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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Herz zu schlagen aufhört. Die Finsternis breitet sich aus und schwächt jeden Spruch, den sie wirken wollen. Anders ausgedrückt: Je länger wir warten, desto schwieriger ist der Prozess umzukehren. Es ist schrecklich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Hirad, das ist es. Für einen Magier ist der Verlust des Zugangs zum Mana-Spektrum das Schlimmste, was ihm überhaupt passieren kann. Es wäre wie ein lebendiger Tod. Als müsste man den Rest des Lebens in einem Kaltraum verbringen. Wie kann ich es dir nur begreiflich machen? Ich weiß nicht … für dich wäre es vielleicht so, als würdest du die Kraft deines Schwertarms verlieren, seine Muskeln wären schlaff, und er völlig gefühllos. Er hängt noch dran, und du weißt, dass er mal brauchbar war, aber du kannst nichts mehr damit anfangen. Das würde dich doch verrückt machen, oder?«
    Hirad nickte. »Tja, dann sollten wir sehen, dass wir nicht zu viel Zeit in Xetesk vertrödeln, was?«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.«

     
    Der Unbekannte Krieger entfernte sich nicht weit mit Thraun. Einige Schritte außerhalb des Feuerscheins blieben sie unter den Bäumen stehen. Thraun hatte verstört gewirkt; vielleicht konnte ihn der Wald beruhigen.
    »Thraun?« Der Unbekannte drehte den Gestaltwandler zu sich herum. »Was bedrückt dich? Selbst für deine Begriffe bist du ungewöhnlich still und in dich gekehrt. Wir brauchen dich, wenn wir nach Xetesk hineingehen. Das wird schwierig.«
    »Wir können unsere Feinde berühren«, sagte Thraun. Der Unbekannte verstand kein Wort.
    »Nein, Thraun«, antwortete er. »Sie sind nicht unsere Feinde. Sie wollen das Gleiche wie wir, aber in Bezug auf uns irren sie sich.«
    »Er wird uns verraten«, sagte Thraun und nickte zum Lager hin.
    »Izack? Nein, das verstehst du falsch. Er ist Darrick gegenüber so loyal, wie wir es untereinander sind. Er ist …«
    Thraun packte den Unbekannten fest am Arm.
    »Er will es nicht«, sagte er, und der Unbekannte sah ihn mit den Worten ringen, die ihm nicht über die Lippen kommen wollten. Seine grün und gelb schimmernden Augen waren feucht, und in dem durch die Äste dringenden Licht konnte der Unbekannte sein verkniffenes, ärgerliches Gesicht sehen.
    Thraun schluckte. »Er will es nicht, aber er ist nicht Darrick.«
    »Was? Bitte, Thraun. Versuch doch zu erklären, was du meinst.«
    Doch der Gestaltwandler blickte in Richtung Xetesk und schnüffelte wie ein Tier, das eine Witterung aufnimmt.
    »Ich sehe, was der Wolf sieht«, sagte er.
    Der Unbekannte erschrak. Es war seit langer Zeit das
erste Mal, dass Thraun direkt auf sein anderes Selbst Bezug nahm. Irgendwo in seinem Innern war wieder eine Schranke gefallen.
    »Ich verstehe es nicht«, gab er zu.
    »Die Luft hier ist nicht gut«, fuhr Thraun fort. Er drehte sich wieder zum Unbekannten herum. »Ich werde mit euch kämpfen. Ich gehöre zum Raben. Aber Wölfe jagen nicht, wo sie keine Beute, sondern nur verfaultes Fleisch finden. Siehst du hier noch andere Wölfe?«

Elftes Kapitel
    Dystran, der Herr vom Berge, hörte das ferne Brüllen der Männer und die Einschläge der Sprüche. Er nahm den leichten Geruch von Rauch wahr, den der Wind durch die offenen Fenster hereinwehte, und wusste, dass der Morgen gekommen war. Dieser Morgen war jedoch anders als die vergangenen. Eilig zog er sich an und ließ das Tablett mit dem Frühstück unbeachtet, das man ihm, während er noch geschlafen hatte, auf die Kommode gestellt hatte. Er eilte die Treppen seines Turms hinunter, der inmitten eines Kreises von sechs ähnlichen Türmen stand.
    Mit einem Schnippen rief er seine Leibwache zu sich und wartete ungeduldig im Stall, während die Pferde geholt und gesattelt wurden. Er hätte auch seine Ratgeber konsultieren können, doch er verzichtete darauf. In diesem Krieg geschahen zu viele Dinge, die er nicht aus erster Hand sah. Die Verzögerung erlaubte es ihm immerhin, einige Befehle zu geben. Es sollten seine einzigen Worte bleiben, bis er über dem Osttor auf dem Wall stand.
    »Holt mir Chandyr zum Tor, und zwar schnell. Es ist mir egal, ob er in einer Lache seines eigenen Blutes liegt, ich
muss mit ihm reden. Außerdem will ich in meinem Sprechzimmer, wenn ich zurückkehre, eine Einschätzung der Stärke Julatsas hören und einen Mann vorfinden, der Bescheid weiß und mit dem ich darüber reden kann. Drittens will ich wissen, um welche Stunde wir eine Angleichung der Dimensionen erreicht haben, die es uns erlaubt, eine Dimensionsverbindung oder etwas ähnlich

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