Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
so geschickt, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie fort waren.
Er trug sie in sein Haus und zeigte sie Lyopidus, der so tat, als wäre er sehr beeindruckt.
»Du könntest einen werfen«, sagte er. »Wenn ich versuchte, einen zu werfen, würde es mich umbringen, aber du bist ein Halbgott.«
»Mag sein«, murmelte Eugenides.
»Versuch es«, sagte Lyopidus. »Nur einen kleinen.«
Und er stichelte und schmeichelte, und um ihm den Gefallen zu tun, erklärte Eugenides sich bereit, es zu versuchen. Er wählte einen der kleineren Donnerkeile und schleuderte ihn gegen einen Baum, wo er explodierte und die Welt in Brand setzte.
Als die Welt zu brennen begann, ging der Himmel zu seiner Tochter und fragte: »Wo sind die Donnerkeile, die ich dir geliehen habe?«
»Hier, auf meiner Schulter, Vater«, sagte Hephestia, aber die Donnerkeile waren verschwunden. Hephestia dachte, sie wären ihr vielleicht im Tal heruntergefallen, und so wies der Himmel sie an, dorthin zu gehen, um zu suchen, und sagte, dass er mit ihr suchen würde.
»Wenn du so unachtsam mit ihnen umgehst«, erklärte er, »dann weiß ich nicht, ob ich sie dir zurückgeben soll, wenn ich sie finde.«
Vom Tal aus konnte Hephestia das Feuer nicht sehen, und so brannte die Welt weiter. Die Olivenbäume brannten, und Eugenides’ Haus brannte. Das Feuer breitete sich aus, und Lyopidus bekam Angst. »Du bist unsterblich«, sagte er zu seinem Bruder, »aber ich werde sterben.« Eugenides ergriff seine Hand, und sie rannten vor den Flammen davon. Das Feuer kreiste sie ein. Lyopidus schrie in seiner Furcht heraus, dass es der Himmel gewesen war, der ihn dazu getrieben hatte, seinen Bruder in die Falle zu locken, und rief den Himmel an, ihn zu beschützen, aber er erhielt keine Antwort. Eugenides liebte seinen Bruder, so wenig der es auch verdient haben mochte, und versuchte, ihn unbeschadet durch die Flammen zu tragen, aber Lyopidus verbrannte in seinen Armen, während Hephestia und ihr Vater stumm zwischen den Tannen wandelten.
Nun war aber Hamiathes König eines der kleinen Bergtäler. Er blickte von seinem Megaron hinab, sah die Welt brennen und sah Eugenides und seinen Bruder und konnte sich den Rest denken. Er verließ sein Megaron und überquerte den Fluss, um die große Göttin in ihrem Tempel aufzusuchen, doch ihr Tempel war leer. Er kehrte zum Fluss zurück und traf an seinem Ufer den Flussgott, der ein Kind des Himmels war.
»Die Welt hat Feuer gefangen«, sagte Hamiathes zum Fluss.
»Ich werde nicht verbrennen«, erwiderte der Fluss. »Ich bin Wasser.«
»Sogar dem Wasser schadet ein großes Feuer«, sagte Hamiathes und dachte an den Brand, als Himmel und Erde einander gezürnt hatten.
»Wo ist das Feuer?«
»Unter uns in der Ebene.«
»Oberhalb oder unterhalb meines Laufs?«
»Unterhalb.«
»Dann muss ich mir keine Sorgen machen«, sagte der Fluss.
»Aber Eugenides wird darunter leiden.«
»Eugenides ist ein Feind meines Vaters«, sagte der Fluss, und Hamiathes sah ein, dass er kein Hilfsangebot vom Fluss erhalten würde. So stand er einen Moment lang schweigend da und sah zu, wie die Welt brannte, Lyopidus starb und Eugenides brannte, aber nicht starb.
»Sieh«, sagte er zum Fluss, »Eugenides trägt die Donnerkeile deines Vaters.«
»Sie gehören nicht mehr meinem Vater«, entgegnete der Fluss mürrisch. »Soll Hephestia sie sich doch selbst holen!«
»Wenn du sie holen würdest, könntest du sie deinem Vater geben, und nicht Hephestia«, erklärte Hamiathes.
»Ah«, sagte der Fluss und bat nach einem Augenblick: »Sag mir, wo ich meinen Lauf ändern soll, so dass ich mir die Donnerkeile holen kann.«
Und Hamiathes sagte es ihm. »Wenn du an dieser Stelle dein Bett verlässt und mit aller Kraft fließt, dann wirst du über die Ebene zu Eugenides strömen.«
Der Fluss tat, was Hamiathes ihm geraten hatte. Als er über die Ebene strömte, schnitt er durchs Herz des Feuers und löschte es, und als er Eugenides erreichte, war seine Kraft fast verbraucht. Er riss den Halbgott mitsamt den Donnerkeilen mit, weil Eugenides sie nicht loslassen wollte, und der neue Lauf des Flusses trug sie beide zum großen Fluss, zur Seperchia, die eine Tochter der Erde war.
Sie sprach zu dem kleineren Fluss: »Du bist müde. Gib mir die Donnerkeile, so dass ich sie meiner Schwester zurückgeben kann.« Während der kleinere Fluss und Seperchia um den Besitz der Donnerkeile kämpften, ging Hamiathes in den Tempel der großen Göttin Hephestia, um auf ihre
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