Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
nichts zu tun, sondern Euch alle gesund und munter nach Lystern zu bringen. Die Dordovaner haben den gleichen Befehl bekommen.« Izack lächelte. »Heryst und Vuldaroq können sich nicht ausstehen, aber wir kämpfen Seite an Seite. Wir sind mehr oder weniger Freunde, und wir reden miteinander.« Das Lächeln verschwand. »Jeder hier weiß, dass mehr dahintersteckt. Die Elfen haben gejubelt, Lysternier und Dordovaner waren beunruhigt. Alle wissen, dass der Spruch des Einen mit Eurer Flucht aus Lystern zusammenfiel. Das konnte kein Zufall sein.« Izack sah Erienne scharf an. »Einige Leute haben gewisse Schlussfolgerungen gezogen, deshalb müsst Ihr vorsichtig sein.«
»Und was ist mit Euch?« Erienne erwiderte seinen Blick.
»Der General glaubt an Euch, deshalb glaube ich auch an Euch.«
Erienne sagte nichts, sondern hob ihre Augenbraue um eine Winzigkeit. Denser legte ihr eine Hand aufs Knie, und sie starrte wieder ins Feuer.
»Haben die TaiGethen ihre Erkundungsgänge abgeschlossen?« , fragte der Unbekannte.
»Ja«, erklärte Izack. »Ich glaube aber, sie wissen immer noch nicht, wie sie ins Kolleg eindringen können.«
»An dieser Stelle kommen wir ins Spiel«, sagte Denser. »Oder vielmehr ich.«
»Wollt Ihr denn zusammen mit ihnen hinein?«
»Glaubt Ihr, wir sind hier draußen unter unseren Verbündeten sicherer, Izack?«, fragte Hirad.
»Aber in den Lagern der Elfen …«, begann er.
»Wir müssen uns um einige Angelegenheiten kümmern«, sagte der Unbekannte, »und wir werden nicht hier herumsitzen,
den Kopf einziehen und den Dingen ihren Lauf lassen.«
»Das verstehe ich«, sagte Izack.
»Noch eins, Kommandant«, fuhr der Unbekannte fort. »Wie soll diese Front halten, wenn die Elfen nicht mehr da sind?«
»Ganz einfach. Sie hält nicht.« Izack zuckte mit den Achseln.
»Die Elfen werden nicht bleiben, sobald wir in Xetesk fertig sind«, erklärte der Unbekannte.
»Ich kenne ihre Gründe, sich in den Kampf einzuschalten«, sagte Izack knapp.
»Dann müsst Ihr darauf gefasst sein, dass sie abmarschieren – und zwar größtenteils nach Norden, um bei der Bergung des Herzens von Julatsa zu helfen.«
»Damit wird die Belagerung von Xetesk zusammenbrechen. Sie können uns jederzeit vom Osttor vertreiben, und danach werden auch die anderen Fronten nicht mehr zu halten sein.« Izack seufzte schwer. »Die Elfen wissen, warum wir diesen Krieg führen. Sie werden von unserem Sieg profitieren. Ich habe so hart gekämpft, um den gegenwärtigen Stand zu erreichen, und wir haben so viele dabei verloren. Lasst uns nicht ohne Verteidigung zurück. Sonst überlasst ihr Xetesk den Sieg.«
»Wollt ihr wissen, was ich denke?«
»Wenn es um den Krieg geht, Darrick, dann will ich alles wissen«, sagte der Unbekannte.
In diesem Moment kehrte Rebraal mit einer erschöpften Elfin ins Lager zurück. Der Unbekannte deutete auf Denser und Erienne, und nach einer kurzen Vorstellung waren die vier bald in eine lebhafte Unterhaltung vertieft.
»Sobald wir die Elfenschriften geholt haben, was wir unbedingt tun müssen, ist es für sie nicht mehr wichtig, uns
hinzuhalten. Die Xeteskianer tun im Augenblick nichts weiter, als uns von den Mauern fernzuhalten, um in Ruhe alles zu erforschen, was sie dank der Al-Drechar und der Elfenschriften herausfinden können«, sagte Darrick.
»Nun, ich denke, unsere Kräfte hindern sie daran, nach Norden zu ziehen und Julatsa zu zerstören, was vermutlich ihr erstes Ziel wäre«, sagte Izack.
»Ich will Euch etwas fragen, Izack«, sagte Darrick, jetzt wieder ganz der General seiner Armee. Das war die Rolle, in der er glänzen konnte wie kein Zweiter. »Was ist beim Kampf gegen die Xeteskianer im Augenblick Euer Ziel?«
»Wir suchen eine schwache Stelle. Wir versuchen, durchzubrechen und die Schlacht zu unseren Gunsten zu wenden.«
»Falsch. Das entspricht der Sichtweise der dordovanischen Kommandanten, die über Euch gebieten – aber glaubt Ihr das auch selbst?«
Izack starrte den Boden an. »Wir müssen sie besiegen«, sagte er. »Die Zeit wird knapp. Mir war immer klar, dass die Elfen eines Tages abziehen würden.«
»Ihr glaubt, mit einer Belagerung macht Ihr sie mürbe«, sagte Darrick. »Ihr glaubt, dass die Xeteskianer unter dem Druck schließlich zerbrechen werden, wenn sie lange genug in dem Gefängnis sitzen, das Ihr um sie aufgebaut habt.
Nun habt Ihr vor einigen Tagen eine schlimme Niederlage erlitten. Dies erlaubt es Xetesk, etwas Ruhe zu finden, weil Ihr an
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