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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dass alle ihn erwartungsvoll ansahen. Es war eine Hoffnung, an die sich alle klammern wollten.
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte er leise. »Es tut mir Leid, ich komme gleich auf die Gründe zurück. Aber ehe ich es vergesse, Oded, ich möchte, dass Ihr Euch zwei weitere Magier sucht und konzentriert darüber nachdenkt, wie wir uns mit den anderen Kollegien verständigen können. Vom Kaltraum aus ist natürlich keine Kommunion möglich, aber überlegt Euch Folgendes: Wir haben hier Mana-Fäden, die den Kaltraum speisen. Könnt Ihr Euch vielleicht an diese Kanäle dranhängen, um das Manaspektrum da
draußen zu erreichen? Und wenn ja, was könnt Ihr tun, wenn Ihr es geschafft habt?
    Jetzt aber zurück zu Eurer Frage. Wir wissen noch nicht, wo die Dämonen in die balaianische Dimension eingedrungen sind, wir wurden aber von Norden her angegriffen. Ich vermute, es ist in Xetesk geschehen. Wir müssen jedenfalls annehmen, dass die Dämonen alle Kollegien angegriffen haben, und zu gegebener Zeit werden die Städte sicherlich folgen. Wenn wir Glück haben, dann haben sich in allen Kollegien die Magier versammelt wie wir hier. An den anderen Orten auf Balaia ist unser Volk in großer Gefahr.
    Ich rechne damit, dass die Dämonen früher oder später ihre Pläne bekannt geben werden. Wer sie auch in Lystern anführt, er wird hierherkommen und mit mir reden wollen. Dann werden wir vielleicht auch das Ausmaß dessen erfahren, was uns hier getroffen hat. Wir müssen aber den Tatsachen ins Gesicht sehen. Die Dämonen beherrschen Balaia.«
     
    Mit zunehmendem Unverständnis hatten Tessaya und die Wesmen beobachtet, was sich über Xetesk in der Luft abgespielt hatte. Sie hatten gesehen, wie die Spur in den Himmel gezeichnet wurde. Dann waren die außergewöhnlichen Wesen herausgequollen wie die Eingeweide aus einem aufgeschlitzten Bauch. Mit gerunzelter Stirn hatte er zugesehen, wie sich die Wesen formiert hatten und in alle Himmelrichtungen davongeflogen waren. Ihm war nicht entgangen, dass keines direkt auf die Blackthorne-Berge zugehalten hatte. Anschließend hatte Tessaya seine Männer um sich geschart. Er wollte nicht, dass seine Leute diesen Wesen zu nahe kamen.
    Anfangs hatten die Wesmen gejubelt und gesungen, als die Wesen, die in allen nur denkbaren Farben schillerten
und auf einer Woge aus Kälte und reinem blauem Licht angeflogen kamen, die Xeteskianer innerhalb der Mauern angegriffen hatten. Sprüche hatten geblitzt und den frühmorgendlichen Himmel erhellt. Doch allzu schnell war es still geworden. Die Lieder waren ihnen im Hals stecken geblieben. Dann waren nur noch das Rauschen von tausend Körpern in der Luft sowie das Kreischen und Klagen der Xeteskianer zu hören. Es waren Laute, die er nie mehr vergessen würde. Schon oft hatte er Männer vor Angst schreien hören, aber dies hier war viel schlimmer. Als hätte sich ein Abgrund voll unendlicher Verzweiflung aufgetan.
    Er verstand es nicht. Es sah ganz danach aus, als hätte ihnen Xetesks neuer Feind die Arbeit abgenommen. Somit wären diese Wesen ihre natürlichen Verbündeten gewesen. Tessaya wollte allerdings keinem von denen, die immer noch aus dem Spalt im Himmel kamen und sich über der Stadt und im Land verteilten, die Hand reichen.
    Keiner von ihnen hatte bisher auch nur das geringste Interesse für die Wesmen gezeigt, die vor den Toren des Kollegs von Xetesk aufmarschiert waren. Darüber war er froh, denn das, was er sah, fand er zutiefst beunruhigend. Dies war nicht das Werk von Magiern. Die Kälte in der Luft war unnatürlich und roch übel. Etwas Böses lag in der Art, wie die Wesen sich bewegten und angriffen, in ihren Lauten und den Schreien der sterbenden Xeteskianer, so sie überhaupt starben.
    Am liebsten hätte er seine Männer zurückgezogen und wäre ins Kernland zurückgekehrt. Doch das konnte er nicht. Er wollte sich nicht umdrehen und vor den neuen Invasoren fortlaufen, und er hatte im Grunde auch das Gefühl, es sei ohnehin sinnlos, weil sie ihnen nicht hätten entkommen können. Andererseits war der Traum aller Wesmen in Reichweite. Der Sturz der Türme von Xetesk. Die trotzige
Verteidigung war so gut wie gebrochen, war jedoch einer neuen Macht gewichen, mit der man rechnen musste.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren war Tessaya nicht sicher, was er tun sollte. Also wartete er einfach ab. Er wartete, während der Lärm hinter den Mauern zu einem Flüstern erstarb und die Schreie, die über die Stadt gehallt waren, sich legten. Die

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