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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Morse kein Zweifel bestehen. Alles übrige war eine Frage der Zeit und der Geduld. Es galt, Beweise gegen einen Mann heranzuschaffen, der die Möglichkeit, das Motiv und die Gelegenheit gehabt hatte, McClure zu ermorden. Unbewiesen war lediglich noch die eigentliche Ausführung der Tat. Und welch ein Triumph wäre es, wenn es ihm, Lewis, während der erzwungenen Untätigkeit des Chefs gelänge, hier ein Stück weiterzukommen!
    Im Augenblick war er derjenige, der über den weiteren Verlauf der Ermittlungen und den effektivsten Einsatz der polizeilichen Mittel zu entscheiden hatte. Lewis war sich durchaus darüber im klaren, daß er kein ganz großes Licht war, und sein Rang als Detective Sergeant deutete daraufhin, daß auch seine Vorgesetzten das so sahen. Doch in den kommenden Tagen hatte er es in der Hand zu zeigen, daß auch er Großes zu leisten vermochte, und darin hätte ihn ein lateinisches Sprichwort bestärken können (wenn er es gekannt hätte), das in etwa besagt, das Große sei nur die Summe vieler Kleinigkeiten, denn in den nächsten drei Tagen — Montag, dem 5., Dienstag, dem 6., und Mittwoch, dem 7. September — gelang es ihm, eine ganze Reihe von Kleinigkeiten ans Licht zu bringen.
    Es gab zahlreiche Vernehmungen von Zeugen aus Hochschul- und anderen Kreisen, die mit dem Ermordeten und seinem mutmaßlichen Mörder engeren oder auch nur flüchtigen Kontakt gehabt hatten. Lewis selbst ließ sich am Dienstag nachmittag im John Radcliffe Hospital bestätigen, daß Edward Brooks am Sonntag, dem 28. August, um 14.32 Uhr als Notfall in die Koronarstation eingeliefert worden war, vierundzwanzig Stunden auf der Intensivstation verbracht hatte, dann auf Station 7 verlegt und von dort aus drei Tage später entlassen worden war.
    Weil er nun schon mal da war, hatte Lewis auch Morse einen Besuch abgestattet, sich aber nicht in Diskussionen über den Fall verwickeln lassen, denn erstens gab es nichts Neues, und zweitens hatte Superintendent Strange ihm dringend davon abgeraten. «Wenn Sie anfangen, davon zu reden, wird er anfangen nachzudenken, und dann denkt er automatisch auch gleich wieder ans Trinken, und das ist im Augenblick bestimmt nicht gut für ihn.» Lewis blieb nur ein paar Minuten. Er hatte eine Karte mit Genesungswünschen von Mrs. Lewis und als seine eigene Gabe eine Tüte mit kernlosen Trauben mitgebracht, die von der adleräugigen Stationsschwester sofort beschlagnahmt wurden.
    Vom John Radcliffe Hospital aus fuhr Lewis zu dem Hausarzt von Ted und Brenda Brooks, einem gewissen Dr. Philip Gregson, der im Cowley Road Health Centre praktizierte.
    Der Bericht über Edward Brooks, den er dort zu lesen bekam, klang recht zuversichtlich: «Leichter Infarkt... Zustand stabil... überraschend schnelle Erholung... Krankschreibung insges. drei Wochen.»
    Über Brenda Brooks äußerte Dr. Gregson sich zurückhaltender. Ja, eine unangenehme Verletzung an der rechten Hand, er hatte sie an einen Facharzt überwiesen und mochte dessen Befund nicht vorgreifen. Wenn weitere Informationen benötigt wurden...
    Mit der Telefonnummer eines Orthopäden zog Lewis ab und stellte in dem Bewußtsein, nach wie vor mehr oder weniger auf der Stelle zu treten, für diesen Tag seine Bemühungen ein.
    Doch nur vierundzwanzig Stunden später sollte der erste große Durchbruch kommen.

36

    Ist dies ein Schwert, das ich vor mir sehe,
    Den Griff mir zugewandt?
    (Shakespeare, Macbeth)

    Es dauerte erstaunlich lange, bis der Groschen fiel.
    Von den aufregenden Ereignissen, die sich in der vergangenen Woche in der Daventry Avenue abgespielt hatten, wußte Dr. Richard Rayson nichts. Daß er den Fund eines Messers in seinem Garten nicht mit dem Tod eines Nachbarn in Verbindung brachte, ist leicht zu erklären. Erstens hatte am Tag vor seiner Rückkehr die Polizei ihre Tätigkeit in und um Daventry Court eingestellt. Zweitens bekam er noch nicht wieder regelmäßig die Oxford Mail, so daß er die kurze Notiz, die am Montag ganz unten auf Seite drei erschienen war, nicht gelesen hatte (vermutlich aber sowieso übersehen hätte). Und letztlich (und als wichtigster Punkt) ließ der Kommunikationsfluß zu seinen rechten und linken Nachbarn sehr zu wünschen übrig. Schuld daran waren etliche zunehmend scharf geführte Auseinandersetzungen über die Instandhaltung von Zäunen, das Pflanzen von Bäumen an Grundstücksgrenzen, einen Bauantrag und den bedenklichen Präzedenzfall einer Teenagerparty.
    Nachdem Rayson zusammen mit seiner Frau den

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