Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Kontrolliert.«
»Ja!« Dystran klatschte in die Hände. »Das war die richtige Antwort. Überprüft es trotzdem. Schlaft nicht, solange Ihr nicht die Beweise habt, die Ihr braucht, und habt keine Angst vor einer Fehleinschätzung. Die Wahrheit ist mir wichtiger als Lügen, die sich als gute Nachrichten verkleiden.«
Dystran rief seine Ratgeber zu sich und verließ den Raum.
»Nehmt Verbindung mit dem Verantwortlichen auf Herendeneth auf. Ich muss wissen, warum die Al-Drechar uns nicht verraten haben, dass es noch jemanden gibt, der die Eine Magie anwenden kann. Und holt mir Chandyr und Myx von der Front zurück. Möglicherweise müssen wir den Marsch auf Julatsa verschieben.
Ach ja, und berichtet mir über unsere Fortschritte bei den Dimensionsexperimenten, die nach den Informationen der beiden alten Frauen angesetzt wurden. Bei den Göttern, es gibt so viel zu tun.«
Er bog um eine Ecke und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, eine Wendeltreppe hinauf.
»Ranyl«, sagte er zu sich selbst, »Ihr dürft noch nicht sterben. Ich brauche Euch dringender, als die Dunkelheit Euch braucht.«
Auch in Dordover wurde die Nachtruhe aller Magier, die fähig waren, die Zeichen im Spektrum zu deuten, nachhaltig gestört. Vuldaroq hatte kurz nach Mitternacht eine starke, dringende Kommunion aus Lystern empfangen. Die Nachricht hatte ihn aus dem Bett springen lassen, und dann war er, übergewichtig, schwitzend und mit einem Tuch sein aufgedunsenes, rotes Gesicht abwischend, durchs Kolleg gerannt.
Schon im Traum hatte er den unangenehmen Einfluss im Mana-Spektrum gespürt, und als er die Berichte seiner Delegation und seiner Experten gehört hatte, sah er seine Ahnungen bestätigt.
»Verschafft Euch Gewissheit«, wies er seine Forscher an. »Aber beeilt Euch. Ich will wissen, wie dies möglich ist. Im ersten Morgengrauen will ich die lysternische Delegation sprechen. In der Zwischenzeit soll jeder verfügbare Mann den Raben jagen. Ich glaube, wir können, wie unsere Delegation annimmt, davon ausgehen, dass Erienne das Eine in sich trägt, und dass wir es abermals mit dieser Kraft zu tun bekommen. Ich will sie hierhaben, weil sie hierher gehört, denn sie ist ein Kind dieses Kollegs.«
Er setzte sich. »Bei den stürzenden Göttern, der Rabe. Ich werde den Tag preisen, an dem sie aufhören, mir das Leben so verdammt schwer zu machen.« Seufzend sah er sich um. »Kommt jetzt, wir haben viel zu tun.«
Siebtes Kapitel
Trotz des schönen Morgens herrschte im Empfangszimmer der Al-Drechar auf Herendeneth eine eher kühle Stimmung. Myriell gesellte sich wie üblich zu Cleress, die schon ihren Lieblingsplatz in der Küche eingenommen hatte, von den Elfen bei jedem unsicheren, von der Gicht gepeinigtem Schritt gestützt. Niemand hatte es gewagt, ihren Schlaf zu stören, doch ein Trio müder xeteskianischer Magier erwartete sie bereits, als sie erwachten. Sie kannte sie alle: Nyam, Leryn und Krystaj.
»Was verschafft uns dieses Vergnügen?«, fragte Myriell, nachdem sie recht viel Zeit damit verbracht hatte, ihre Kissen und Decken von Nerane, einer Helferin der Gilde, nach ihren Wünschen herrichten zu lassen.
Sie spürte die Gereiztheit der Besucher, ging jedoch darüber hinweg und achtete auch nicht auf Cleress, die immer öfter aufgeregt mit der Zunge schnalzte. Andererseits hatte Cleress unlängst viel Zeit damit verbracht, Eriennes Bewusstsein zu verteidigen, und auch als Erienne überstürzt eine Kraft eingesetzt hatte, die sie noch nicht beherrschte, war Cleress zur Stelle gewesen. Kein Wunder, dass sie müde war.
Myriell dagegen hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr und fühlte sich stark genug, um sich mit kleinen Bosheiten zu vergnügen.
»Ihr wart nicht aufrichtig«, sagte Leryn. Er war ihr Anführer und ein Dummkopf, voll falscher Freundlichkeit und Hinterlist.
»Ihr solltet eigentlich wissen, dass wir alle Eure Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet haben«, erwiderte Myriell gleichmütig.
»Ihr habt uns nicht gesagt, dass es noch jemanden gibt, der das Eine anwenden kann.«
»Ihr habt nicht gefragt.«
»Also gibt es noch jemanden.« Das war Krystaj, ein gelangweilter und erfolgloser Student und ein schlechter Magier.
»Das ist nun wieder Eure eigene Annahme«, warf Cleress ein, die endlich bemerkte, worauf Myriell eigentlich hinauswollte.
»Und wir kämen niemals auf die Idee, einer Annahme von Xetesk zu widersprechen.« Myriell sah Leryn scharf an.
»Dann verratet uns
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