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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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noch etwas ein.
    »Wisst Ihr, was mich wirklich fast zum Kotzen bringt? Es ist die Tatsache, dass dieselben Leute, die uns heute verraten haben, bei nächster Gelegenheit um Hilfe rufen werden, wenn Balaia mal wieder in Gefahr schwebt. Nun, wir werden dem Ruf nicht mehr folgen. Vielleicht denkt ihr mal über die Gründe nach, bevor die Feinde eure Kinder vor euren Augen töten. Sucht euch ein paar neue Helden. Wir reisen ab und kommen nicht zurück. Der Rabe wird nicht wieder reiten.«
     
    Die Morgendämmerung hatte in Lystern keine Erleichterung gebracht. Zwei Stunden vorher hatten die Dämonen die Stadt und das Kolleg gestürmt. Heryst hatte auf der Stelle ein Drittel seiner Magier verloren, an deren Lebenskraft und Seelen sich nun die Angreifer labten. Falls die Legenden die Wahrheit sagten, war der Tod nicht mehr als ein Vorspiel für das ewige Fegefeuer.
    Heryst und der Rat hatten klug reagiert und sich mit genügend Magiern in den großen Saal zurückgezogen, um beliebig lange den Spruch für einen Kaltraum aufrechterhalten zu können. Dieser Spruch, der einen Raum ohne Mana erschuf, war die einzige wirkungsvolle Verteidigung gegen
die Dämonen, da sie auf das Mana angewiesen waren und ohne diese Energie schnell erstickten. Wer innerhalb des Kaltraums angreifen wollte, wurde sofort erledigt, denn ohne Schutz durch ihr Mana konnten die Dämonen mit blankem Stahl getötet werden.
    Heryst, der Lordälteste Magier von Lystern, betete um die Seelen aller, die keine vergleichbare Zuflucht gefunden hatten. Innerhalb des Kaltraums konnte er keine Kommunion halten, weil er das Mana nicht zu bündeln vermochte. Das einzige Mana war das der fünf Magier, die den Spruch wirkten und die Konstruktion des Spruchs aufrechterhielten.
    Seit einer Weile gaben sich die Dämonen damit zufrieden, außerhalb der durchsichtigen Begrenzung des Spruchs herumzufliegen oder zu wandern. Es reichte aus, um die hundertdreiundsechzig Magier, Soldaten und Mitarbeiter des Kollegs ständig in Alarmbereitschaft zu halten. Heryst war klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte. Er spürte, wie die Angst der Leute im Saal zunahm, und mit der Zeit ergaben sich zudem ganz praktische Probleme.
    Er drückte den Arm seines Freundes und zuverlässigsten Helfers und war froh, diesen Mann jetzt bei sich zu haben.
    »Kayvel, wir müssen etwas unternehmen. Überprüft doch bitte die Magier, die den Spruch wirken.«
    Kayvel lächelte, obwohl er Angst hatte, und stieg auf den riesigen Konferenztisch. Die aktiven Magier saßen mitten auf der Tischplatte, so weit wie möglich von allen Gefahren entfernt, und wurden von Schwertträgern beschützt. Heryst sah Kayvel hinterher, der sich etwas linkisch über die wundervollen Einlegearbeiten bewegte und vor den Magiern niederkniete, um leise mit ihnen zu sprechen.
    »Leute«, sagte Heryst. Er klatschte in die Hände, um die
leisen Unterhaltungen zu unterbrechen. »Wir müssen unsere Kräfte einteilen. Kommt bitte hier herüber. Wir haben viel zu tun.«
    Er sah es ihnen nur zu deutlich an. Vom erfahrensten Magier bis zur jüngsten Magd und dem kleinsten Küchenjungen. Fassungslosigkeit und Entsetzen. Die Angst, alles zu verlieren. Der Krieg war schlimm genug gewesen, auch wenn er diese Menschen nicht unmittelbar berührt hatte. Aber jetzt dies. Die meisten Balaianer kannten die Dämonen nur aus Geschichten und Legenden, doch auf einmal mussten sie sich damit abfinden, dass sich ihre Welt verändert hatte. Alles, was sie gekannt und für gegeben genommen hatten, war gefährdet. Heryst hatte sogar noch schlimmere Neuigkeiten für sie.
    Er wartete, während sie sich um ihn scharten. Aller Augen ruhten auf ihm und flehten ihn an, einen Ausweg zu finden. Nur gut, dass sie nicht seine Verzweiflung spüren konnten. Zu viel Wissen war manchmal gefährlich. Allerdings war er der Ansicht, ihnen nicht vorenthalten zu dürfen, womit sie es zu tun hatten. Zuerst jedoch ein kleines Trostpflaster.
    »Wir sind hier im Augenblick sicher«, sagte er. »Vielleicht versteht Ihr nicht genau, was wir hier eingerichtet haben, aber wie Ihr seht, hält es die Dämonen auf Distanz, und diejenigen, die dennoch durchbrechen, können leicht erledigt werden. Vergesst aber nicht, dass dies alles ist, was wir erwarten können.«
    Murmeln erhob sich unter den Leuten, die ihn umringten.
    »Es gibt einige Dinge, die Ihr wissen müsst. Da ich Euch alle brauche, wenn wir überleben wollen, will ich Euch nichts vormachen. Außerhalb dieses Spruchs

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