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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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reist nach Norden nach Balaia.«
    »Wollen sie eine Invasion durchführen?«, fragte Hirad.
    »Was bleibt ihnen übrig?« Ilkar zuckte mit den Achseln. »Sie wollen nicht sterben. Wir auch nicht.«

    »Also gut«, sagte Denser, der zu einer Entscheidung gelangt war. »Ich fliege nach Ysundeneth. Noch heute Abend breche ich auf. Jevin kann dann hierher segeln, das geht vielleicht schneller.«
    »Einverstanden«, sagte Ilkar. »Aber ich komme mit. Gut möglich, dass du einen freundlichen Elf brauchst.«
    Denser lächelte traurig, und ihm wurde die Kehle eng. »Freundlich, sagst du? Hier ist noch etwas, um deine Freundschaft auf die Probe zu stellen, Ilkar. Willst du wissen, wer den Tempel angegriffen hat? Das war Xetesk.«

Achtes Kapitel
    Jevin hatte seine Mannschaft in den letzten drei Tagen nicht mehr von Bord gelassen und zwei Magier gut bezahlt, damit sie mit der Calaianische Sonne zurück nach Balaia fuhren, wann immer dieser Tag auch kommen mochte. Wie alle Elfen neigte auch Jevin nicht zu überstürzten Maßnahmen, doch die Lage in Ysundeneth war ohne Beispiel. Acht Tage lang hatte er zugesehen, wie aus Unbehagen Angst und schließlich Panik geworden war.
    Sobald die Seuche nach mehr aussah als nach einem örtlich begrenzten Ausbruch einer Infektionskrankheit, hatte er seine Matrosen losgeschickt, um die Magier anzuheuern und das Schiff mit Proviant zu versorgen. Wasser, Dörrfleisch, Reis, Korn, Biskuit und Wurzelgemüse hatten sie eingekauft, außerdem Äpfel, unreife Grapefruit, Zitronen und alles andere, was sich länger als ein paar Tage hielt.
    Unter Deck waren die Laderäume längst umgebaut worden, um Passagiere aufzunehmen. Es war eng, und es gab keine privaten Räume, doch weder Protektoren noch xeteskianische Magier hatten sich je darüber beklagt. Jevin
war nicht sicher, mit wie vielen Elfenmagiern Ilkar rechnete. Mehr als hundert sicherlich, wenn er sie bekommen konnte. Jevin hatte sich auf diese Zahl eingestellt.
    Als er jedoch beobachtete, wie sich die Katastrophe in Ysundeneth entwickelte, und Gerüchte über ähnliche Vorfälle aus anderen Städten hörte, fragte er sich, ob Ilkar und der Rabe überhaupt zurückkommen würden. Es war äußerst deprimierend, hilflos zusehen zu müssen, wie sich die Elfen in Calaius’ größtem Hafen von ruhigen, friedlichen Bürgern in so kurzer Zeit in einen wütenden Mob verwandelten. Überraschend war es freilich nicht.
    Es musste eine Seuche sein, die das Volk heimsuchte, doch sie schlug willkürlich zu. Es gab keine nachvollziehbaren Ansteckungswege und keine Heilung. Sie konnte acht Mitglieder einer Familie treffen und den einzigen Überlebenden allein mit seinem Kummer zurücklassen. Keine Gegend war immun, in einer Straße konnte ein einziges Haus verschont bleiben, während in der nächsten nur ein einziger Haushalt getroffen wurde und der Rest unberührt blieb. Die Unberechenbarkeit ließ Hoffnung und Hass in gleichem Maße keimen, doch Letzterer zerstörte die Gemeinschaft der Elfen. In manchen betroffenen Gebieten waren Überlebende als Träger der Seuche verfolgt worden. Einige waren geschlagen, andere sogar getötet worden, weil sie es gewagt hatten zu überleben.
    Anderswo sammelten sich Einwohner, die verschont geblieben waren, und forderten von den städtischen Behörden Hilfeleistungen, die diese nicht zu erbringen vermochten. Lebensmittel waren gehortet und geplündert worden, Abfallberge türmten sich in den Straßen auf, seit einiger Zeit kamen Leichen hinzu. Geschäfte, Gasthöfe und Läden waren geschlossen und verbarrikadiert, die Märkte verwaist.

    Wie alle Kapitäne, deren Schiffe im Hafen lagen, ankerte auch Jevin inzwischen ein Stück weiter draußen. Er machte sich nicht nur wegen der Krankheit Sorgen, sondern vor allem wegen der Banden, die sich im Hafen herumtrieben und auf schnellstem Wege die Stadt verlassen wollten. Aus Ysundeneth waren bereits alle Nicht-Elfen verschwunden. Vor allem gegen sie hatte sich anfangs das Misstrauen gerichtet, doch da sie überwiegend Kaufleute und Matrosen waren, hatten sie einfach die Anker gelichtet und waren nach Balaia zurückgekehrt, obwohl auch auf dem Nordkontinent die Verhältnisse alles andere als stabil waren. Ein Dutzend Schiffe hatte jedoch keine Fracht laden können und konnte deshalb noch nicht in See stechen.
    Für die Elfen wäre die Flucht ohnehin ein ebenso verzweifelter wie vergeblicher Schritt gewesen. Die Seuche war nicht ansteckend, sie verbreitete sich weder durch die Luft

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