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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nur eine kleine Unbequemlichkeit.«
    Hirad konnte sehen, dass sie die Aufmerksamkeit einiger anderer Gäste in der Nähe erregt hatten.
    »Wir sollten die Stimmen dämpfen«, sagte er leise.
    »Wir sollten sogar noch mehr tun«, sagte der Unbekannte. »Wir sollten zum Gasthof zurückkehren und bis zur Morgendämmerung in unseren Zimmern bleiben.
Was ich hier spüre, gefällt mir nicht. Hat jemand eine Ahnung, wann Denser und Erienne zurückkommen wollen?«
    Ilkar schüttelte den Kopf. »Ihretwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sie sind Magier, und das kann jeder Elf erkennen. Man wird ihnen nichts tun. Vielleicht bittet man sie um Hilfe, aber man wird ihnen nichts tun.«
    Sie standen auf und gingen. Ilkar entschuldigte sich bei dem Jungen, der gerade eine Platte mit Fleisch und Käse servieren wollte. Er bezahlte alles und führte seine Freunde nach draußen.
    »Was meinst du, werden wir uns auch diese Seuche einfangen?«, fragte Hirad.
    »Keine Ahnung«, sagte Ilkar. »Aber darüber können wir uns jetzt wirklich nicht den Kopf zerbrechen.«
    Er zuckte mit den Achseln und ging weiter. Er versuchte, sich unbefangen zu geben, doch Hirad konnte sehen, dass Ilkar sehr besorgt war. Nicht nur seinetwegen, sondern auch wegen ihrer Suche nach Magiern. Hirad hoffte, die Morgendämmerung würde ein freundlicheres Licht auf alles werfen, doch irgendwie bezweifelte er es.
     
    Mercuuns Sturz war ebenso erschreckend wie vorhersehbar. Nachdem sie entsetzlich langsam zur Seilbrücke hinaufgeklettert waren, hatten sie die unbeholfene, nervenaufreibende Überquerung des Ix in Angriff genommen. Mercuuns Schwäche und sein gestörter Gleichgewichtssinn gefährdeten sie beide.
    Fünfmal musste Rebraal sich an die Seile der schwankenden Brücke klammern, als sein Freund ausglitt oder stolperte. Er ignorierte das Stechen in der linken Schulter und half Mercuun, während er Atem schöpfte.
    Es war schrecklich anzusehen. Mercuun war der Trittsicherste
von ihnen allen gewesen. Er hatte sich mit der Eleganz eines Panthers und der Gewandtheit eines Affen bewegt. Er hätte ein TaiGethen sein können. Jetzt hatte ihn irgendetwas, das man nicht ergründen konnte, binnen drei Tagen in ein schlotterndes Trampeltier verwandelt, das Höhenangst hatte.
    Rebraal hatte, offenbar voreilig, erleichtert aufgeatmet, als sie das gegenüberliegende Ufer erreicht hatten und Mercuun schwitzend und zitternd die Arme um einen Ast schlingen konnte. Rebraal hatte, obwohl benommen vor Fieber und Anstrengung, sofort mit dem Abstieg begonnen und Mercuun gesagt, er solle ausruhen, bis er sicher war, dass er sich bewegen konnte, so lange es auch dauern mochte. Rebraal hätte selbst Tage auf seinen Freund gewartet, doch Mercuun sah so aus, als hätte er nicht mehr so viel Zeit. Meru spürte es selbst. Deshalb setzte er sich viel zu schnell wieder in Bewegung.
    Rebraal war noch zwanzig Fuß über dem Boden, als über ihm ein dicker Ast brach. Eine dunkle Gestalt stürzte an ihm vorbei, Blätter und Holzsplitter flogen in alle Richtungen. Mercuun stürzte geräuschlos an ihm vorbei, er hatte Arme und Beine ausgebreitet, um seinen Sturz so gut wie möglich abzubremsen. Dies und die Schlaffheit seines Körpers, als er unten aufschlug, rettete ihm zweifellos das Leben.
    So fand Rebraal ihn mit gebrochenen Knochen, aber noch lebendig unten vor.
    »Meru, sprich mit mir.«
    »Es tut weh, Rebraal, es tut weh.«
    »Natürlich tut es weh. Du bist achtzig Fuß tief gefallen.«
    Rebraal musterte ihn, er konnte fast nicht glauben, was er sah. Mercuun bewegte sich und war bei Bewusstsein,
aber sein linkes Bein war in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Der linke Arm lag unter ihm, und aus dem Mund rann ein Blutfaden.
    »Bleib still liegen. Ich hole etwas Casimir gegen die Schmerzen.«
    »Beeil dich.«
    Rebraal rannte los und suchte die breiten, hellgrünen Blätter und die gelbgrünen kugeligen Früchte. Er achtet kaum auf seinen eigenen Zustand, das Adrenalin verbannte die Schmerzen und das Fieber. Er musste sich beeilen. Nicht nur weil Mercuun solche Qualen litt, sondern auch, weil der Regenwald voller Raubtiere und Aasfresser war. Und in diesem Augenblick war sein Freund eine leichte Beute.
    Mercuun hatte, was vielleicht eine Gnade war, das Bewusstsein verloren, als Rebraal zu ihm zurückkehrte. Fliegen krochen über sein Gesicht, und eine Eidechse schnüffelte am Blut herum, das aus seinem Mund rann. Droben in den Bäumen hatten sich bereits Vögel versammelt.
    »Tual,

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