Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
… Ja, was nun, du Trottel, schimpfte er streng mit sich. Er nahm Blatt und Stift zur Hand. Wenn also Großtante Rahel Vollschwester sein sollte, dann müßte sie logischerweise auch Halbjüdin gewesen sein. War sie allerdings nur Halbschwester wie seine Angie, dann konnte sie sozusagen alles Mögliche sein. Theoretisch. Praktisch jedoch nicht, denn sie war ja gezwungen, nach Amerika zu emigrieren, was wiederum bedeutete, sie, Rahel, war auch mindestens Halbjüdin. Oder sogar Volljüdin, das mußte dann irgendwie damit zusammenhängen, glaubte Herr Schweitzer, wer denn nun der gemeinsame Elternteil ist, denn, soviel wußte er, bei Juden wurde die Religionszugehörigkeit mütterlicherseits vererbt. Wurde dieser Aspekt bei den Nürnberger Rassegesetzen überhaupt bedacht? Und warum schrieb Schatz H, Miriam wäre nach einer Heirat mit ihm auf der sichereren Seite? Konnte dieser Peter gar Pässe fälschen? Gut, sinnierte er, da muß ich wohl auf Esther warten.
    Und dieser Peter, könnte es sich dabei um Herrn Söhnle handeln? Vielleicht. Ein Anhaltspunkt, immerhin. Und die Tochter Petra, Esthers bei einer Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommene Mutter, ein Produkt aus der Affäre mit Schatz H.?
    Herr Schweitzer beschloß, späterhin tatsächlich Puzzleteilchen zu basteln. Allerdings quadratische, die ließen sich leichter verschieben.
    Noch während er zum Telefon stürzte, rieb er sich den Schlaf aus den Augen. „Verwählt“, entschuldigte sich die Dame am anderen Ende der Leitung. „Macht nix“, erwiderte Herr Schweitzer, doch in seinen Augen loderte Haß. Voller Ingrimm ging er Kaffee kochen, denn an eine Fortsetzung seiner sakralen Ruhephase war nicht mehr zu denken. Der Himmel fühlte mit ihm und war erstmals seit Tagen bewölkt.
    Wie er sich vorgenommen hatte, stellte er Puzzleteile her, indem er die Rückseiten alter Visitenkarten mit Informationen zu den Themen Joshua Silbermann und Claude Heidenbrück beschrieb. Durch den gelegentlichen Konsum cineastischer Detektivgeschichten wußte er und erhoffte es auch für sich, daß man nur lange und intensiv genug die Schnipsel anzustarren brauchte und schwups, saß man auf der Lösung. Jenes zu tun, nahm er sich für heute abend vor. Doch vorerst besaß der Brief an Esther oberste Priorität.
    Nach dem Postamt schaute er noch auf Gut Glück beim Sachsehäuser Käsblättche vorbei. Und traf auf Melibocus.
    „Sag mal, kennst du dich mit Nazi-Uniformen aus?“
    Der Redakteur nestelte an seinem lindgrünen Seidenhemd herum, während er Herrn Schweitzer mit einem nachdenklichen Blick bedachte. „Nein, tu ich nicht. Aber: Willkommen im Technologiezeitalter.“
    Skeptisch: „Wie meinst du das?“, indes Melibocus in die Tastatur seines Computers haute.
    „Stell dich doch nicht immer so an, als wärst du in der Steinzeit groß geworden.“
    „Bin ich doch gar nicht. Gerade vorhin habe ich einen Brief geschrieben. Und abgeschickt. Ganz alleine.“ Doch ihm deuchte bereits, was Melibocus damit ausdrücken wollte. Stimmt schon, darauf hätte ich auch selbst kommen können.
    Der Herausgeber schwenkte den Flachbildschirm, so daß auch Herr Schweitzer gucken konnte.
    Tatsächlich, was es nicht alles gibt.
    „Da, hier hast du die Maus. Kannst ja allein weiterklicken. Ich habe im Keller zu tun. Das schaffst du doch?“ Ein zweifelnder Blick von Melibocus verriet Herrn Schweitzer, daß die Frage nicht völlig ohne Ernst gestellt war.
    „Logisch. Das ist ein Computer. Meine Freundin hat auch so ein Teil.“
    Kopfschüttelnd verließ Melibocus den Raum.
    So, dann wollen wir mal. Marineuniform. Und obendrein noch in Farbe, das Ganze. Bloß doof, daß Herr Schweitzer das Foto zu Hause liegen hatte, doch war ihm die Idee, hier mal vorbeizuschauen, erst in der Warteschlange auf der Post gekommen. Nee, versuchte er sich aus dem Gedächtnis heraus zu erinnern, das aber in letzter Zeit arg unter die Räder gekommen zu sein schien, Marineuniform fällt flach. Wie ein gewitzter Computerfreak klickte er den Weiter-Button an. Luftwaffe. Hmm, könnte sein.
    Als er alle durch hatte, inklusive SA, SS und Polizei, zweifelte er. Zwei oder drei Uniformtypen kamen in Betracht. Er schaltete den Drucker an. Und jetzt? Prima wäre ein blinkendes Feld gewesen, das ihn höflich fragte, ob er nun drucken wollte oder nicht. Allein, das Feld blinkte nicht, war noch nicht mal aufgetaucht. Scheißdinger, warum machen die’s einem immer so schwer? Wie hat Maria das denn immer hingekriegt? Ich war doch

Weitere Kostenlose Bücher