten Vorstoß unternahm. Er bewegte sich vorsichtig, damit nicht der ganze Vorsprung mit ihm und mir abbrach.
    Dieses Mal würde er weiter vorrutschen – nah genug, dass das Messer seine Aufgabe erledigen könnte. Ich wusste, wenn ich nicht schnell handelte, würde ich sterben.
    Ich verlagerte mein Gewicht, so weit ich konnte, auf eine Seite und machte einen Buckel. Wieder erschien das Messer, holte aus und verfehlte mich erneut nur um Haaresbreite. In diesem Moment ließ ich die Wurzeln los, umklammerte mit beiden Händen Birchs Unterarm und zerrte mit aller Kraft daran. Ich zog und riss, bis er schließlich nachgab und sein Körper meinen im Fall streifte. Fast hätte er mich mit sich in die Tiefe gerissen.
    Auf dem Weg nach unten traf mich sein Stiefel am Ohr.
    Ich schwang die Knie in die Höhe, der Vorsprung bebte wieder. Als ich mit zusammengekniffenen Augen betete, er möge halten, hörte ich, wie Birchs Körper unten aufschlug.
    Danach gab es noch mehr Echos, undeutliche, überraschte und erschrockene Ausrufe, und während ich mich langsam an den Wurzeln nach oben hangelte, spürte ich, dass die Männer des Erkundungstrupps zu mir heraufstarrten. Ich traute mich nicht, nach unten zu sehen.
    Sobald ich auf dem Vorsprung war, ließ ich mich

Weitere Kostenlose Bücher