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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Dort unten war jedoch ein Makel, der sich am Fuß des Herzens rasch ausbreitete.
    Erienne konnte nicht sagen, ob es Zufall oder eine direkte Folge der Sprüche war. Jedenfalls wuchs das zuerst noch winzige Loch in den natürlichen Energien rasch heran, griff auf das Herz über und verformte es, langsam zuerst, aber dann immer schneller. Eine Art Kettenreaktion entstand, das Herz verdunkelte sich weiter, tiefe Schatten sammelten sich auf seinem sowieso schon trüben Körper. Ohne es zu bemerken, fuhren die Magier damit fort, das Herz Handbreit um Handbreit zur Oberfläche zu ziehen.
    Nein, sie bemerkten es einfach nicht. Ihr gemeinsamer Brennpunkt kam aus dem Gleichgewicht, aber keiner spürte etwas. Im ersten Moment reagierte Erienne panisch und
spielte mit dem Gedanken, das schwarze Loch der natürlichen Energien zu absorbieren, um den Strudel zu verschließen, der den Brennpunkt der Magier aushebelte. Einen Herzschlag später war ihr klar, dass sie es nicht konnte. Dunkle Linien wuchsen, Schatten sammelten sich über dem Herzen von Julatsa.
    Weiter hoben sie es an, völlig konzentriert auf die Röhre und den Zusammenhalt der gemeinsamen Magie, auf die Energiemenge, die sie einspeisen mussten. So angestrengt arbeiteten sie, dass ihnen entging, was ihren Bemühungen zuwiderlief. Ihre Geister waren verbunden und allein auf ihre Konstruktion ausgerichtet, und in ihrer gemeinsamen Versunkenheit konnten sie nicht wahrnehmen, was sonst jeder von ihnen für sich allein sofort bemerkt hätte.
    Erienne konnte nichts tun, um das Vorrücken des Schattens abzubremsen. Am Fuß des Herzens war das Gelb jetzt völlig verschwunden. Grau herrschte dort vor, das mit jedem Wimpernschlag dunkler wurde.
    »Pheone«, sagte sie laut, um zu ihr durchzudringen. »Lasst die Struktur fallen, der Brennpunkt ist im Ungleichgewicht.«
    »So nahe«, stöhnte die Magierin. »Wir schaffen das.«
    Der Spruch hielt sie genau wie alle andere in seinem Bann.
    »Nein«, fuhr Erienne sie an. »Vertrau mir, hör mir zu. Brecht die Bergung sofort ab.«
    »Wir haben es fast vollbracht, es geht jetzt ganz leicht.«
    »Verdammt!«, fauchte Erienne. Ohne nachzudenken, griff sie mit ihrer Magie ein und drängte die Elementarkräfte zurück, die den Schacht umgaben. Sofort verdichteten sie sich und bekamen eine harte Kante. Im Zentrum des Schachts drohte die Dunkelheit das ganze Herz zu überfluten. Sobald es völlig verdunkelt wäre, würde die Röhre
zusammenbrechen, und die Energie würde auf jeden in Julatsa ausgebildeten Magier zurückschlagen. Damit wäre das Kolleg endgültig zerstört.
    Erienne hatte keine Zeit, an die Schmerzen zu denken, die sie den Magiern kurzfristig zufügen musste. Sie verstärkte die Kante noch weiter und spürte, wie das Eine heftig in ihr aufwallte. Es kostete sie fast ihre ganze Kraft, das Eine zu bändigen und gleichzeitig die Kante wie ein Messer durch die Mana-Stränge zu ziehen, die von außen am Schacht ansetzten, um nacheinander alle Magier von der Konstruktion zu trennen.
    Auf einmal ging es ganz leicht, die julatsanische Magie war schwach und konnte ihr nichts entgegensetzen. Das Eine blitzte hell auf und verschlang das freigesetzte, ungeordnete Mana. Erienne hatte alle Mühe, es gebündelt zu halten, und visualisierte mit zunehmender Verzweiflung ein Messer, das im Wasser unermüdlich hin und her glitt.
    Sobald die Mehrzahl der Magier vom Schacht abgeschnitten war, glitt das Herz wieder hinab. Die Konstruktion, die es hatte bergen sollen, löste sich von der Spitze her auf. Erienne führte ihr Messer über die Streben hinweg, während die Schwärze sich auf das Herz stürzte. Abrupt brach der Spruch in sich zusammen, und Erienne konnte mit letzter Kraft ihre Schneide zerstören. Dann öffnete sie die Augen und suchte Pheone, die ganz in der Nähe stand. Die Magierin schwankte und war für Erienne nur verschwommen zu sehen.
    Irgendwo hörte sie Menschen rennen. Anderswo ertönten wütende Rufe und schmerzvolles Keuchen.
    »Was hast du getan?«, fragte jemand empört. Pheone, dachte sie. Es musste Pheone sein. »Ich habe es gefühlt, es kann niemand außer dir gewesen sein. Wir waren so nahe daran. Was hast du nur getan?«

    »Was ich getan haben?« Ihre Kräfte verließen sie. »Nicht viel. Ich habe euer Kolleg und euch alle gerettet. Mehr nicht.«
    Dann taumelte sie und brach zusammen.
     
    »Wie geht es ihr?«, fragte der Unbekannte.
    Denser wandte sich von Eriennes Bett in der Krankenstation ab und zuckte mit den

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