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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sah Denser an.
    »Sie ist stark«, sagte er. »Ich wusste es.«
    Neue Hoffnung erwachte in Denser. Er sank neben ihr auf die Knie und betrachtete ihr Gesicht. Die Augen zuckten unter den Lidern.
    »Erienne?«, sagte er. Er beugte sich dicht über sie und hauchte ihr einen Kuss auf die warmen Lippen. »Kannst du mich hören, Liebste?«
    »Sie kämpft«, sagte Thraun.
    »Wie lange geht es schon so?«
    Thraun rang mit den Worten. Denser drängte ihn weiter.
    »Eine Stunde? Oder erst seit gerade eben?«
    Thraun nickte. »Gerade eben«, bestätigte er. »Die Sonne hilft ihr.«
    Denser verstand. Thraun war nicht von ihrer Seite gewichen, als Denser gezwungen gewesen war, sein Mana wieder aufzubauen. Unter einem Schutz aus Leder und Blättern hatte sie in seinen Armen geschlafen, und er hatte seine Wärme mit ihr geteilt. Sie kannten sich schon lange. Thraun war ein guter Freund von Alun gewesen, ihrem ersten Mann, und jetzt war er, der verstörte Gestaltwandler, derjenige, der ihre Schmerzen am besten verstand. Beide waren dem Bann einer Kraft erlegen, die sie in gleichem Maße hassten und begehrten.
    »Glaubst du, Cleress ist bei ihr?«, fragte er.
    Wieder nickte Thraun. »Ihr Geist ist ruhig.«
    »Danke, Thraun«, sagte Denser. »Was sollte ich ohne dich tun?«

    Thraun zuckte mit den Achseln. »Rabe«, sagte er nur. »Du musst dich weiter ausruhen.«
    Denser konnte nicht widersprechen. Er sah Thraun in die Augen und erkannte die Frustration, die in ihm kochte. Er glaubte nicht, dass Thraun sich jemals wieder völlig erholen würde. Das Schlimmste war, dass auch Thraun es wusste.
    »Ich weiß, wie schwer es ist.« Mühsam richtete er sich auf und legte eine Hand auf seine Brust. »Aber da drinnen bist du alles, was du immer warst, und das werden wir nie vergessen.«
    Er kehrte zu seinem Biwak zurück. Sie befanden sich mitten im Elfenlager und waren vor den neugierigen Blicken der Lysternier in der Nähe abgeschirmt. Möglicherweise ahnten die Verbündeten sogar, dass die Rabenkrieger in der Nähe waren; der Mana-Sturm hatte es ihnen sicher verraten. Doch das Lager wurde von TaiGethen und Krallenjägern bewacht, und niemand würde es wagen, seine Grenzen zu überschreiten. Die Elfen würden nicht zögern, Eindringlinge mit Waffengewalt aufzuhalten.
    Er blieb bei Hirad, Darrick und dem Unbekannten stehen, die in tiefem Schlaf lagen. Sie waren bis an ihre Grenzen gegangen und zahlten jetzt den Preis dafür. Nach ihrer Ankunft im Lager der Elfen war sofort klar geworden, dass sie abgesehen von Erster Hilfe und Verbänden auch eine Behandlung mit Sprüchen brauchten. Der ursprüngliche Plan, schon am folgenden Morgen wieder aufzubrechen, ließ sich nicht verwirklichen.
    Darrick hatte es am schlimmsten getroffen. Kaum dass sie angehalten hatten, war er buchstäblich vom Pferd gefallen. Sein Blutverlust war ernst, die Wunde in der Hüfte tief und durch die erzwungene Bewegung immer noch offen. Ein Spruch hatte das Fleisch geheilt, und jetzt hielten Bandagen
die Wunde geschlossen, doch den Blutverlust konnte der Körper nur langsam ausgleichen. Darrick würde sich noch einige Tage schwach fühlen.
    Hirads Rüstung wurde irgendwo repariert. Darunter war ein kaum noch als Hemd erkennbarer Fetzen zum Vorschein gekommen. Jetzt waren seine Arme mit Tüchern umwickelt, seine Brust war vom Hals bis zum Bauch verbunden, und auch auf der Stirn leuchtete weißer Stoff.
    Dem Unbekannten war es in den Kämpfen etwas besser ergangen, doch er war völlig erschöpft, nachdem er Darrick inmitten eines Unwetters mehr als zwei Stunden lang praktisch getragen hatte. Die Müdigkeit seiner Muskeln ließ sich nur durch eine ausgedehnte Ruhephase beheben.
    Eigenartig. Bevor sie die Al-Arynaar und TaiGethen getroffen hatten, hätte der Rabe niemals geruht, ohne mindestens einen aus ihrer Mitte als Wache aufzustellen. Die Welt drehte sich weiter, die Not schuf Verlässlichkeit und Vertrauen. Denser zog das Leder von seinem Biwak und legte sich in der warmen, frischen Luft hin. Er entspannte sich und suchte das Dämonentor, von dem aus das Mana zu ruhenden xeteskianischen Magiern strömte. Die Dämonen hätten es längst geschlossen, wenn sie es vermocht hätten, doch bis zu diesem Tag war dies für einen Dunklen Magier die beste Möglichkeit überhaupt, seine Reserven aufzufrischen.
    Am Rande hörte er noch das leise Tappen eines Panthers, der zweifellos nach Thraun und Erienne sehen wollte. Deshalb konnte der Rabe ruhen. Denser schloss die

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