Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
sie der Reihe nach. Suarav und Chandyr saßen nebeneinander mit dem Rücken zur Tür, die draußen von Wachen gesichert wurde. Der ovale Tisch war nur zur Hälfte besetzt. Ranyl, der seine Katze auf den Schoß genommen hatte, war der Einzige, der Ruhe ausstrahlte. Die übrigen Angehörigen des Kreises, Dessyn, Prexys und Hyloch, waren nach der Nacht in den Katakomben erschüttert. Sie alle wussten, dass sie nur noch lebten, weil sie dem Raben und den TaiGethen nicht begegnet waren.
»Meine Herren«, begann Dystran, nachdem ein Diener ihm einen Becher süßen Kräutertee eingeschenkt und sich zurückgezogen hatte. »Mir ist klar, wie Ihr Euch alle fühlt, und mir ist bewusst, wie verlockend es wäre, Schuldzuweisungen zu verteilen. Wir wollen dieser Verlockung nicht erliegen. Der Sinn dieser Versammlung besteht darin, möglichst schnell zu bestimmen, wie groß die Schäden auf unserer Seite sind, zu klären, welche Maßnahmen wir ergreifen wollen, und wenn möglich vor der Dämmerung noch ein paar Stunden Ruhe zu finden.«
»Wir müssen herausfinden, warum unsere Sicherheitsmaßnahmen versagt haben«, sagte Dessyn, der Meister des Seelenverbandes. Er war ein Mann in mittleren Jahren mit starken magischen Fähigkeiten, aber ohne echte Willenskraft.
»Ich war der Ansicht, ich hätte mich klar ausgedrückt«, widersprach Dystran. »Diese Untersuchungen müssen wir
vorerst aufschieben. Vielleicht darf ich Euch daran erinnern, dass sich vor den Toren unserer Stadt zahlreiche Feinde versammelt haben, die entschlossen sind, den Krieg zu gewinnen. Es ist unsere Pflicht, sie abzuwehren, und wenn wir über fehlerhafte Sicherheitsmaßnahmen nachdenken, kommen wir diesem Ziel keinen Schritt näher. Außerdem wissen wir bereits, wie sie herein- und wieder hinausgekommen sind.«
Dessyn wollte etwas sagen und hatte schon halb einen Finger gehoben, der auf Suarav zielen sollte. Dystran unterbrach ihn.
»Es reicht, Dessyn. Hätte einer von uns vorhergesehen, dass Denser und die anderen Rabenkrieger in Xetesk auftauchen und zusammen mit den Elfen am Überfall teilnehmen würden, dann wäre dieses Treffen nicht nötig geworden. Zeigt nicht mit dem Finger auf andere, wenn Ihr selbst das erste Ziel sein könntet. Suarav wusste nichts vom Zugang durch das Lager. Bis zu dieser Nacht gab es keinen Nichtmagier, der davon wusste. Aber nun sagt mir, wo sind die Protektoren?«
»Wir sind nicht über jeden einzelnen im Bilde«, erwiderte Dessyn, dessen Gesicht angesichts der Zurechtweisung rot angelaufen war. »Einige sind in der Stadt verschwunden, andere haben versucht, Xetesk zu verlassen. Siebenunddreißig befinden sich derzeit noch im Kolleg. Wir halten sie in den Unterkünften fest.«
»Wie viele laufen demnach frei herum?«
Dessyn wandte sich an Chandyr. »Kommandant?«
»Da meines Wissens nur Myx in den Katakomben getötet wurde, könnten noch achtundsechzig unterwegs sein, auch wenn ich glaube, dass es weniger sind. Ich gehe davon aus, dass sie nicht loyal sind, aber auch keine unmittelbare Bedrohung darstellen.«
»Nun gut«, sagte Dystran. »Chandyr, Ihr müsst Euch bei denen Gewissheit verschaffen, die wir festhalten. Ich vermute wie Ihr, dass sie nicht gegen uns kämpfen werden. Sorgt dafür, dass sie anständig behandelt werden. Sie sind ein Problem, das wir uns selbst eingehandelt haben, und wir werden ihnen mit Achtung begegnen. Niemand wird verletzt oder gezwungen, etwas gegen seinen Willen zu tun. Sorgt dafür, dass sie dies verstehen, und dass dies auch in der Stadt verbreitet wird. Verschwendet keine Kräfte auf die Suche nach den Vermissten. Wir wollen hoffen, dass sie freiwillig zu uns zurückkehren. Der nächste Punkt ist die Forschung.«
Wenn überhaupt möglich, dann wurden die Gesichter am Tisch noch länger, als sie es schon waren. Dystran achtete nicht darauf.
»Übersetzung der Elfentexte?«
»Unvollendet«, sagte Ranyl. »Und da Gylac und sein Assistent tot sind, hätten wir große Mühe, irgendeine Theorie zu überprüfen oder unsere Forschungen zu vollenden, selbst wenn das Aryn Hiil und die zugehörigen Schriften nicht entwendet worden wären.«
»Also eine Katastrophe«, sagte Dystran. »Wir wollen das zurückstellen, da wir im Augenblick sowieso nichts daran ändern können. Wie sieht es mit den Dimensionsverbindungen und dem interdimensionalen Energieaustausch aus?«
»Nun, Kestys hat demonstriert, dass die Verbindung zum Seelenverband ohne Risiko aufgehoben werden konnte«, sagte Prexys
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