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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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kleines Einkommen immer noch besser als Arbeitslosengeld und der demütigende Gang zum Arbeitsamt.
    «Aber ich kenne mich in der Politik doch gar nicht aus! Vanhanen ist Ministerpräsident und Niinistö Parlamentsvorsitzender, und Väyrynen sitzt in der Regierung, mehr weiß ich nicht.»
    «Saara ist per Telefon und E-Mail erreichbar und wird dir gern helfen. Du kannst sie auch in der Klinik besuchen, von mir aus gleich morgen.»
    Helena wusste, wie man Leute überzeugte, kein Wunder, dass sie bei der letzten Parlamentswahl eine der Stimmenköniginnen gewesen war. Natürlich hatte ihr Vorschlag einiges für sich. Wir hatten uns bereits aneinander gewöhnt, mochten uns vielleicht sogar ein wenig. Außerdem hatte ich nichts dagegen, dass regelmäßig Geld auf meinem Konto einging.
    Während Helena in die Maske ging und danach in der Livesendung über Umwelt- und Energiepolitik debattierte, holte ich meine Waffe vom Bahnhof. In einer Stehbar bestellte ich einen Energydrink und beobachtete die Menschen, die durch die Halle eilten. Ich sah Leute vom Land, die das Wochenende in der Hauptstadt verbringen wollten, ich sah endlich vereinte Liebespaare und fragte mich prompt, ob ich noch einmal versuchen sollte, David zu erreichen.
    Da entdeckte ich einen dunkelhaarigen jungen Mann mit einer auffallend großen Skizzenmappe. Nach der Zeichnung von Frau Voutilainen erkannte ich ihn sofort: Juri Trankow. Ich ließ mein Getränk stehen und rannte dem Mann nach. Er ging die Treppe zum Bahnhofsplatz hinunter und schien keine Eile zu haben. Nachdem er ein Stück in Richtung Nationaltheater geschlendert war, blieb er stehen und zündete sich eine Zigarette an. Ich beschloss, etwas zu riskieren, und trat zu ihm.
    «Guten Abend», sagte ich und bemühte mich zu lächeln wie eine Frau, die sich für einen Vertreter des anderen Geschlechts interessiert. «Könnte ich eine Zigarette haben?»
    Trankow warf mir einen finsteren Blick zu. «Ich nix sprechen Finnisch.»
    «Do you speak English? Would you give me a cigarette, please? I’ll pay, one euro.»
    Seufzend nahm Trankow die Zigarettenschachtel aus der Tasche. Zum Glück rauchte er eine westliche Marke, keine Machorkas. Er gab mir Feuer und winkte ab, als ich ihm einen Euro in die Hand drücken wollte.
    «Was haben Sie da in der Tasche?», fragte ich, weiter auf Englisch. «Sind Sie Künstler?»
    «Sozusagen.»
    «Was malen Sie? Ich meine … suchen Sie vielleicht ein Modell?» Mein geradezu nuttenhaftes Lächeln hätte mich beinahe zum Kotzen gebracht.
    «Ich male keine Menschen», erwiderte Trankow abweisend.
    «Was denn dann? Irgendwelche langweiligen Vierecke, wie man sie in Museen für moderne Kunst sieht?» In New York hatte ich Besuche in Kunstgalerien nicht vermeiden können, jedoch nicht viele Werke gesehen, die ich mir gern an die Wand gehängt hätte, ausgenommen vielleicht ein Bild von einem Briefträger mit gespaltenem Bart im MoMA, der mich irgendwie an Onkel Jari erinnerte.
    «Tiere. Die Leute bestellen gern Porträts ihrer Haustiere.» Trankow blickte sich um. Er sah aus, als hoffte er, jemand würde ihn aus den Fängen der aufdringlichen Frau befreien.
    «Tiere? Das ist ja toll! Kann man Ihre Werke irgendwo besichtigen? Ich hätte großes Interesse an einem Bild von einem Luchs.»
    Den letzten Satz sagte ich in ganz anderem Tonfall.
    «Von einem Luchs?», fragte Trankow, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen. «Soweit ich weiß, darf man die in Finnland nicht als Haustiere halten.»
    «Ich möchte es als Erinnerung an meine Freundin im Luchspelz. Meine Nachbarin in der Untamontie hat ein Luchsgemälde von einem russischen Künstler gekauft. Waren Sie das?»
    «Vielleicht.» Trankow trat seine Zigarette aus. «Es ist besser, Freundinnen in Luchspelzen in Frieden ruhen zu lassen. Ich male keine Toten. Weder Frauen noch Tiere. Und es macht viel mehr Spaß zu leben, als tot zu sein, nicht wahr, Miss Ilveskero? Doswidanija.»
    Damit wandte Trankow sich ab und überquerte die Straße. Er ging die Treppe zum Nationaltheater hinauf und verschwand im Gebäude. Ich eilte ihm nach, doch das Foyer war leer, und der Pförtner wies mich darauf hin, dass die Kasse bereits geschlossen sei.
    Ich musste beinahe lachen. War Trankow mir gefolgt, hatte er mich dazu provoziert, ihn anzusprechen? Der Tag von Anitas Beerdigung war der passende Zeitpunkt, mir eine neuerliche Warnung zukommen zu lassen und Räuber und Gendarm zu spielen. Ein Spiel war das Ganze allerdings nicht. Einen wie

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