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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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geben, und die Dämonen fürchten uns«, erwiderte Tessaya. »Aber heute können wir nichts mehr ausrichten. Rufe die Stämme. Wir ziehen uns zurück. Die Stadt gehört den Dämonen.«
    »Lagern wir in Understone?«
    Tessaya nickte. »Aber wir werden in Sichtweite der Mauern
einen Vorposten unterhalten. Wir dürfen dies nicht aus den Augen verlieren, hier geschieht etwas Außergewöhnliches. Gib das Signal zum Rückzug.«
     
    Dystran sah den Wesmen hinterher und fühlte sich verlassen. Die Kalträume hielten vorerst die Dämonen ab, doch er brauchte jeden Verbündeten, und sein früherer Feind war jetzt sicherlich als Verbündeter zu betrachten.
    Die Wesmen hatten irgendetwas an sich, denn die Dämonen verzichteten gewiss nicht freiwillig auf die Seelen der Wesmen. Dystran wollte verdammt sein, wenn er wusste, was es war. Der Rückzug der Wesmen war jedenfalls das letzte normale Ereignis in Balaia, sofern man überhaupt von Normalität sprechen konnte.
    Er fragte sich, was sie tun und wie weit sie sich zurückziehen würden. Wie weit es auch war, es würde nicht ausreichen. Seltsam. Tessaya tat ihm beinahe Leid. Ob er es wusste oder nicht, das Schicksal des Herrn der Paleon-Stämme und das Schicksal aller Wesmen hing davon ab, ob die Magie überlebte. An einem anderen Tag hätte er über die paradoxe Situation gelacht. Heute aber hatte er seine Stadt und den größten Teil seines Kollegs verloren. Viele Magier und Soldaten waren gestorben, und die wenigen, die noch lebten, hatten Angst.
    Tessaya spielte jetzt keine Rolle mehr. Der Herr vom Berge musste dafür sorgen, dass sein geschlagenes Volk noch einen Tag überlebte, und dann einen weiteren.
    »Bei den Göttern, Ranyl, wie sehr ich Euch jetzt brauchen würde.«
    Doch Ranyl konnte ihn, wie so viele andere, nicht mehr hören.

Achtes Kapitel
    »Ilkar!«
    Hirad fuhr, in Schweiß gebadet, im Bett hoch. Genau wie damals, in den ersten Tagen auf Calaius. Dieser Schweißausbruch hatte allerdings nichts mit dem ungewohnten Klima zu tun. Sein Herz hämmerte so heftig in der Brust, dass ihm der Hals wehtat, und er zitterte am ganzen Körper. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht und fuhr sich durch die Haare. Noch einmal schloss er kurz die Augen, sofort liefen die Bilder wieder vor ihm ab, und er begann stoßweise zu atmen.
    Schaudernd setzte er die Füße auf die Matte und stand auf. Irgendwo im Haus redete jemand. Er sehnte sich nach Gesellschaft. Im Laufe von zwei Jahren hatte er die Elfensprache gut genug gelernt, um sich verständigen zu können. Er benutzte sie sogar recht gern, und wann immer Rebraal das Dorf besuchte, unterhielten sie sich mehr in der Sprache der Elfen als in Hirads Sprache.
    Er zog ein Hemd und weite Hosen an und verließ das Zimmer in Ilkars Elternhaus, das früher seinem Freund gehört hatte, um auf der Terrasse hoffentlich ein paar freundliche
Gesichter zu finden. Draußen in der kühlen, aber immer noch feuchten Luft, tief im calaianischen Regenwald, saßen Rebraal und Kild’aar und redeten. Sie war eine entfernte Verwandte, allerdings konnte Hirad die Verwandtschaftsverhältnisse der Elfen nicht recht durchschauen. Auf einem Tisch zwischen den beiden dampften Getränke, in der Grube vor dem Haus brannte ein Feuer, der Rauch stieg in Spiralen in den Himmel, der sich schon wieder zuzog und noch mehr Regen verhieß.
    Es war mitten in der Nacht. Draußen im Regenwald ertönten die gewohnten Geräusche des Lebens und des Todes. Es roch nach Regen und Wachstum. Hirad setzte sich auf einen der drei freien bequemen Stühle. Die Weidenruten gaben nach und nahmen seine breiten Schultern auf.
    »Ich hol dir etwas Tee«, bot Kild’aar ihm an, stand auf und ging steifbeinig zur Feuergrube.
    »Dann haben dich deine eigenen Schreie geweckt, was?«, sagte Rebraal mit einem leichten Lächeln.
    »Es tut mir leid«, erwiderte Hirad.
    Rebraal schüttelte den Kopf. »Erzähl’s mir. Wenn du willst.«
    »Ich hatte vor ein paar Nächten schon einmal das gleiche Gefühl, aber nicht mit dieser … äh, Rebraal … dafür fehlen mir einfach die Worte.« Er wechselte ins Balaianische. »Nicht mit dieser Intensität. Es ist, als hätte jemand gegen die Tür gehämmert und sie jetzt endlich eingeschlagen.«
    »Ilkar?«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Ja, es sieht ganz so aus. Auch wenn ich nicht weiß, warum. Aber ich vermisse ihn immer noch.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Oh, das ist schwer zu beschreiben.« Hirad fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und

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