Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Chaos und an Ben-Forman. Ihr seid mir was schuldig, Junge.«
Er wühlte in der Hosentasche herum und zog den Daumen heraus, den er Dystran übergab. Der Herr vom Berge nahm ihn gierig.
»Oh, keine Sorge, Hauptmann, Ihr sollt ihn zurückbekommen. Er muss jedoch genau untersucht und studiert werden.« Lächelnd schaute er wieder auf. »Keine Sorge, er gehört nach wie vor Euch. Aber jetzt, bitte, wascht Euch, ruht Euch aus und zieht Euch um. Wir werden Euch zu Ehren ein Festmal ausrichten. Bei dieser Gelegenheit können wir auch besprechen, was nötig ist, um die Elfen zu besänftigen. Hauptmann Yron, Erys, vielen Dank. Ihr habt Xetesk einen unschätzbaren Dienst erwiesen.«
Doch als Yron den Audienzsaal verließ, war er gar nicht mehr so sicher, dass dies zutraf. Nein, er war überhaupt nicht mehr sicher.
Es war ein langer, und wenn Yron völlig ehrlich war, äußerst angenehmer Abend gewesen. Der Krieg draußen vor den Toren schien unendlich fern. Er hatte den Tag damit verbracht, sich in den luxuriösen Gemächern zu entspannen, hatte zwei Bäder genommen und nach einer halben Ewigkeit endlich wieder einmal in einem ordentlichen Bett mit Matratze und Bettzeug geschlafen.
Als er schließlich das schöne dunkle Seidenhemd und die Lederhose anzog, für die Dystrans Schneider von seinen alten Sachen die Maße genommen hatte, gelangte er allmählich zu der Überzeugung, dass seine unguten Vorahnungen vielleicht doch gegenstandslos waren. Er bedauerte nur, dass Ben nicht da war, um die Früchte seines Erfolges zu genießen.
Das neue, mit Gold und Silber verzierte Halfter, in dem seine alte Axt steckte, passte wie angegossen, doch er hatte es auf dem Bett liegen lassen. An diesem Abend wollte er nichts bei sich tragen, das ihn an den Kampf erinnerte, und so war er unbewaffnet zum Essen gegangen. Das Bankett entsprach voll und ganz dem, was Dystran angedeutet hatte. Auf ihn und Erys wurden mehrmals Trinksprüche ausgebracht, und die mächtigsten Männer von Xetesk lobten sie für ihren Erfolg und drängten sie immer wieder, in aller Ausführlichkeit über ihre Erlebnisse auf Calaius zu berichten.
Zunächst hatte Yron sich vorsichtig und verschlossen gegeben, doch dann löste der vorzügliche Rotwein in seinem anscheinend unerschöpflichen Kelch seine Zunge, und er hatte mit wachsender Begeisterung am Fest teilgenommen. Am Ende war er, was höchst selten vorkam, wirklich ausgelassen.
Als der Abend seinen Lauf nahm, war Yron schließlich benommener vom Wein, als ihm lieb war, und ging hinaus,
um sich zu erleichtern. Auf dem Rückweg zum Speisesaal schlenderte er gemächlich durch den von Laternen erhellten, mit Bildern geschmückten Wandelgang. Helles Licht drang aus offenen Türen, Gläser klangen, das Besteck der Gäste klirrte.
Direkt vor der Tür blieb er stehen, um einen Diener vorbeieilen zu lassen, dessen Arme mit Tellern förmlich überladen war. In diesem Moment vernahm er Dystrans Stimme von drinnen und fand, es könne nicht schaden zu hören, was die Herrscher dachten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. Er sah sich um, ob er beobachtet wurde. Abgesehen von den Protektoren neben der Tür war er allein auf dem Flur, also lauschte er.
»Das Aryn Hiil wird uns sicherlich zu großen Einsichten verhelfen«, sagte Dystran gerade.
»Meine Gelehrten arbeiten bereits an der Übersetzung«, antwortete Ranyls brüchige Stimme.
»Ihr müsst mich unbedingt auf dem Laufenden halten.« Sein Desinteresse war nicht zu überhören. »Aber jetzt haben wir mit diesem scheinbar so unbedeutenden Gegenstand eine viel einfachere Lösung für unser Problem gefunden.«
»Das ist allerdings eine sehr einschneidende Maßnahme, mein Lord.«
»Bei jedem Konflikt sterben Unschuldige, Ranyl«, erklärte Dystran. »Durch dieses kleine Stück kunstvoll bearbeiteten Marmors werden wir keinen einzigen Mann oder Magier verlieren, um diesen Teil unseres Plans zu verwirklichen. Julatsa wird als magische Kraft ausgelöscht werden. Wir müssen einfach nur das Stück festhalten und zusehen, wie die Elfen sterben. So viele, wie wir wollen. Was für ein Schatz.«
»Vorausgesetzt, es gelingt uns, die verbündeten Kollegien von unseren Toren fern zu halten.«
»Diese Aufgabe vertraue ich unseren Kommandanten an, und sie versichern mir, dass wir siegen werden.«
Um Yron drehte sich alles, und er stemmte eine Hand an die Wand, um sich abzustützen. Sein Mund war trocken, sein Magen rebellierte. All die Freude über seinen Erfolg war
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