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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wenig beunruhigt, weil man sie so früh aus dem Bett geholt hatte. Jeder nahm seinen Platz am Tisch ein. Niemand sprach ein lautes Wort, obwohl Heryst die Energie von Kommunionen spürte, als einige versuchten, sich bei
Freunden zu erkundigen, die einen höheren Rang bekleideten als sie selbst und die daher womöglich besser informiert waren.
    »Meine Freunde, ich bitte um Verzeihung dafür, dass ich so früh Eure Nachtruhe stören musste, und ich entschuldige mich auch für meinen Aufzug«, sagte Heryst, als sie alle saßen. Er war staubig und verschwitzt von der Reise und hatte die hochgezogenen Augenbrauen einiger Ratsmitglieder durchaus bemerkt. »Es gibt jedoch einige Dinge, die ich wissen muss, und einige Dinge, die Ihr erfahren müsst.«
    Am Tisch erhob sich Gemurmel. Heryst sah nach links und begegnete dem Blick seines Mentors Kayvel. Er berührte den Arm des weißhaarigen, aber immer noch starken alten Mannes, lächelte und nickte.
    »Es ist geschehen«, sagte er leise.
    Kayvel seufzte. Seine grauen Augen funkelten in der Sonne und im Laternenschein. »Und das zu meinen Lebzeiten.«
    »Ich danke den Göttern, dass Ihr hier seid und mich beraten könnt.«
    »Sprecht«, forderte Kayvel ihn auf.
    Heryst wandte sich an den Rat und begann.
    »Meine Freunde, wie Ihr wisst, bin ich gerade aus Dordover zurückgekehrt. Ich hatte gehofft, von Vuldaroq die Zusicherung zu bekommen, dass der Konflikt in Arlen beendet wird, bevor ich nach Xetesk reiten und Dystran zu der gleichen Zusage bewegen wollte.
    Stattdessen musste ich feststellen, dass wir vor der schwersten Krise seit Jahrhunderten stehen. Ich habe schon viele Feindseligkeiten und Scharmützel erlebt, die jedoch alle durch Verhandlungen beigelegt werden konnten. Heute aber, meine Freunde, haben wir es mit einem
regelrechten Krieg zu tun. Ein Krieg zwischen mächtigen Kollegien zu einer Zeit, da der Fortbestand der Magie in ganz Balaia infrage gestellt wird. In einem Augnblick, da wir doch eigentlich zusammenhalten und den Schaden beheben sollten, der unserem Land durch die Magie zugefügt wurde, haben sich zwei Kollegien entschlossen, uns alle in Stücke zu reißen. Und alles nur wegen eines toten Mädchens und wegen der Informationen, die man von zwei sterbenden Elfen bekommen kann.
    Sollte uns das überraschen? Vielleicht nicht. Schließlich konnten wir sehen, wie Xetesk und Dordover sich um Lyanna gestritten haben. Wir haben gesehen, wie Dordover Erienne, eine ihrer eigenen Magierinnen, verriet und den Hexenjägern überließ. Und wir haben gesehen, dass unser General Darrick unser Bündnis mit Dordover derart widerwärtig fand, dass er von seinem Posten desertiert ist. Und man kann heute noch sehen, was die Protektorenarmee aus Xetesk in Arlen angerichtet hat.«
    »Aber ist es wirklich ein Krieg?«, fragte jemand auf der anderen Seite des Tisches. »Ist es nicht vielleicht doch nur eine Kraftprobe?«
    »Ich habe auf der überstürzten Reise hierher mein Pferd zuschanden geritten, weil es tatsächlich ein Krieg ist. Beide Kollegien wollen ihn und werden uns hineinziehen, ob es uns gefällt oder nicht. Ich fürchte um unser Kolleg, und ich fürchte um Julatsa, weil ich nicht glaube, dass dieser Kampf enden wird, wenn Xetesk oder Dordover besiegt ist. Das Gleichgewicht der Magie wird unwiderruflich gestört, und der Sieger wird unweigerlich nach der Vorherrschaft streben.
    Vuldaroq informierte mich, dass Xetesk die Flüchtlingslager aufgelöst und die Menschen wie Vieh vertrieben habe. Sie haben sich verstreut, viele sind nach Norden
zum Dord geflohen. Einige werden sicherlich auch hier auftauchen.
    Kayvel, bitte nehmt mit unseren Delegierten in Xetesk Kontakt auf. Vergewissert Euch, dass sie wohlauf und frei sind. Gibt es sonst noch Fragen?«
    Er sah sich am Tisch um. Niemand sagte etwas.
    »Gut. Ich werde mich jetzt umziehen und ausruhen. Ihr könnt hier bleiben und mit der Planung beginnen. Vergesst nicht, wenn der Krieg zu uns kommt und unsere Verhandlungen zu nichts führen, dann müssen wir möglicherweise nicht nur uns selbst, sondern auch Julatsa verteidigen.«
    Die Tür am Ende der Kammer wurde krachend geöffnet.
    »Mein Lord Heryst, hoher Rat. Ich bitte um Verzeihung, aber ich muss mit Euch sprechen.«
    Heryst beschwichtigte das aufgeregte Gemurmel mit einer Handbewegung und nickte der Frau zu. Sie war die Leiterin der Gruppe, die das Mana-Spektrum überwachte.
    »Sprecht, Dunera.«
    »Mein Lord.« Sie nickte. »Wir haben ein Problem im Spektrum über

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