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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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du.«
    »Feigling.«
    »Keineswegs. Wenn ich aufstehen und dich verprügeln würde, würde Pol zurückkommen und mich verprügeln. Ich habe Arbeit vor mir, und ich arbeite nicht gern, wenn ich Prellungen habe.«
    »Pol würde es nicht erfahren.«
    »Natürlich nicht.«
    Ambiades kam zu mir herüber. »Du bist bloß ein Feigling und machst Ausflüchte.«
    Er versetzte mir einen Tritt in die Seite. Es war kein heftiger Tritt, aber fest genug, um einen blauen Fleck auf Muskeln zu hinterlassen, die ich vielleicht bald brauchen würde.
    »Ambiades, das kannst du nicht machen!« Sophos blickte entsetzt drein.
    »Wenn du das noch einmal tust, sage ich es dem Magus«, erklärte ich.
    Ambiades beugte sich über mich; sein Gesicht war von Verachtung entstellt. »Der Abschaum aus der Gosse kann also nicht seine eigenen Kämpfe ausfechten«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte ich. »Abschaum aus der Gosse wird in die Infanterie zwangsverpflichtet und kämpft für einen wertlosen König, während Mitläufer wie du zuschauen.«
    »Gen«, protestierte Sophos, »das ist Verrat!«
    »Was kümmert’s mich?«, fragte ich.
    »Überrascht, Sophos?« Ambiades Verachtung sorgte dafür, dass Sophos sich krümmte. »Seinesgleichen dient nur sich selbst.«
    »Oh? Und wem sonst dienst du ?«, fragte ich ihn.
    Es war eine beiläufige Spitze gewesen, aber sie traf ins Schwarze. Ambiades verzog das Gesicht; er holte mit dem Fuß aus, und diesmal hätte er mir die Rippen gebrochen, wenn ich nicht weggerollt wäre. Als er den Fuß hob, um mich noch einmal zu treten, packte ich ihn an der Ferse und brachte ihn aus dem Gleichgewicht; dann verrenkte ich mich im Staub, um einen Fuß hinter das Knie seines noch stehenden Beins zu haken. Er fiel zu Boden. Ich war fast schon auf den Beinen und sprungbereit, als der Magus und Pol zurückkehrten.
    Der Magus zog die Augenbrauen hoch. Wir lösten uns voneinander. Ambiades stand auf und wischte den Staub von seinem Schwert. Ich legte mich wieder hin und bettete den Kopf auf den Sattel.
    »Es gab doch wohl keine Unstimmigkeiten?«, fragte der Magus. Niemand antwortete ihm.
     
    Nach einem sehr leisen Gespräch zwischen dem Magus und Pol ließen wir Ambiades bei den Pferden zurück. Der Magus hatte Sophos bei den Pferden lassen wollen, aber Pol wollte ihn weder allein noch in Ambiades’ Gesellschaft zurücklassen. Offenkundig hatte sich die Beziehung zwischen Sophos und seinem Idol weiter verschlechtert.
    So brachen der Magus, Pol, Sophos und ich zu Fuß in die Dystopie auf. Ich war mehr als froh, Ambiades hinter mir zu lassen. Wir wanderten den ganzen Tag, folgten dem Magus, der seinerseits seinem Kompass folgte. Es gab keinen Pfad, und wir suchten uns einen Weg zwischen welligen schwarzen Felsplatten hindurch oder darüber hinweg. Wir trugen Wasser bei uns. In der Dystopie floss keines, aber es musste Grundwasser gegeben haben, da hier und da Grasbüschel und Sträucher in größeren Ansammlungen wuchsen. Alles war zu dürrem Gestrüpp und Dornen verdorrt, an denen sich unsere Kleider im Vorbeigehen verfingen. Die raue Oberfläche der Steine zerfetzte Stoff und schürfte Haut auf, die über sie glitt.
    Der Magus erläuterte Sophos, dass die Lava zu fruchtbarem Boden aufgebrochen wäre, wenn mehr Wasser über sie geströmt wäre, aber diese Gegend lag höher als das Olivenmeer und hatte nur einen Fluss, den Aracthus.
    »Der Aracthus hat sich eine Schlucht ausgewaschen und verursacht außerhalb davon nicht viel Erosion. Später gelangt er in die tiefergelegenen Ebenen; die Mineralien, die er hier gesammelt hat, lagern sich dort ab. In dem Landstrich gibt es einige der besten Ackerflächen in ganz Attolia.«
    »Was ist mit dem Olivenmeer?«, fragte Sophos.
    »Es bildet ein Rückhaltegebiet für den Winterregen, der auf die Dystopie fällt. Wenn der Regen vorüber ist, leeren sich die meisten Bäche, und das Land eignet sich nicht zum Anbau von Feldfrüchten. Deshalb wurde es mit Oliven bepflanzt, bevor es verlassen wurde.«
    Bei der Durchquerung der Dystopie fühlte ich mich wieder wie ein Käfer, der auf einer freien Fläche festsaß. Meine Herkunft machte sich bemerkbar, und ich sehnte mich danach, den Himmel zu einem größeren Teil verdeckt zu sehen. Die Berge ragten zwar durchaus in schroffen Klippen zu meiner Linken auf, aber ihre steilen Wände schlossen mich aus, statt mich zu umfangen. Ich hatte mich im Olivenmeer wohler gefühlt.
    Am Abend erreichten wir den Aracthus und wandten uns flussaufwärts, den

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