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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sollen.«
    »Warum denn nicht? Die Al-Drechar waren doch bei dir, oder nicht?«
    »Gewissermaßen.«
    »Erienne?«
    »Nun ja, sie meinten, ich sei noch nicht dafür bereit. Mein Spruch sei nicht präzise genug und würde mich zu sehr beanspruchen. Sie hatten recht.«
    »Was genau hast du eigentlich getan?«
    »Ich habe die die bindenden Elemente entfernt. Was blieb, war, einfach gesagt, nichts als trockener Staub. Du kannst dir vorstellen, dass es schwierig ist, die Grundbausteine der Physik zu zerlegen.«

    »Jedenfalls war es beeindruckend«, sagte Darrick. »Und ob Rabe oder nicht, ich werde für immer in deiner Schuld stehen. Kannst du jetzt reiten, Erienne?«
    »Wenn es nicht zu weit ist. Ich bin erschöpft.«
    »Wir müssen aus der Stadt heraus und uns vor der Morgendämmerung ein gutes Stück von ihr entfernt haben. Ich kenne ein paar Meilen östlich einen Ort, an dem wir rasten können. Ich nehme an, wir wollen zu den Al-Arynaar?«
    »Lasst uns aufbrechen, wir können unterwegs reden«, sagte der Unbekannte. »Wir gehen es ruhig an, bis wir offenes Gelände erreicht haben, damit Erienne sich noch etwas erholen kann. Ist jemand verletzt? Nein? Dann lasst uns aufbrechen.«
    Sie stiegen wieder auf, der Unbekannte und Hirad ritten mit Darrick vorneweg, ein wenig schneller als im Schritttempo, durch die frühmorgendlichen, stillen Straßen. Von Verfolgern war nichts zu hören.
    »Die Mühe werden sie sich wohl sparen«, überlegte Darrick. »Sie können sich denken, wohin wir wollen. Andere Möglichkeiten haben wir kaum.«
    »Das macht die Sache kompliziert«, sagte Hirad.
    »Von jetzt an müssen wir jeden Nicht-Elfen als potenziellen Feind betrachten – abgesehen vielleicht von Izack, aber auch der wird seine Befehle bekommen.«
    »Glaubst du, sie werden uns ernsthaft zu schnappen versuchen?« Hirad sah Darrick fragend an.
    »Du hast gehört, was Heryst gesagt hat«, erklärte der ehemalige General. »Er will Erienne in seine Gewalt bekommen, und noch wichtiger, er will nicht, dass sie Xetesk oder Dordover in die Hände fällt.«
    »Hm.« Der Unbekannte nagte an der Unterlippe. »Und wenn der Energieausbruch auch anderswo zu spüren war,
dann werden uns alle jagen, sobald sie sich zusammengereimt haben, was er zu bedeuten hatte.«
    »Das verstehe ich nicht«, wandte Hirad ein. »Es ist doch eine ganz andere Art von Magie.«
    »Sie zehrt aber dennoch vor allem vom Mana«, erklärte Erienne. »Und die wirkliche Macht des Einen beruht auf der Bandbreite ihrer Anwendungsmöglichkeiten.«
    »Das glaube ich dir«, sagte Hirad. »Pass nur gut auf dich auf.«
    »Mach dir bitte meinetwegen keine Sorgen«, beruhigte Erienne ihn, doch Darrick hörte, wie leidvoll ihre Stimme klang.
    Hirad drehte sich im Sattel um.
    »Das ist meine Aufgabe«, erwiderte er.
    Der Rabe verließ Lystern.
     
    »Erklärt mir, was es bedeutet«, verlangte Dystran.
    Er stand in einem Archivraum unmittelbar über den Katakomben, in denen die Laboratorien und Forschungskammern untergebracht waren. Wie jeder andere Magier im Kolleg war er von der Erschütterung im Mana unsanft geweckt worden und mit einer Art Déjà-vu-Gefühl hochgefahren. Rasch hatte er einen Mantel übergestreift und war barfuß ins Archiv gelaufen, wo seine Magier Tag und Nacht das Spektrum überwachten. Er war müde, aber erregt und wollte jetzt, eine Stunde nach dem Ereignis, endlich Antworten hören. Oder eher die Antwort.
    »Man kann es nicht sicher sagen. Der Effekt war im Spektrum kaum sichtbar, auch wenn er stark genug war, um uns alle zu wecken«, erklärte ein Magier in mittleren Jahren, den Dystran noch nie gesehen hatte.
    »Aber es kam aus Lystern«, sagte Dystran.
    »Zweifellos, Mylord.«

    »Seid so freundlich«, fuhr Dystran fort, »und sagt mir, was Ihr vermutet. Ich weiß, wie wichtig es Euch ist, möglichst genaue Angaben zu machen, aber ich muss planen, denn schließlich trage ich die Verantwortung. Was hat Eurer Ansicht nach diese Erschütterung oder diese Polarisation verursacht, oder welchen Begriff Ihr auch verwenden möchtet?«
    »Es hat sich vertraut angefühlt, Mylord«, sagte der Analytiker. »Es war mir auf eine unangenehme Weise bekannt. Wenn Ihr mich jetzt drängt, obschon ich es gern gründlicher überprüfen möchte, dann würde ich sagen, dass wir die Anwendung der Einen Magie erlebt haben. Alle Anzeichen, die wir durch das Zerstörungswerk des Nachtkindes kennen gelernt haben, waren vorhanden, doch dies war ein geordneter Ausbruch.

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