Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord
beachtliche Unruhe aus, die rasch auf jene übergriff, die zu weit entfernt waren und es nicht mit eigenen Ohren gehört hatten. Die Zuschauer, inzwischen mehr als vierzig, drängten sich zusammen und wagten sich ein paar Schritte weiter vor, blieben aber immer noch respektvoll auf Distanz.
Unterdessen starrten die Hochstapler den Unbekannten an und fragten sich, ob er am Ende vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte.
»Seht genau hin«, knurrte Hirad. »Und glaubt es.«
Darauf schnaubte der Anführer und richtete sich im Sattel auf. »Seht euch doch selbst an«, sagte er. »Nur sechs, darunter sogar eine Frau. Kein Elf. Und Ihr«, er deutete auf den Unbekannten Krieger. »Ihr seid ein bisschen alt, oder? Wenn Ihr die Geschichten gehört hättet, dann hättet Ihr ein Zweihandschwert. Ihr seid ein schlechter Abklatsch. Es war ein netter Einfall, aber jetzt solltet Ihr lieber verschwinden, ehe wir Euch über den Haufen reiten.«
»Das ist eben das Problem mit Geschichten«, erwiderte der Unbekannte. Sein Gesicht war eine starre Maske, während Hirads Wangen vor Wut glühten. »Sie berücksichtigen nicht die Dinge, die sich mit der Zeit ändern. Wir haben sechs Jahre überhaupt nicht gekämpft, und in den Schwierigkeiten, die danach begannen, haben wir sogar Freunde verloren.«
»Wir haben keinen Elf bei uns, weil Ilkar tot ist«, ergänzte Hirad. Er starrte den Elfenmagier an. »Niemand bemächtigt sich seines Namens. Niemand.«
»Schon gut, Hirad«, beschwichtigte ihn der Unbekannte. »Ihr seht also, vor welchem Problem wir stehen. Wir
können Euch nicht einfach fortfahren lassen. Ihr habt unseren Namen gestohlen und benutzt, um Euch zu bereichern. Das ist noch nicht das Schlimmste. Ihr habt alles verraten, wofür der Rabe steht und woran er glaubt. Wir sind Söldner, keine Parasiten.«
»Erwartet Ihr wirklich, dass diese Leute hier glauben, Ihr wärt der Rabe, und wir wären Schwindler?«
»Es ist mir ziemlich egal, für wen sie uns halten«, erwiderte der Unbekannte. »Sie müssen lediglich wissen, dass Ihr nicht der Rabe seid.«
Er sprach laut genug, um auch die Dorfbewohner zu erreichen. Hirad hörte deren gemurmelte Unterhaltungen. Die Hochstapler sahen sich besorgt um.
»Ihr glaubt ihnen doch wohl nicht, oder?«, wollte der Anführer wissen.
Auf einmal trat Ferran aus der kleinen Menschenmenge vor.
»Wir bezahlen Euch, damit Ihr unser Dorf vor unerwünschten Besuchern schützt«, sagte er. »Wenn sie das sind, dann tut Eure Arbeit. Schafft sie weg.«
Seine Worte wurden von den anderen Einwohnern mit zustimmenden Rufen begrüßt.
Hirad grinste. »Ja, Hirad«, sagte er. »Greif mich nur an, vertreibe mich aus dem Dorf.« Er spuckte vor den Schwindlern auf den Boden und freute sich, als die Spannung deutlich zunahm.
»Ich sage Euch, was geschehen wird«, schaltete sich der Unbekannte wieder ein. »Ihr werdet jede Münze zurückgeben, die Ihr diesem Dorf abgenommen habt. Ihr werdet auch die Pferde zurücklassen, weil Ihr das Dorf zu Fuß verlassen werdet. Wenn Ihr danach noch einmal zurückkehrt, dann werdet ihr hier begraben.«
»Kommt nicht infrage«, sagte der Anführer. Es sollte geringschätzig
klingen, doch man sah ihm seine Furcht an. Er fasste den Unbekannten etwas näher ins Auge, sichtlich von Zweifeln geplagt.
»Die zweite Möglichkeit ist«, fuhr der Unbekannte fort, »dass Ihr den Ort überhaupt nicht mehr verlasst. Aber vergesst nicht, dass diese Drohung Euch nicht weiter beeindrucken darf, denn schließlich seid Ihr ja der Rabe, nicht wahr?«
Hirad entging keineswegs, wie unsicher sie wurden, und auch der Grund war ihm klar. Vor ihnen standen unerschütterliche, selbstbewusste Krieger mit fünfzehn Jahren Erfahrung im Kämpfen und Siegen. Der Rabe stand still und schwankte nicht. Ihre Gegner, obwohl auf dem Pferderücken im Vorteil, verloren rasch die Lust am Kampf. Dies war es, was den Raben von allen anderen unterschied. So war es schon immer gewesen.
»Es gibt nur einen Raben, und das seid nicht Ihr«, sagte Hirad.
Tapp, tapp, tapp.
Die Klinge des Unbekannte tippte vor ihm auf den Boden.
»Wir haben keine Zeit für Diskussionen«, sagte er. »Steigt sofort ab.«
»Boss?«
Da war er, der erste Riss in der Fassade. Der Anführer der Schwindler schaute finster drein, als er die verunsicherte Frage hörte. Dann schluckte er und sah zögernd den Unbekannten an.
»Euch läuft die Zeit weg«, sagte der Unbekannte. »Steigt ab.«
Tapp, tapp, tapp.
»Los!«, fauchte der
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