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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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versteckt in einer Schlucht, einem Flusstal oder einer der wenigen noch stehenden Baumgruppen rasteten, kamen die Emotionen zum Vorschein, die er sonst zum Wohle des Raben unterdrückte. Er lief unruhig hin und her und kaute an seinen Nägeln, er ging Hirad mit dem Wunsch auf die Nerven, immer wieder den Kontakt zu Sha-Kaan zu suchen, und er fauchte Darrick an, der einen kürzeren Weg vorgeschlagen hatte.

    Jetzt waren sie eine Meile oder mehr von der Nachschubroute entfernt und reisten mitten in der Nacht durch schwieriges Gelände, um hoffentlich bald auf ein Lager der Al-Arynaar zu stoßen, ohne von den Streifen der Verbündeten erwischt zu werden. Hirad hielt es für angebracht, mit Darrick zu reden.
    »So sind wir«, erklärte er. »Das Gleichgewicht, das wir zwischen Gefühlen und praktischen Erwägungen finden, macht uns zu dem, was wir sind. Das sagt jedenfalls Erienne. Sie nennt mich den Herzschlag und den Unbekannten das Hirn.«
    »Und was bin ich dann?«, fragte Darrick.
    »Ein Freund, der noch viel über uns lernen muss.«
    »Aber ich hätte helfen und eine bessere Route auswählen können.«
    »Der Unbekannte war nicht deiner Meinung, und wir halten das, was er sagt, für richtig«, erwiderte Hirad. »In diesem Fall geht es aber auch um persönliche Belange. Wenn der Unbekannte will, dass wir vorsichtig sind, dann sind wir vorsichtig. Er hat nur deshalb aufgebracht reagiert, weil du das nicht verstanden hast. Wir tun die Dinge auf unsere Weise, und du bist jetzt einer von uns, aber wir haben alle unterschiedliche Stärken und Schwächen. Du kennst dich mit Taktik und der Reiterei aus. Der Unbekannte sorgt dafür, dass wir die Dinge auf die richtige Weise anpacken. Stelle das infrage, und du stellst seine Fähigkeiten infrage.«
    »Das würde ich niemals tun«, protestierte Darrick. »Allein der Gedanke ist schon lächerlich. Ich wollte nur helfen.«
    »Du wirst es schon noch lernen. Glaube mir, Ry, er hält sehr viel von dir. Aber jetzt helfen wir ihm bei seiner Aufgabe, und wir müssen sie ihn auf seine Weise erledigen
lassen. Wenn er Hilfe braucht, wird er es uns schon sagen.« §§§
    Darrick blies die Wangen auf und hob hilflos die Hände. Mit dem Schwert eines Söldners an der Seite und einem übergroßen Lederwams über der Uniformjacke sah er wenigstens wieder halbwegs wie ein Mitglied des Raben aus. Doch das jugendliche Gesicht war nicht vernarbt genug für einen altgedienten Söldner. Er sah einfach zu gut aus. Genau wie Sirendor Larn. Hirad lächelte in sich hinein, als er sich an seinen alten Freund erinnerte. Auch er hatte einst zum Raben gehört. Schon lange tot, aber nie vergessen.
    Vor ihnen blockierten auf einmal einige Gestalten den Weg. Sie waren aus der Schwärze der Nacht aufgetaucht und offenbar bereit, sie anzugreifen. Bogen waren gespannt, und die gebückte, drohende Haltung der Kämpfer zeigte, worauf sie aus waren.
    Der Unbekannte hob eine Hand, die Rabenkrieger hielten an, da sie hoffnungslos in der Unterzahl waren, und achteten darauf, ihre Hände von den Waffen fernzuhalten. Hirad unterdrückte seinen ersten Impuls und folgte seinem Beispiel. Einen Moment später hörte er vor sich ein Lachen, und dann kamen zwei Gestalten durch die Reihe der Bogenschützen nach vorn.
    »Ich dachte es mir doch«, sagte jemand in etwas unbeholfenem Balaianisch mit starkem Akzent. »Ihr seid wirklich sehr berechenbar.«
    Hirad stieg vom Pferd und lief nach vorn, um Rebraals Bruder bei den Schultern zu fassen. »Nur Ilkars Bruder ist fähig, unsere Route vorherzusehen.« Erleichterung erfüllte sein Herz.
    »Ich kann das Lob nicht allein in Anspruch nehmen.« Rebraal deutete auf Auum, der neben ihm stand. Seinem grün
und schwarz bemalten Gesicht war nicht anzumerken, was in ihm vorging. »Er hat einen viel besseren Blick für das Land als unsere, äh, Verbündeten, falls man sie wirklich so nennen kann.«
    »Oh, wir können sie ganz gewiss so nennen.« Auch der Unbekannte stieg ab und gesellte sich zu Hirad. Die anderen Rabenkrieger folgten nach und nach seinem Beispiel. »Wir kämpfen immer noch mehr oder weniger für die gleichen Ziele, Rebraal. Aber was brachte euch auf die Idee, wir müssten gerade hier entlangkommen?«
    Auum rümpfte die Nase, doch Hirad war nicht sicher, wie viel er wirklich verstanden hatte. Hinter ihm knurrte und grollte Thraun. Ein Panter der Krallenjäger kam aus dem Schatten und stupste ihn mit der Schnauze. Sein Elfenpartner folgte mit unbewegtem, zur Hälfte schwarz

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