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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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abholen.«

    Jevin nickte. Er sollte seine Antworten bekommen, und sein Wunsch zu helfen sollte sich erfüllen.
    »Bootsmann!«, rief er. »Signalisiere den anderen Schiffen. Ich muss auf der Stelle die Kapitäne sprechen.« Dann wandte er sich wieder an Ilkar und hielt den Elf an der Schulter fest. »Wir wollen Euren nassen Gefährten auffischen, und dann könnt Ihr mir bei einem Becher Wein erzählen, was hier eigentlich los ist.«
     
    Die drei xeteskianischen Schiffe hatten volle Segel gesetzt und zogen auf einer sechs bis acht Fuß hohen Dünung rasch dahin. Der Wind wehte stark und gleichmäßig unter einer dünnen Wolkendecke und hielt das schmutzig graue Segeltuch straff gespannt.
    Hauptmann Yron saß am Hauptmast des vorderen Schiffs auf einigen mit Netzen gesicherten Kisten und drehte das Bruchstück des Daumens hin und her. Den ganzen Morgen hatte es niemand gewagt, sich ihm zu nähern. Anscheinend bot er mit den Verbänden auf Händen und Gesicht einen erschreckenden Anblick, doch nicht nur dies ließ die Leute zögern.
    Die ganze Nacht über war er auf dem Deck hin und her gewandert und hatte trotz seiner Müdigkeit nicht schlafen können. Heilsprüche waren gewirkt worden, während er lief, und die Verbände konnten nur angelegt werden, weil Erys ihn lange genug festgehalten hatte. Nachdem ihm der achte oder zehnte Mann zu seiner erfolgreichen Mission gratuliert hatte, war er explodiert und hatte auf allen drei halb leeren Schiffen sämtliche Schläfer geweckt. Er musste es loswerden. Als ob irgendeine Beute diesen Verlust rechtfertigen könnte, ganz zu schweigen von der armseligen Sammlung von Pergamenten und Texten, die Erys herausgebracht hatte. Hundertfünfzig Männer waren in
den calaianischen Regenwald aufgebrochen. Mit äußerst komplizierten Illusionen und Spiegelungen hatten sie ihren Vorstoß vor den TaiGethen und den Krallenjägern verborgen. Es hatte gewirkt, bis sie das vorgeschobene Lager erreicht hatten. Nur noch zwei der hundertfünfzig waren am Leben und konnten berichten, was geschehen war, und weitere vierzig waren bei der Verteidigung des Flussdeltas gefallen.
    Erfolg? Nein, er hatte versagt. Zum Teufel mit Xetesk. Der Kreis der Sieben würde seine Rückkehr natürlich mit breitem Lächeln und Händeschütteln quittieren. Er zweifelte nicht, dass Erys’ Annahmen hinsichtlich der Bedeutung der geborgenen Dokumente zutrafen.
    Nein. Ihm ging es um Ben-Foran. Ben, der ihm bedingungslos vertraut und der an ihn geglaubt hatte. Ben, der gefallen war, weil er, Yron, im letzten Augenblick dem Irrtum aufgesessen war, sie seien schon in Sicherheit, und weil er vergessen hatte, wie schnell ein Panter rennen konnte.
    Einen Sohn und eine Familie hatte er nie gehabt, er hatte nie geheiratet. Er war der typische Berufssoldat, viel zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt, um zu erkennen, wie schnell die Jahre vergingen. In Ben hatte er eine Möglichkeit gesehen, dieses Versäumnis auszugleichen. Er wollte den Mann aus ihm machen, den er in ihm sah. Damit wollte er auch sich selbst etwas geben, auf das er stolz sein konnte.
    Allerdings hatte er versagt. Der Bursche, der mit dem Lysternier Darrick um den Rang des besten Soldaten hätte wetteifern können … all die Möglichkeiten, die nun auf so tragische Weise unerfüllt bleiben sollten. Das Einzige, das nachträglich seinem Tod einen Sinn verleihen konnte, waren die gestohlenen Schriften. Sonst wäre sein Tod eine Verschwendung gewesen, und Yron hasste jede Art von Verschwendung.

    Als die Netze ein wenig nach rechts rutschten, schaute er auf. Erys hatte sich neben ihn gesetzt. Schweigend saß er da, der einzige Gefährte, den Yron ertragen konnte. Der einzige, der es vielleicht verstehen konnte. Erys wartete und gab Yron die Möglichkeit, etwas zu sagen, falls er es wollte. Nach einer Weile begann Yron tatsächlich zu reden.
    »Es ist noch nicht vorbei, Erys. Noch lange nicht.«
    »Die Schuldgefühle werden vergehen«, erwiderte Erys.
    Yron schüttelte den Kopf. »Das meinte ich nicht, obwohl ich nicht glaube, dass sie verschwinden werden. Nicht vollständig.«
    »Oh.« Erys schwieg einen Moment. »Macht Euch wegen des Raben keine Sorgen, Hauptmann«, sagte er, als er es endlich verstanden hatte. »Wir werden wohlbehalten Xetesk erreichen, ehe sie überhaupt in See gestochen sind. Wo ist ihr Schiff? Vermutlich in Ysundeneth.«
    »Wie alt seid Ihr, Erys?«
    »Fünfundzwanzig, Sir.«
    Yron kicherte. »Das dachte ich mir. Noch so jung, und schon

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