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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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betastete die feuchten, langen
Zöpfe.»Ich weiß, dass er es ist, aber ich kann ihn nicht richtig erkennen. Sein Wesen spüre ich ganz deutlich. Alles, was ihn ausgemacht hat. Das Lächeln und diese verdammten Ohren kann ich dann selbst ergänzen. Aber er steckt in Schwierigkeiten. Deshalb ist der Traum so übel. Ich hatte das Gefühl, er liefe vor etwas weg, aber ich weiß nicht, wo. Irgendetwas war in der Nähe, vor dem er Angst hatte. Ich habe mich bemüht, konnte ihm aber nicht helfen. Er war immer knapp außerhalb meiner Reich- und Sichtweite. Wenn ich jetzt darüber rede, klingt es so harmlos und überhaupt nicht mehr beängstigend.«
    Kild’aar kam wieder die Treppe herauf und gab ihm einen Becher von dem Kräutertee, den Ilkar so geliebt hatte. Seit ihm vor mehr als einem Jahr der Kaffee ausgegangen war, hatte Hirad den süßen, aromatischen Kräutertee der Elfen schätzen gelernt. Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig, der Handel mit Balaia war zum Erliegen gekommen. Seit drei Jahreszeiten ließ sich kein Schiff mehr vom Nordkontinent blicken. Manchmal grübelte er, was das zu bedeuten hatte, aber größtenteils war er froh, dass sie sich nicht die Mühe machten, die Reise auf sich zu nehmen. Es gab nur einen Mann in Balaia, den Hirad vermisste, doch Blackthorne hatte nie mit den Elfen Handel getrieben, sodass ihn der Rückgang des Schiffsverkehrs nicht weiter störte. Jevin, der Elfenkapitän, hatte bei ihrer letzten Begegnung erklärt, er wolle nicht mehr nach Norden segeln. Den Grund dafür hatte er jedoch nicht genannt.
    »Danke«, sagte er, wieder ins Elfische wechselnd. »Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe.«
    Kild’aar wischte seine Entschuldigung mit einer Handbewegung fort und setzte sich wieder, den Blick auf Rebraal geheftet. »Hast du es ihm noch nicht gesagt?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, erklärte Rebraal.
    »Wozu bist du noch nicht gekommen?«, fragte Hirad.
    »Du hast uns nicht geweckt«, fuhr Rebraal fort. »Jedenfalls nicht mich.«
    »Dann bist du also lange aufgeblieben, oder was heißt das jetzt?«
    »Das heißt, dass ich genau den gleichen Traum hatte«, erklärte Rebraal.
    »Wie bitte?« Trotz der schwülen Luft wurde es Hirad kalt. Er nahm den Teepott in beide Hände.
    »Ich habe ihn auch gespürt. Er war dein Freund, aber er war auch mein Bruder.«
    »Ja, das weiß ich doch, Rebraal. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren mehr als einmal über ihn gelacht und geweint, aber weißt du … er ist tot, und dagegen können wir nichts machen.«
    »Nein, das können wir nicht. Aber das heißt nicht, dass wir ihm nicht helfen können.«
    Jetzt wurde es Hirad ungemütlich. Rebraal und Kild’aar starrten ihn viel zu ernst an. Er runzelte die Stirn.
    »Das verstehe ich nicht.« Seine Erwiderung fiel ein wenig scharf aus, aber er war des Rätselratens müde. »Das ist doch das Problem bei Toten. Es ist zu spät, um ihnen irgendwie zu helfen.«
    »Hirad«, sagte Kild’aar leise. Sie beugte sich vor und legte ihre Hände auf die seinen, die noch den Pott hielten. »Es war hier nicht immer leicht für dich, und wir haben es euch am Anfang auch nicht leicht gemacht. Aber wir haben immer euren Wunsch respektiert hierherzukommen. Wir wissen, wie sehr du Ilkar geliebt hast, und wie gern du lernen willst, was ihn zu dem gemacht hat, was er war.
    Du und der Rabe, ihr werdet immer die Freunde der Elfen sein, weil ihr den Elfenfluch aufgehoben habt. Rebraal nennt dich einen Bruder, und Auum, nun ja, Auum ließ
dich eine Jahreszeit lang mit den TaiGethen laufen, nicht wahr? Das ist eine Ehre, die bisher kein anderer Mensch genießen durfte.«
    »Er sagte allerdings, ich sei langsam, taub und blind«, erwiderte Hirad. Wider Willen musste er lächeln, auch wenn er das Gefühl hatte, er werde gleich etwas hören, auf das er lieber verzichtet hätte.
    »Du wirst immer ein Mensch bleiben«, sagte Rebraal. »Es gibt Dinge, die dir nicht einmal Auum beibringen kann.«
    »Da sagst du was«, grollte Hirad. »Einen Jaqrui fasse ich im Leben nicht mehr an. Duele hatte eine Heidenangst.«
    »Es ist so«, fuhr Kild’aar fort und brachte Rebraal mit einem scharfen Blick zum Schweigen. »Wir vertrauen dir zwar, doch es gibt einige Dinge, die du als Mensch nie erfahren solltest. Geheimnisse, die gegen uns verwendet werden können. Wir haben bereits gesehen, was die Menschen mit diesem Wissen anrichten können.«
    »Nicht ich, Kild’aar. Nicht ich.«
    »Ich weiß, Hirad«, sagte Kild’aar und

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