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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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schusssichere Weste, den Rucksack, Kleider und einen Mietwagen. Ich fragte den Fahrer, ob er eine Autovermietung kenne, die rund um die Uhr geöffnet sei. Er sagte, wozu Mietwagen, er fahre mich, wohin ich wolle, wenn wir uns über den Preis einig würden, doch ich wollte allein sein. Er versprach, sich zu erkundigen, während er auf mich wartete, und meinte, zumindest am Flughafen bekomme man sicher zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Mietwagen.
    Jenni und Riikka saßen vor dem Fernseher und verfolgten die Wahlsendung, in der der Rechtspopulist Timo Soini gerade seine Zufriedenheit über das Abschneiden seiner Partei äußerte. Es war nur gut, dass meine Mitbewohnerinnen abgelenkt waren, während ich den Waffenschrank aufschloss und drei volle Magazine herausholte. Ich lud meine Waffe, die fünfzehn Kugeln fasste, und steckte sie ins Schulterhalfter. Die Weste zog ich vorläufig noch nicht an. Für alle Fälle nahm ich auch alles mit, was ich brauchte, um mich in Reiska zu verwandeln; eine zweite Identität konnte mir eventuell von Nutzen sein. Ich lieh mir Riikkas Kopierer, machte eine Kopie der Karte von Hiidenniemi und packte sie ein, obwohl ich gar nicht wusste, ob die Ereignisse irgendetwas mit der Karte aus Anitas Safe zu tun hatten. Meinen Pass steckte ich in den wasserdichten Beutel, in dem ich auch meine Kreditkarte und Reiskas Führerschein aufbewahrte. Außerdem nahm ich meinen Laptop mit, dazu das DSL-Modem, das ich mir endlich angeschafft hatte, um überall Zugang zum Internet zu haben, sowie einen voll aufgeladenen Reserveakku für mein Handy. Zwei Energieriegel, eine Flasche Wasser, Feuchtigkeitstücher und eine Garnitur Sportunterwäsche machten meine Ausrüstung komplett. Ich zog die Gore-Tex-Jacke an, denn der Regen schien nicht aufhören zu wollen.
    «Der Flughafen ist die beste Wahl, da gibt es mehrere Firmen», meinte der Taxifahrer. «Wo wollen Sie denn bei dem Wetter hin? Müssen Sie weit fahren?»
    «Ich weiß noch nicht. Kann eine längere Tour werden.»
    «Ist Ihnen der Freund abhandengekommen?», fragte der Fahrer mitfühlend. Da ich keine Lust hatte, mir großartige Lügen auszudenken, sagte ich nur kurz, es gehe um eine dienstliche Angelegenheit.
    Den Mietwagen bekam ich problemlos. Ich erklärte, noch nicht zu wissen, wann ich das Auto zurückgeben würde; mein Kredit reichte für einen längeren Zeitraum. Als ich in dem Opel das Flughafengelände verließ, regnete es so stark, dass die Scheibenwischer kaum nachkamen. Ich nahm die äußere Umgehungsstraße in Richtung Westen. Sie führte am schnellsten zur Fernstraße nach Hanko und war größtenteils beleuchtet. Ich fuhr mit erheblich überhöhter Geschwindigkeit, hundertzehn Stundenkilometer, wo siebzig erlaubt waren, und preschte bei Gelb über die Kreuzungen. Irgendwo in Espoo kam der Wagen ins Schleudern, als ich zwei leere russische Autotransporter überholte, doch nach einer Schrecksekunde bekam ich ihn wieder unter Kontrolle. Ich hatte das Ortungsgerät auf den Beifahrersitz gelegt und beobachtete aus den Augenwinkeln die Bewegungen des grünen Punkts. Seit meiner Abfahrt vom Flughafen hatte der Punkt sich extrem langsam, fast im Schritttempo bewegt. Ich rief Helena noch einmal an, wieder ohne Erfolg. Wahrscheinlich war das Handy nicht mehr in ihrem Besitz, und sie wusste nicht einmal, wo es sich befand.
    In der Nähe des Espooer Zentrums hielt ich an einer Tankstelle, holte mir einen Kaffee und ließ mir die exakten Koordinaten von Helenas Standort anzeigen: Als die genaue Adresse auf dem Display erschien, fluchte ich in allen Sprachen, die ich kannte. Durak , warf ich mir zum Schluss an den Kopf. Idiotin. Ich hätte sofort erraten müssen, was passiert war.
    Helena befand sich in der Ufervilla von Walentin Paskewitsch in Bromarv. Weil ich zugelassen hatte, dass sie allein nach Kirkkonummi fuhr, war es Paskewitsch gelungen, sie zu entführen. Nun drohte bereits die zweite meiner Auftraggeberinnen dem Russen zum Opfer zu fallen.
    Ich bezahlte den Kaffee, stürzte ihn herunter und rannte zum Wagen. Bromarv war knapp hundert Kilometer entfernt. Zum Glück hatte ich mir den Weg zu Paskewitschs Villa schon vor langem eingeprägt, für alle Fälle. Kurz bevor die Straße einspurig wurde, schaffte ich es, einen mit siebzig dahinzockelnden Corolla zu überholen, der schlingerte, als wäre der Fahrer sturzbetrunken. Ich beschleunigte auf hundertzwanzig und hoffte, dass mir kein Elch in die Quere kam.
    Sollte ich die Polizei alarmieren?

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