Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Seelenverband tief unten in den Katakomben von Xetesk stets beunruhigt. Die Seelen der Protektoren, die nicht körperlich zusammen sein konnten, tauschten ihre Gedanken und Ängste aus. Aeb hatte viel gehört, und die Befürchtungen wurden stärker.
    Aeb hatte eine einzigartige Position inne. Offiziell war er seinem Gebieter Denser zugeteilt, dem Dawnthief-Magier, was für sich genommen schon eine große Ehre war. Doch in Wirklichkeit war er eher der Beschützer Sols, des Unbekannten Kriegers, des einzigen Mannes, der ein Protektor war und aus der Berufung entlassen wurde, damit seine Seele wieder in seinen Körper zurückkehren konnte.
    Falls ein Protektor tatsächlich Stolz empfinden konnte, dann war Aeb stolz. Doch dies änderte nichts an der Tatsache, dass er die Erregung der Seelen seiner Brüder im Kopf hören konnte. Sie kannten keine Angst. Sie wurden dazu ausgebildet, zu kämpfen und zu verteidigen. Doch wenn sie voneinander getrennt waren, dann schwächte sie die Entfernung, und so breitete sich Unsicherheit im Seelenverband aus.

    Aeb hatte schweigend in seinem Zimmer gesessen, sein Gesicht gebadet und im Dunklen die Luft über das von der Maske befreite Gesicht streichen lassen. Er hatte die Brüder beruhigt, die auf ihn hören wollten, und den Gedanken der anderen gelauscht. Ihre Stimmen wisperten ständig in seinem Kopf, er konnte sie nicht ausblenden und hätte es auch nicht gewollt. Er legte die unbequeme Maske wieder an und ging hinaus, um Sol zu suchen.
    Der Unbekannte Krieger war allein und drehte sich um, als der Protektor sich ihm näherte.
    »Aeb.« Der Unbekannte begrüßte ihn mit einem Nicken.
    Aeb erkannte sofort, dass der Unbekannte etwas gespürt hatte. Es war ein Geheimnis, das im Seelenverband oft zur Sprache kam. Niemand konnte erklären, wie Sol, dessen Seele wieder in seinen Körper zurückgekehrt war und der mit seinen Protektorenbrüdern nicht mehr in unmittelbarem Kontakt stand, fähig war, sie dennoch alle zu spüren und ihre Gefühle aufzufangen, auch wenn er sie nicht vollständig erfassen konnte. Dies schenkte ihnen Hoffnung, dass sie immer noch auf eine unauslöschliche Weise miteinander verbunden blieben, auch wenn sie eines Tages aus der Bindung entlassen werden sollten. Darum beteten sie alle.
    »Verzeih mir, dass ich dich störe.«
    Der Unbekannte schüttelte den Kopf. »Du bist mir immer noch nahe«, sagte er. »Und dir macht etwas Sorgen. Eigentlich solltest du ruhen.«
    »Ja.«
    »Dann sprich frei. Denser hat es dir bereits erlaubt.«
    »Es ist immer noch schwer«, sagte er. »Nach all den Jahren …«

    »Du hast etwas im Seelenverband gehört«, mutmaßte der Unbekannte.
    »Ja«, sagte Aeb. »Allerdings darf ich diese Informationen nicht weitergeben, Sol. Du kennst die strengen Regeln der Berufung.«
    »Aber du kannst auf eine direkte Frage deines Gebieters auch nicht lügen«, sagte Denser, der gerade zu ihnen trat. »Entschuldigung, dass ich gelauscht habe.«
    Aeb drehte sich zu dem Magier herum.
    »Dann frage«, sagte der Unbekannte.
    »Aeb, nimm die Fragen des Unbekannten so, als kämen sie von mir. Antworte uns beiden«, sagte Denser.
    »Ja.«
    Denser forderte den Unbekannten mit einem Blick auf, seine Frage zu stellen.
    »Kämpfen die Protektoren?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In Arlen.«
    »Und Xetesk kontrolliert die Stadt?«
    »Ja.«
    »Wie weit wurden die Dordovaner zurückgeworfen?«
    »Sie wurden vernichtet.«
    »Was?« Der Unbekannte gaffte fassungslos und wandte sich an Denser.
    »Gab man ihnen die Möglichkeit zu kapitulieren?«, fragte der Magier.
    »Nein.«
    »Und die Protektoren hatten Befehl, sie alle zu töten?«
    »Alle, die den magischen Angriff überlebt haben. Kavallerie wurde ausgesandt, um die weiter außen stationierten Truppenteile zu erledigen.«
    Der Unbekannte und Denser wechselten einen weiteren
Blick. Aeb fand dies tröstlich, da er in ihren Gesichtern das gleiche Unbehagen erkannte, das er auch selbst empfand. Er würde dies später seinen Brüdern mitteilen.
    »Beschreibe den Spruch und seine Wirkung«, befahl Denser.
    Aeb hielt inne und beriet sich mit dem Seelenverband.
    »Eine vereinte Feuerkugel. Die Magier nannten sie eine Flammenwalze. Sie wirkte in einem weiten Umkreis und hat das nordwestliche Viertel Arlens zerstört. Am Punkt des Aufschlags ist auch einen Tag nach der Anwendung die Hitze noch zu groß, dass man sich dort aufhalten könnte.«
    Der Unbekannte fluchte. »Sie räumen einen Weg frei«, sagte er. »Und sie treten alle

Weitere Kostenlose Bücher