Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord
der Unbekannte.
»Nun, das ist eine Abmachung zwischen …«
»Welche Gegenleistung?«
Ob man ihn kannte oder nicht, dem Unbekannten verweigerte niemand die Antwort.
»Sie sorgen dafür, dass wir am Leben bleiben«, wiederholte er. »Lebendig und sicher. Wir machen weiter, sie nehmen alles andere. Ist schon richtig so.«
»Sie nehmen Euch Euren ganzen Gewinn weg?« Denser blies die Backen auf. »Da hast du deine Antwort, Barbar.«
Ferran nickte.
»Zweifellos gehören auch Essen und Unterkunft zur Abmachung«, sagte Hirad. »Das ist aber eine nette Vereinbarung.«
»Keine Frage.«
»Aber der Krieg ist so gut wie vorbei«, sagte Hirad. »Wann wurdet Ihr zum letzten Mal bedroht oder angegriffen?«
»Sie sagen, es bestehe noch Gefahr«, sagte Ferran. »Sie schützen unser Leben.« Wieder kam der Funke in seine Augen. »Und den Besten widerspricht man nicht.«
»Ach, sie sind also die Besten, ja?« Hirad musste lächeln.
»Nun ja.« Ferran sah sie der Reihe nach und flehte mit Blicken um Verständnis. »Erkennt Ihr sie denn nicht?«
»Sollten wir sie kennen?«
»Aber ja.« Voller Stolz richtete er sich auf. »Sie sind der Rabe.«
»Oh«, sagte Hirad. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter. »Was Ihr nicht sagt.«
Fünftes Kapitel
»Hirad, setz dich«, fauchte der Unbekannte. »Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen.«
»Ich sag dir, wie wir damit umgehen«, erwiderte Hirad. »Wir gehen raus, rufen sie und erledigen sie.«
»Beruhige dich, Hirad«, sagte Darrick. »Wir können nicht einfach hinauslaufen und mit den Schwertern herumfuchteln. Das ist ein unnötiges Risiko.«
»Dir bedeutet es vielleicht nicht viel, General, aber diese Gauner benutzen unseren Namen, um das Dorf auszusaugen. Ich werde nicht zulassen, dass unser Ruf von Banditen ruiniert wird.«
Hirad zitterte vor Wut am ganzen Körper. Da draußen wurden Leute, die an den Raben glaubten, ausgenommen, obwohl sie mehr denn je jedes bisschen für sich selbst gebraucht hätten. Vielleicht würde sich ihr Glück wenden. Aber was Hirad wirklich zum Kochen brachte, war der schlechte Geschmack, den diese Leute im Mund haben würden, wann immer sie den Raben wieder erwähnen würden.
»Wir können nicht einfach hinausgingen und sie töten«, sagte Denser.
»Warum nicht?« Hirad zielte mit dem Finger auf Ferran. Der Bauer und seine Tochter waren ob dieses Wortwechsels vor Schreck erstarrt, rissen die Münder auf und sahen mit großen Augen zu. Mit jedem Herzschlag wuchs ihr Unglaube über das, was sie sahen. »Diesen Leuten wurde eingeredet, es sei recht, dass der Rabe ihnen alles nimmt, weil er ist, was er ist. So haben wir es nie gehalten. Das ist ein Verrat an allem, was wir vertreten. Wir müssen ihnen eine Lektion erteilen.«
»Auch wir sind Söldner«, sagte Denser.
»Ja, und wir verlangen einen guten Preis, wenn wir kämpfen sollen. Wir verlangen sogar einen sehr hohen Preis, weil wir die Besten sind. Die Leute, die uns angeheuert haben, kannten die Regeln. Aber das hier … das ist Raub, und das lasse ich nicht zu.«
Er wollte zur Tür.
»Hirad, wo willst du hin?«
»Ich werde ihnen zeigen, wer wirklich der Rabe ist. Gebt mir Rückendeckung, los doch.«
»Ich weiß, wie verletzt du dich fühlst«, sagte der Unbekannte. »Mir geht es nicht anders. Wir alle empfinden das Gleiche. Aber wir tun die Dinge auf eine bestimmte Art. Deshalb sind wir noch am Leben, wie du uns immer wieder gern vor Augen hältst. Jetzt ist es an uns, die Spielregeln zu respektieren. Was immer wir tun, wir tun es als der Rabe.«
Der Unbekannte musste nicht die Stimme erheben, um seine Autorität zu unterstreichen. Hirad hielt inne, nickte und kehrte an seinen Platz zurück.
Sie tauchten erst in der Dämmerung wieder auf. Die letzten Reste des Tageslichts erfassten die Gipfel rings um das Tal, doch das Dorf lag überwiegend im Schatten. Der
Rabe hatte geredet, während der Nachmittag verstrich, und Ferran weder Laternen noch ein Feuer in der Küche anzünden lassen. Sie hatten die Hochstapler auf den Pferden in den Straßen patrouillieren sehen. Auch durchs hintere Fenster des Hauses sahen sie die Wächter regelmäßig vorübertraben. Gefangene waren sie nicht, aber es war klar, dass der Rabe sich nicht frei in Cuff bewegen durfte.
Der Anführer hatte sie einmal aufgesucht, um sich zu vergewissern, dass sie sich eingerichtet hatten, und um nach dem Verbleib der Elfen zu fragen. Der Unbekannte hatte nur mit den Achseln gezuckt und angedeutet, sie
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