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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ein paar Mal dabei. Ach ja, logo, Symbolleiste. Und dann auf
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. Na also, klappt doch. Da behaupte noch einer, unser Herr Schweitzer arbeite mit steinzeitlichen Methoden. Quatsch. Ganz im Gegenteil. Für die technische Zukunft besaß er ein goldenes Händchen. Doch in den fünfzehn Sekunden, die der Drucker für die Auftragsannahme brauchte, und in denen er nicht das geringste Geräusch von sich gab, verfinsterte sich Herrn Schweitzers Miene rapide. Erst als sein hochroter Kopf kurz vor einer Explosion stand, bequemte sich der Drucker zu rattern.
    „Wie? Hat unser Simon das ganz von selbst ausgetüftelt?“ fragte Melibocus, als er wieder da war.
    „Bin doch Detektiv.“
    „War mir ganz entfallen. Mit deinem hochgezüchteten Wissen könntest du glatt bei der CIA anfangen. Die suchen händeringend nach Leuten wie dir.“
    „Weiß ich, aber ich bin doch keine Hure. In meiner Gilde gilt Ehre noch was.“
    Der Redakteur tippte sich an die Stirn.
    „Du, sag mal …“
    „Ja?“
    „Als du seinerzeit über Claude Heidenbrück recherchiert hast, die Unterlagen, die hast du doch alle noch?“
    „Ja, aber nicht hier. Sind auf dem Dachboden meiner Eltern. Warum?“
    „Bei deinen Eltern, so, so. Wo wohnen die denn?“
    „In Burghausen an der österreichischen Grenze. Noch mal: Warum?“
    „Nur mal so rein hypothetisch, natürlich …“
    „Natürlich.“
    „Nehmen wir mal an, ich bekäme etwas über diesen Heidenbrück heraus, das die Geschichtsschreibung korrigieren müßte, wärest du dann bereit, mir deine Unterlagen zu überlassen?“
    „Das ist aber nicht viel.“
    „Ich weiß, das hast du mir schon gesagt. Aber würdest du …?“
    Melibocus Augen durchdrangen Herrn Schweitzer. „Nehmen wir mal an, rein hypothetisch, natürlich …“
    „Natürlich.“
    „… du hättest tatsächlich eine neue Spur. Etwas, das hieb- und stichfest wäre, dann …“, seine Augen richteten sich in die Ferne, „… dann könnte es passieren, daß ich den Artikel doch noch bringe. Im Käsblättche. Aber …“, er faltete die Hände, „vergiß es, da ist nichts mehr zu machen. Aalglatt, die ganze Sippschaft.“
    „Wir werden sehen.“
    „Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück dabei. Das wirst du auch brauchen und noch viel mehr.“
    „Kann ich mir denken.“ Herr Schweitzer erhob sich und fand, es sei Zeit für einen pathetischen Händedruck. „Mach’s gut. Denk bei Gelegenheit an die Unterlagen. Und danke für alles.“
    „Die Unterlagen hast du nächste Woche. Ich fahre übers Wochenende heim zu Muttern.“
    Die Tür war schon zu hinter ihm, da ging Herr Schweitzer noch einmal hinein. „Kannst du mir einen Presseausweis besorgen?“
    „Zwei Paßfotos und eine Lohnsteuerkarte. Ich stelle dich für zwei, drei Monate ein. Ausweis ist in drei Tagen fertig. Kohle gibt es net.“
    „Natürlich net. Ich wäre auch unbezahlbar. Sagt Maria jedenfalls. Weiß auch nicht, wie sie das meint. Ciao.“
    „Tschö.“
    Guter Mann, dieser Melibocus, dachte Herr Schweitzer, fackelt nicht lange, wenn’s drauf ankommt. Was genau er mit einem Presseausweis bezweckte, lag noch im dunkeln, doch in einem Fall wie diesem, von möglicherweise internationaler Tragweite, war es besser, mit allem und gegen alles gewappnet zu sein.
    In der Nacht zum Mittwoch schreckte Herr Schweitzer aus dem Schlaf. Da saß er nun mit weit aufgerissenen und verklebten Augen und schaute auf das illuminierte Frankfurt mit seinen Bankentürmen. Er hatte geträumt. Nichts Schreckliches zwar, aber was? Am Abend hatte er stundenlang vor seinen Visitenkarten gesessen. Ohne Ergebnis. Nicht einmal ein Hauch von Zusammenhang hatte sich ergeben. Dank Melibocus wußte er zumindest, Heidenbrücks Uniform war die eines Obersturmbannführers gewesen. Ein Dienstgrad, der Macht verlieh. Bei der Gelegenheit war ihm Lord Acton eingefallen, der einst so treffend formuliert hatte, Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut. Doch auch diese Weisheit stand bloß im Raum, ohne so recht eine Verknüpfung zu Heidenbrück zu finden. Nein, mit dem Obersturmbannführer hatte sein Traum von eben nichts zu tun. Eher schon etwas mit Lastern. Rauchen ist ein Laster. Saufen auch. Und Rumhuren. Alles Laster. Hatte man genug zusammen, konnte man eine Spedition gründen. Herr Schweitzer schmunzelte ob seiner merkwürdigen Gedankenkette. Aber Laster war gut. Spedition auch. Möbelspedition war sogar noch besser. Ja, Simon, komm, nur nicht nachlassen, der Weg ist klasse,

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