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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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von Leeds und Austin hinweg auf die Poop schwang.
    Austin gefror das Blut in den Adern, als ihm klar wurde, worauf es der Pirat abgesehen hatte – die Drehbasse! Wenn der Unselige sie vor ihnen erreichte, drohte ihnen der sichere Tod; die Eingeweide unserer furchtlosen jungen Matrosen würden wie das Erbrochene eines Trunkenbolds über das Deck spritzen …«
    Neben mir standen die Helden der Geschichte, die drei bestaussehenden Matrosen, die Pilcher hatte auftreiben können. Grimsbys Kopf war dick mit Verbänden umwickelt, Leeds hatte den Arm in der Schlinge und Austin quer über die Wange einen fast zehn Zentimeter langen hellroten Schnitt, der Pilcher eine Stunde sorgfältiger Arbeit mit Theaterschminke gekostet hatte, bis er glaubwürdig aussah.
    »Es war keine Zeit zu verlieren! Austin sah sich nach Leeds um und wechselte über das nebelverhangene Deck hinweg einen Blick mit seinem Landsmann. Leeds’ Arm hing gebrochen und nutzlos wie eine Salami herunter. Doch ein Arm – und das tapfere Herz des Helden – war alles, was er brauchte. Er zog das Schwert –«
    Ich musste zugeben, Pilcher konnte gut Geschichten erzählen. Alle lauschten gebannt. Einige der Damen in der Menge fielen in Ohnmacht. Die Männer und Jungen warfen mir hasserfüllte Blicke zu.
    Ich hätte mich verteidigt, doch Pilcher hatte mich vorher gewarnt, dass er jedes Mal, wenn ich den Mund öffnete, zu den zwanzig Peitschenhieben, die er mir vor der Aussetzung verpassen wollte, zehn weitere hinzufügen würde. Ich hatte in einer Geschichte der rovischen Marine über Peitschenhiebe gelesen – durch kundige Hände ausgeführt, konnten dreißig Hiebe eine solche Blutung hervorrufen, dass es zum Tod führte.
    Also hielt ich lieber den Mund. Pilcher spann die Geschichte zu einem genialen Höhepunkt: Ich hätte wohl gewonnen, wäre Grimsby nicht zu sich gekommen und hätte mich in einem kritischen Moment des entscheidenden Schwertkampfs abgelenkt. Am Ende folgte mein Geständnis des teuflischen Plans, dem Kapitän und der Mannschaft die Kehle durchzuschneiden und mit einem Lichtsignal den endgültigen tödlichen Überfall meines finsteren Meisters einzuleiten.
    »Und wer war dieser heimtückische Strippenzieher, der über die Blauen Meere hinweg mit gierigen Augen unsere schöne Beute begehrte? Es war natürlich kein Geringerer als –«
    Pilcher stellte sich neben mich, packte mich am Schopf und riss meinen Kopf gewaltsam hoch, so dass die Flammentätowierung sichtbar wurde, die er eine Stunde zuvor mit Tinte auf meinen Hals gemalt hatte.
    »BURN HEALY!«
    Man schnappte nach Luft. Im Hintergrund stieß eine Frau einen erschrockenen Schrei aus und kippte ohnmächtig in ihr Plunderteilchen.
    Pilcher nickte grimmig. »Sehen Sie ihn sich genau an, Ladies und Gentlemen – diesen Abgesandten des Teufels.«
    Eines der Gören vom Batteriedeck, der Zehnjährige mit der fiesen Visage, sprang auf die Bühne und brüllte mir »SCHURKE!« entgegen, dann spuckte er mir ins Auge.
    Es entstand eine angespannte Pause, als die Zuschauer zu Pilcher blickten und auf seine Reaktion warteten. Keiner von ihnen hatte je einen Piraten gefangen genommen und sie schienen nicht zu wissen, ob Spucken ein angemessenes Verhalten war.
    Zu meinem Pech lächelte Pilcher dem Bengel ermunternd zu. »Recht hast du, mein Sohn! Er ist der leibhaftige Teufel!«
    Dies entfesselte eine Welle des Hasses, die sich mit voller Wucht über mir entlud. Eine Menschenmenge stürzte auf die Bühne, und bis Pilcher schließlich genug hatte und wieder zur Ordnung rief, wurde ich mehrere Minuten geschlagen, geboxt, getreten, mit Essen beworfen, mit heißem Kaffee beschüttet und von mindestens einem Dutzend Passagieren angespuckt, alten und jungen, sowohl Männern als auch Frauen.
    »Keine Angst, meine verehrten Damen und Herren!«, rief er, als sie zu ihren Plätzen zurückkehrten. »Dieser unverbesserliche Unhold wird seine gerechte Strafe erhalten! Wir haben die Segel gesetzt, um die nächstgelegene unbewohnte Insel anzusteuern! Sobald sie in Sicht kommt, wird er – dem Seerecht gemäß – an den Mast gebunden, erhält zwanzig Peitschenhiebe und wird mit keinem anderen Besitztum als der Gnade unseres Heilands ausgesetzt!«
    Die Menge brach in Jubel aus. Pilcher strahlte vor Vergnügen.
    »Das Deckhockey-Turnier findet gleich im Anschluss statt. Vielen Dank! Genießen Sie den Vormittag!«
    Sobald sich der Speisesaal geleert hatte, befreiten mich zwei Besatzungsmitglieder aus dem Joch,

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