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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Enzianpflanzen, die Ren zu einer Paste einkochen und trocknen wollte, um ein Insektenschutzmittel zu bekommen. Es war nicht perfekt, aber es war das Beste, was sie hier auftreiben konnten.
    »Darf ich dich mal was fragen?«
    »Ja, Hirad, du darfst«, antwortete Ilkar, »und ich sage das mit allen gebotenen unguten Vorahnungen.«
    »Du erzählst uns immer wieder, wir verstünden nicht, wie die Elfen hier leben, und wenn es nach Kapitän Neunmalklug geht, der da drüben in der Hängematte schnarcht, dann haben wir sogar die Büsche auf die falsche Weise abgeholzt. Heißt das jetzt, dass wir das Land hier allein schon dadurch stören, dass wir da sind?«
    Ilkar konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Das ist ungewöhnlich einfühlsam für dich. Lass uns noch etwas Tee machen, und dann erkläre ich dir einige nützliche
Einzelheiten. Das könnte auch dazu beitragen, dass ihr weniger Verletzungen abbekommt.«
    »Ich habe eine viel bessere Idee«, sagte Hirad. Er griff in seinen Sack und zog einen versiegelten Beutel heraus, den er Ilkar herüberwarf. »Den habe ich aufgehoben.«
    Ilkar öffnete den Beutel und schnüffelte. Er lächelte. »Kaffee.«
    »Das fällt jetzt unter Ausrüstung für Notfälle, oder?« Darrick hatte es aufgeschnappt und sofort den Kopf gehoben.
    »Eigentlich nicht, General, aber wer meint, ich hätte mich damit nicht belasten dürfen, kann sein Gewissen erleichtern, indem er verzichtet.«
    Ilkars Lachen durchbrach das Schweigen. »Haben wir da vielleicht Platz für einen weiteren Topf?«
    Sie machten Platz, und bald darauf, als der Kaffeeduft ihnen in die Nase stieg und jeder einen dampfenden Pott in der Hand hatte, begann Ilkar zu erklären.
    »Im Mittelpunkt des elfischen Lebens auf Calaius steht der Glaube an das Gleichgewicht des Lebens. ›Harmonie‹ ist das Wort, das dieser Vorstellung in der Übersetzung noch am nächsten kommt. Die Elfen glauben, alle Elemente  – Luft, Erde, Feuer, Wasser und Mana – existieren in einem Zustand ewiger Harmonie, und es gebe ein empfindliches Gleichgewicht, das geschützt werden müsse. Ich kann nicht oft genug betonen, wie tief diese Überzeugungen im Glauben der Elfen verwurzelt sind, die hier leben, und mit welcher Leidenschaft diese Werte verteidigt werden. Jeder Elf hält sich daher mehr oder weniger für einen Hüter der Harmonie, und deshalb solltet ihr mit flapsigen Kommentaren und achtlosen Handlungen sehr vorsichtig sein.«

    »Und was passiert, wenn diese Harmonie gestört wird?«, fragte Denser.
    »Nun, das hängt davon ab, was man glauben will. Es gibt Schriften, in denen Überschwemmungen vorhergesagt werden, die das Land läutern sollen. Oder dass Wolken das Blätterdach verkümmern lassen, ehe die Sonne wieder durchbrechen kann und neues Leben wachsen lässt. In manchen Schriften wird auch der Untergang des Elfenvolks prophezeit, doch man sollte vorsichtig sein und diese Weissagungen nicht allzu wörtlich nehmen. Sie sind meiner Ansicht nach nur Ermahnungen, gut auf das Land aufzupassen.«
    Ren, die neben ihm saß, nickte eifrig. »Die meisten Elfen benutzen die Lehren, um ihre Kinder anzuhalten, den Wald zu achten. Er liefert ihnen Nahrung, Kleidung und Schutz … einfach alles. Es ist undenkbar, den Wald zu verschandeln.«
    Ilkar setzte seine Erklärung fort. »Nehmt beispielsweise mal Kayloor. Er hat es mindestens für unbeholfen und im schlimmsten Fall für eine Störung der Harmonie gehalten, als ihr diese kleine Lichtung freigeschlagen habt. Deshalb mag er euch nicht – ihr versteht den Wald nicht, und ihr werdet ihn nie verstehen. Es ist nichts Persönliches. Kein Fremder kann ihn verstehen. Deshalb mussten wir gewisse Bedingungen akzeptieren, damit Kayloor uns befördert.«
    »Und wir mussten zweifellos einen ordentlichen Aufschlag bezahlen«, meinte Hirad.
    »Nein, Hirad, du begreifst nicht, worauf es ankommt. Wir haben für seine Zeit und die Benutzung des Bootes einen fairen Preis bezahlt. Mehr will er nicht. Leute wie Kayloor dienen den Familien im Regenwald, nicht den Zahlmeistern im Hafen. Wie ich schon sagte, ihr versteht
es nicht, und da ihr aus Balaia kommt, werdet ihr es nie verstehen.«
    »Wie sehen diese Bedingungen aus, Ilkar?«, fragte der Unbekannte und fing den Blick des Julatsaners ein. »Wir schweben hier draußen nicht unmittelbar in Lebensgefahr, aber das heißt noch lange nicht, dass du uns über Dinge im Unklaren lassen kannst, die wichtig sein könnten.«
    »Ich weiß es, und es tut mir Leid«,

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