Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
leichtfüßigem Laufschritt. Duele und Evunn folgten ihm wie Schatten, etwas langsamer setzte sich auch der Rabe in Bewegung.
Dreizehntes Kapitel
Zwischen niedrigen Büschen und Sträuchern versteckt, hatten sie sich den Mauern von Xetesk im Laufschritt genähert. Hirad hatte sich nicht sonderlich ins Zeug gelegt. Er war weder so durchtrainiert noch so wendig wie die TaiGethen und musste akzeptieren, dass er, genau wie die anderen Rabenkrieger, langsam, aber stetig zurückfiel.
Hin und wieder tauchte ein Elf aus Auums Zelle auf und wies ihnen den Weg oder lief ein Stück mit ihnen. Die Gesichter der Elfen verrieten nicht, was in ihnen vorging, doch Hirad konnte sich lebhaft vorstellen, was sie dachten. Er lächelte in sich hinein. Es traf zu, der Rabe war nicht daran gewöhnt, über weite Strecken zu rennen. Sie besaßen jedoch andere Qualitäten, und er hatte nicht die Absicht, damit hinter dem Berg zu halten.
Jetzt stand ihnen der erste riskante Abschnitt ihres Unternehmens bevor. Im Schutz der mächtigen Wolken, die nach dem ständigen Nieselregen gerade auch einen kräftigen Schauer abgeladen hatten, hockten sie auf dem Boden und schauten zu der vierhundert Schritt weiten freien Fläche hinüber, die die Mauern des Dunklen Kollegs umgab. Langsam
und leise hatten sie sich bis zum Saum des Buschwerks vorgearbeitet, und jetzt waren sie nur noch durch hüfthohe Grasbüschel und die Nacht selbst vor den magisch verstärkten Blicken der Verteidiger verborgen.
Ein Panter der Krallenjäger tappte in ihren Kreis und stupste Thraun, dann beäugte er die restlichen Rabenkrieger mit einer gewissen Verachtung und kehrte zu seinem Partner zurück, der neben Rebraal und Auum kauerte. Tier und Elf sahen einander tief in die Augen und nahmen einen stummen Austausch vor. Hirad beobachtete sie fasziniert. Hin und wieder flackerte es in ihren Augen. Der Krallenjäger-Elf, dessen weiße Gesichtshälfte unnatürlich hell leuchtete, drehte sich erst wieder zu Rebraal und Auum um, als er ganz und gar bereit war.
Die beiden Krieger stellten ihm Fragen und unterhielten sich angeregt in ihrer unverständlichen Elfensprache. Der Krallenjäger antwortete meist nur mit einem Nicken, einem Kopfschütteln oder einer knappen Geste. Gelegentlich stieß er, ans Sprechen offenbar nicht gewöhnt, mit heiserer Stimme ein einziges Wort hervor. Schließlich stand er abrupt wieder auf und entfernte sich mit seinem Panter.
»Wie sieht es aus?«, fragte Hirad.
»Auf den Mauern patrouillieren mehr Wächter als in den vergangenen Nächten«, berichtete Rebraal. »Wir kommen nicht hinein, ohne auf Wachen zu stoßen.«
»Das ist nicht gut«, überlegte der Unbekannte. »Wir dürfen nicht auffallen, bis wir im Kolleg sind.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Rebraal. »Die TaiGethen werden sich darum kümmern; auf diese Weise geschieht es wenigstens leise.«
Auum wollte etwas sagen, rang um Worte und stellte Rebraal eine Frage, die der Anführer der Al-Arynaar für ihn übersetzte.
»Denser, müssen wir dicht an den Mauern entlang, um deinen Eingang ins Kolleg zu finden?«
»Nein«, antwortete Denser. »Ich zeige euch den besten Weg, sobald wir drinnen sind, wie ich schon sagte. Wenn wir beim Eindringen sterben, wisst ihr wenigstens, wohin ihr müsst. Genau wie wir es besprochen haben.«
Rebraal hob beide Hände. »Auum wollte es nur wissen. In diesem Fall könnte es sogar vorteilhaft sein, wenn unser Eindringen in die Stadt bemerkt wird, bevor wir das Kolleg erreichen.«
»Das verstehe ich nicht«, wandte Erienne ein.
»Doch, er hat recht«, erklärte Darrick. »Wenn sie wissen, dass wir in der Stadt, aber noch nicht im Kolleg sind, müssen sie die Streifen in den Straßen und die Wachen auf den Mauern des Kollegs verstärken. Wir gehen aber nicht durch die Vordertür hinein, und alle diese Männer werden an der falschen Stelle aufpassen.«
»Jedenfalls zu Anfang«, fügte Denser hinzu.
»Mir ist alles recht, was uns einen Vorteil verschafft«, sagte Hirad. »Wie sieht nun der Plan aus?«
»Wir warten hier, bis die TaiGethen den Weg bis zum Fuß der Mauern erkundet haben«, sagte Rebraal. »Sie sorgen auch für etwas Ablenkung, und dann können wir losrennen. Wenn ihr gesehen und angegriffen werdet, liegt es bei euch.«
»Was ist mit dir, Rebraal?«, wollte Hirad wissen.
Der Elf zuckte mit den Achseln. »Ich bin Ilkars Bruder. Ich bin es ihm schuldig, dafür zu sorgen, dass euch nichts passiert.«
»Danke.«
»Glaube mir,
Weitere Kostenlose Bücher