Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
haben Schiffe, die an Eurer Küste patrouillieren und Attolia Eure Inseln wieder abnehmen können. Wir haben die Armeen, um Euch hier an Land zu unterstützen. Mit unserer Hilfe könnt Ihr sicher auf Eurem Thron sitzen.«
Ich sagte: »Wir danken Euch, Exzellenz. Ich glaube, wir hätten mehr Nutzen von Eurem Gold … wie einst Attolia.«
Akreteneshs Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber ich hatte einen Treffer gelandet. Wir wussten beide, dass der medische Kaiser Attolia Gold zur Verfügung gestellt hatte, in dem Glauben, einer törichten Königin so die Kontrolle über ihr Land abzukaufen. Wenn er Erfolg damit gehabt hätte, hätte Akretenesh nun nicht im Dunkeln in einem Zelt vor mir gestanden und mir die Unterstützung seines Kaisers angeboten. Stattdessen wäre Attolia ein Vasallenstaat gewesen und mit denselben medischen Armeen im Rücken in unser Land eingefallen.
»Gestattet mir zu sagen, dass Eure Jugend erfrischend ist, Euer Majestät – doch vielleicht sollte sie durch Erfahrung ausgeglichen werden. Werdet Ihr einen Regenten haben?«
»Unsinn«, sagte mein Vater.
»Er ist doch gewiss noch nicht als König bestätigt? Nicht von Euren Baronen gewählt?«
Es trifft zu, dass die Könige von Sounis bei einem Treffen aller Barone bestätigt werden, aber ich war als Erbe eingesetzt. Mein Vater erklärte, dass das Treffen der Barone in solchen Fällen eine Formsache war.
Er hob die vielen Tugenden hervor, die ich beim Kampf in Hanaktos und im Anschluss daran auf der Flucht unter Beweis gestellt hätte. Noch vor einem Jahr wäre ich darüber befriedigt gewesen. Jetzt dagegen verspürte ich nur Unmut, dass über mich gesprochen wurde, als wäre ich eine Zeltstange. Hinter dem Rücken meines Vaters machte der Magus mir Zeichen. Meine Bemerkung über das attolische Gold hatte ihm nicht gefallen, und er wollte nicht, dass ich den Gesandten verärgerte.
»Er ist bereits ein guter König!«, sagte mein Vater abschließend.
Mit Blick auf den Magus widersprach ich: »Vielleicht hat Seine Exzellenz recht, Vater.«
Der Magus nickte, und mein Vater starrte mich an.
»Wenn es der richtige Regent wäre«, deutete der Magus an.
Mein Vater öffnete den Mund, um mich einen Narren zu nennen, und erstarrte. Wie der Magus vorhin betont hatte, war ich sein König. Sein Ehrgeiz hatte mich über seinen diktatorischen Einfluss herausgehoben. Er fiel stattdessen über den Magus her. »Das ist Euer Werk!«, knurrte er. »Ihr habt ihn mit Eurem endlosen Geschwafel verdorben. Als Nächstes wird er noch sagen, dass wir nach Melenze gehen!«
»Das sage ich auch«, verkündete ich. »Ich finde, dass wir nach Melenze aufbrechen sollten. Du wirst die Armee sofort nach Norden führen.«
Das war das bittere Ende meines kurzen Augenblicks im Sonnenschein der Zuneigung meines Vaters. Es war zugleich der Beginn eines Wortgefechts zwischen dem Magus und meinem Vater, das noch auf der anderen Seite des Lagers – ganz zu schweigen von der anderen Seite der Zeltbahnen – zu hören war.
Mein Vater beschuldigte den Magus, mich manipuliert zu haben und ein machthungriges Ungeheuer zu sein. Der Magus nannte meinen Vater ein Rindvieh und beklagte die Verbindung dieses schwachen Verstands mit Reizbarkeit. All das vor dem medischen Gesandten. Mein Vater hatte schon immer zu Jähzorn geneigt, und der Magus war stets scharfzüngig gewesen, aber jetzt führten sie sich auf wie Schuljungen. Ich erkannte den Magus kaum wieder. Ich fürchtete, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben, als ich seiner Vorgabe gefolgt war, und Akretenesh war keine Hilfe: Er goss Öl auf die Wogen, nur um es dann in Brand zu stecken.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich stand unschlüssig da, bis der Magus plötzlich verstummte und aufmerksam den Boden zu betrachten schien. Sein Verhalten war so sonderbar, dass sogar mein Vater seine Tirade unterbrach. Der Magus blickte auf; sein Gesicht war beinahe purpurn. Er holte ein einziges Mal keuchend Atem, dann wurde er blass und brach zu meinen Füßen zusammen.
»Magus!«, schrie ich und fiel neben ihm auf die Knie. Ich rief meinem Vater zu, den Lagerarzt zu holen, und hob den Kopf des Magus an. Seine Gesichtsfarbe hatte sich gebessert, aber er war nicht bei Bewusstsein. Ich ignorierte den medischen Gesandten, der sich hastig zurückzog, und lauschte auf einen Herzschlag. Als ich ihn hörte, seufzte ich erleichtert und wartete dann ungeduldig auf den Arzt.
Der Magus regte sich in meinen Armen und flüsterte mit
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