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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dordovanischen Kommandanten unterhalten und erklären, wie man einen geordneten Rückzug durchführt. Denn wenn sie es nicht richtig anfangen und wenn nicht genügend Dordovaner einspringen, um die Lücken zu füllen, muss Izack noch gegen eine weitere Armee kämpfen, und ich will meine eigenen Leute nicht derart schutzlos zurücklassen.«
    »Immer der General«, sagte Hirad.
    Darrick schüttelte den Kopf. »Nein, Hirad. Das hat eher mit Schuldgefühlen zu tun.«

Zwanzigstes Kapitel
    Sie hatten ihm während seiner Bewusstlosigkeit eine Augenbinde angelegt und ihn auf den Sattel gebunden. Irgendwann während des Ritts kam er zu sich. Er hatte das Gefühl, der Ritt werde niemals enden. Als sie über Nacht lagerten, zogen sie ihn vom Pferd, lösten aber nicht seine Fesseln, nahmen ihm nicht die Augenbinde ab und gaben ihm auch nichts zu essen.
    Die Armbrustbolzenwunde im Bein schmerzte schrecklich. Hin und wieder spürte er, wie das Blut sein Bein hinunterlief, doch er war in einer viel zu schlechten Verfassung, um sich deshalb Sorgen zu machen. Bei jedem Schritt des schnell laufenden Pferdes spürte er ein Stechen im Magen. Er fürchtete, dass er möglicherweise tödliche innere Verletzungen davongetragen hatte. Das Blut, das er häufig aushustete, sprach jedenfalls eine beredte Sprache. Nur gut, dass sie ihn hungern ließen. Feste Nahrung hätte er sofort wieder erbrochen.
    Irgendwann hallten die Hufschläge dumpf zwischen Gebäuden, er hörte viele Stimmen, Hammerschläge und gemeines Gelächter, und sie hielten an. Er wurde vom
Pferd gezogen und blieb flach auf dem festgetretenen Lehm liegen. Ihm war klar, dass seine letzte Reise sich dem Ende näherte. Wohin auch immer sie ihn gebracht hatten, wie diese Stadt oder das Dorf auch hieß, es gehörte den Schwarzen Schwingen, und er würde es nicht mehr lebend verlassen.
    Nur die Rettung der Elfen, die er in der Hosentasche hatte, hielt ihn am Leben. Und selbst dieses Objekt wurde ihm weggenommen, als er in einen ruhigen Raum mit einem Dielenboden und einer hohen Decke geführt wurde, der nach altem Bier roch. Nach der Durchsuchung, die ansonsten herzlich wenig ergeben hatte, wurde er auf einen Stuhl verfrachtet, man band ihm die Arme los und zog ihm die Augenbinde vom Kopf.
    Er wusste nicht, was er tun sollte, deshalb versuchte er alles gleichzeitig. Er blinzelte, um mit den verquollenen Augen etwas zu erkennen, er versuchte, seine Arme zu massieren, um wieder Hände und Finger zu spüren, und betastete die Verletzung, die bei jedem Herzschlag pochte. Er hatte völlig die Orientierung verloren, und so hielt er schließlich inne, holte tief Luft und beschloss, zunächst die Lage zu sondieren.
    Trotz der angeschlagenen Schulter und des Ellenbogens hob er eine Hand zum Gesicht und tastete mit geschwollenen Fingern seine Augen ab. Langsam und unter Schmerzen klärte sich sein Blick. Er saß auf einem Stuhl mit gerader Lehne an einem Tisch, einem Mann gegenüber, neben dem zwei weitere standen. Auf dem Tisch standen Becher, ein Krug und ein Teller mit Brot und Dörrfleisch. Der Anblick des Essens war ihm zuwider, sein Magen machte Bocksprünge, und er schüttelte sich vor Übelkeit.
    Er befand sich in einem Gasthof – das verrieten ihm die Theke, die Gerüche und die Möblierung –, der allerdings
seit langer Zeit keine Gäste mehr gesehen hatte. Schwere Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, von draußen drangen gedämpfte Geräusche herein. Die Fenster lagen links von ihm, und er saß in der hinteren Ecke des Raumes.
    Dann fiel sein Blick auf das verunstaltete Gesicht des Mannes vor ihm. Ein Auge war weiß, ein Mundwinkel nach unten gezogen. Er wusste, wer dieser Mann war, auch wenn er ihm noch nie begegnet war.
    »Selik«, sagte er mühsam durch einen Mund voll halb geronnenem Blut.
    »Hauptmann Yron, Soldat aus Xetesk.« Seliks Stimme leierte etwas, als sei er betrunken. »Wie ich erfahren musste, habt Ihr meine geschätzte Patrouille erheblich dezimiert.«
    Yron schaffte es sogar zu kichern, obwohl ihm nie weniger nach Lachen zumute gewesen war. »Ich habe versucht, sie zu warnen.«
    Selik hob eine Hand. »Nun gut, dazu kommen wir später. Zunächst einmal denke ich, Ihr könntet etwas Wasser brauchen. Ich hätte Euch gern Wein angeboten, aber ich fürchte, der ist hier schon vor langer Zeit ausgegangen.«
    »Wo sind wir hier?«
    Selik schenkte einen Becher Wasser ein, den Yron dankbar an die Lippen setzte. Der kühle Trank belebte ihn sofort. Er spuckte

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