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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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vorbei.
    »Keine Sorge. Das werde ich nicht tun.«
    Ich sah auf. Seine Mundwinkel deuteten ein Lächeln an.
    »Ich mache nur Geschäfte, die sich lohnen. Für fünftausend in Silber stehe ich gar nicht erst auf. Das lässt sich von den meisten Männern allerdings nicht sagen. Und Hut ab, was dich anbelangt.« Er tippte mit dem Finger auf das Fahndungsplakat. »Mörder oder nicht, das ist ein ganz schönes Sümmchen für den Sohn eines Obstpflückers. Wie kommt’s? Liegt es an den Leuten, mit denen du dich rumtreibst? Oder ist es etwas anderes?«
    Ich starrte wieder auf meine Hände. Ich wollte ihn nicht anlügen, doch wenn ich ihm von dem Schatz erzählte, würde er garantiert versuchen, ihn mir wegzunehmen, und das war das Letzte, was ich brauchen konnte.
    »Komm schon, Sohn. Was macht dich so wichtig für Roger Pembroke?«
    Das Schweigen war unerträglich. Ich musste es mit irgendetwas füllen.
    »Es ist … kompliziert.«
    Er lachte laut auf. »Lustig, genau dasselbe hat er auch gesagt.« Healy erhob sich. »Belassen wir es dabei. Wenn ich aus ihm keine Erklärung herausbekommen habe, warum solltest du eine abgeben?«
    Er deutete mit einem beiläufigen Kopfnicken zur Tür. Die Unterhaltung war beendet. Ich stand auf und verbeugte mich verlegen vor ihm.
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Nichts zu danken.«
    Ich hatte schon die Hand auf der Klinke, als er mir etwas hinterherrief.
    »Kleiner Ratschlag –«
    »Ja?«
    »Roger Pembroke ist kein Mann, der einfach klein beigibt. Wäre ich an deiner Stelle und hätte er es auf mein Leben abgesehen … würde ich ernsthaft überlegen, ihn zuerst umzubringen.«
    Mein Gesichtsausdruck verriet mich wohl, denn er schenkte mir ein düsteres Lächeln.
    »Ist vielleicht unerfreulich, aber besser als die Alternative. Gute Reise.«

Als ich zurückkam, fand ich Guts und Millicent auf dem Achterdeck, wo sie sich von der Besatzung fernzuhalten versuchten, die in der Takelage herumkletterte, angeschlagen und unwirsch, nachdem man sie geweckt hatte, um Kurs Richtung Dreckswetter zu nehmen. Guts trug einen sauberen weißen Verband über dem Schnitt an seiner Kehle und Millicent war wie ein Junge gekleidet, mit einer langen Hose und einem Ringelhemd, die ihr beide viel zu groß waren. Ihre dicke Mähne war unter einer unförmigen Kappe verschwunden.
    »Was’n passiert?«, erkundigte sich Guts.
    »Dein Vater hat ihm befohlen, mich zu töten«, sagte ich mit Blick auf Millicent. Sie sah weg.
    »Und warum hat er’s nich gemacht?«, fragte Guts.
    »Ich weiß nicht.«
    »Is doch völlig unlogisch. Er ist BurnHealy!«, rief Guts und verlieh Healy einen schrecklich ordinären zweiten Vornamen. »Warum is’n der so –«
    »Nett?«
    »Jaa! Kapier ich nich.«
    Ich zuckte die Achseln. Es war schwer nachzuvollziehen, aber sich darüber Gedanken zu machen, war auch ziemlich sinnlos.
    Guts musterte die blutrünstig aussehende, hart arbeitende Mannschaft und schüttelte bewundernd den Kopf. »Ich muss sagen, der hat’s echt raus. Ripper Jones hatte seine Leute nich so im Griff – außer es winkte gerade am Horizont Beute.«
    Ich beobachtete ebenfalls die Besatzung. Guts hatte Recht. Selbst im Halbschlaf und in übler Laune bewegten sich alle bemerkenswert gewandt. Kaum einer machte einen nutzlosen Handgriff, vor allem, wenn man es mit dem trunkenen Chaos verglich, das auf Ripper Jones’ Schiff herrschte. Als ich sie in Aktion sah, verstand ich, warum Dad, wenn er die Wahl hatte, immer Healys Leute angeheuert hatte.
    Das rief mir Dad in Erinnerung, und in meiner Magengrube machte sich gerade ein schweres elendes Gefühl breit, da streifte Millicents Arm meinen. Sie hatte die ganze Zeit direkt neben mir gestanden, war aber so still gewesen, dass ich ihre Anwesenheit fast vergessen hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich.
    »Diese Kleider stinken entsetzlich«, erwiderte sie verdrießlich. »Und ich sehe schauderhaft aus, oder?«
    »Nein«, antwortete ich kopfschüttelnd. Und ich meinte es ehrlich. Das hochgesteckte Haar entblößte ihren schlanken, zarten Hals, brachte ihre ausgeprägten Wangenknochen zur Geltung und die elegante Linie ihres Kiefers, oder –
    »Ach, komm! Ich sehe wie ein kleiner abstoßender Schiffsjunge aus!«
    »Is ja der Sinn, du doofe Nuss!«, rief Guts.
    »Schrei mich nicht an«, sagte sie ruhig. Es war eine äußerst unmillicenthafte Reaktion, zurückhaltend und abwehrend statt entschieden und selbstbewusst.
    So benahm sie sich die ganze restliche Zeit auf der

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