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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nahezu unleserlicher Schrift bedeckt war.
    Tut mir leid, Al! Mir ist
gerade etwas Dringendes und Unerledigtes eingefallen, ich muß die Konferenz
also aufschieben. Ich hinterlasse Ihnen ein kleines Zeichen meines aufrichtigen
Bedauerns.
    Unmittelbar neben der Stelle,
an der sich der Zettel befunden hatte, lag zusammengeknüllt ein winziges rosa
Höschen.
     
     
     

4
     
    Die Jalousien waren dicht gegen
die Morgensonne geschlossen, und der einzige Laut innerhalb des geräumigen
Büros war das gedämpfte Summen der Klimaanlage. Sie funktionierte so gut, daß
ich mir zu wünschen begann, ich hätte einen Mantel angezogen. Ich zündete mir
eine Zigarette an, warf das gebrauchte Streichholz in Richtung des sechseckigen
Aschenbechers auf dem elegant geformten Schreibtisch und empfand ein vages
Gefühl der Befriedigung, als ich danebentraf. Eine weitere Minute kroch
vorüber, dann öffnete sich die Tür hinter dem Schreibtisch, und ein Mann trat
forschen Schritts in den Raum.
    Er war Mitte Vierzig, groß und
mager, sein Gesicht war mahagonibraun gebrannt, und er trug einen Anzug, der
selbst Helen Walshs Billigung gefunden hätte. Nachdem er sich auf seinem
Generaldirektorenstuhl niedergelassen hatte, nahm er sich Zeit, mich direkt
anzusehen. Seine grauen Augen wirkten ein bißchen gedunsen, und die Tränensäcke
traten hervor. »Ich bin Richard Crespin«, sagte er. »Entschuldigung, daß ich
Sie habe warten lassen, Lieutenant.« Er nahm sich die Zeit, mein gebrauchtes
Streichholz aufzuheben und es mit mathematischer Genauigkeit in die Mitte des
sechseckigen Aschenbechers fallen zu lassen. »Ich mußte ein Ferngespräch mit
einem Auftraggeber führen, der dringend einen Rat brauchte.«
    »Wir haben alle unsere
Probleme«, sagte ich großzügig.
    »Und welches ist Ihres,
Lieutenant? Ich meine, soweit es mich betrifft?«
    »Erinnern Sie sich, wie lange
es her ist, seit Bruce Williams Selbstmord begangen hat?« fragte ich im Ton der
Unterhaltung.
    »Bruce Williams?« Er nahm das
gebrauchte Streichholz, zerbrach es sorgfältig in zwei Hälften und ließ die
Stücke wieder in den Aschenbecher fallen. »Ich kann mich, scheint mir, nicht an
den Namen erinnern.«
    »Der Wunderknabe von >Allied Concepts <«, sagte ich, »der Dorn in Ihrem Fleisch,
den Sie sich mit Hilfe von Marco herausziehen ließen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie
reden, Lieutenant«, sagte er bedächtig. »Und selbst wenn ich es wüßte, könnten
Sie wohl kaum erwarten, daß ich es zugeben würde, oder?«
    »Doch«, sagte ich rundheraus.
    Er sah mich verdutzt an. »Ich
verstehe nicht.«
    »Diese ach so plastischen
Fotos, die Williams dazu trieben, sich eine Pistole an den Kopf zu halten und
abzudrücken«, sagte ich, »Sie haben doch ganz bestimmt nicht die prächtige
blonde Partnerin vergessen?«
    »Ich bin mir nicht sicher...«
    »Sie wurde vorgestern
abend ermordet«, sagte ich.
    »Sie können doch nicht im Ernst
annehmen, daß dieses Unternehmen hier — oder ich persönlich — etwas damit zu
tun hat?«
    »Warum nicht?«
    »Warum nicht?« Sein Mund
öffnete und schloß sich mehrere Male in schweigender Empörung. »Sie wagen es,
hier zu sitzen und anzudeuten, daß die >Harris Beratung<, eine der
respektabelsten technischen Beratungsfirmen in ganz Kalifornien, in einen
schmutzigen Mord verwickelt sei?«
    »Als Präsident sind Sie für die
Firma verantwortlich«, sagte ich kalt. »Sie haben in dem Augenblick, als Sie
Marco anheuerten, um schmutzige Arbeit für Sie zu leisten, jede Respektabilität
verloren, die Sie je hatten.«
    »Der Teufel soll mich holen,
wenn ich länger hier herumsitze und mir Ihre Beleidigungen anhöre!« schrie er
mich an. »Ich werde mich jetzt sofort an unsere Anwälte wenden. Wir haben nicht
nur unsere individuellen konstitutionellen Rechte, wir haben auch unsere
korporativen...«
    »Na klar«, brummte ich. »Nur
zu, rufen Sie sie, Dickie-Boy!«
    » Dickie!» Einen
Augenblick lang glaubte ich, er würde nach dem Telefon greifen und es nach mir
werfen. »Nun hören Sie mal zu, Lieutenant, wie immer Sie heißen! Sie reden hier
nicht mit irgendeinem billigen...«
    »Doch, genau das tue ich!«
fauchte ich ihn an. »Und Sie hören mir zu! Ich möchte den Mörder des Mädchens
haben, und die einzige Möglichkeit, ihn zu finden, geht über Marco. Sie werden
mir also helfen, an ihn heranzukommen. Tun Sie das, kommt vielleicht der wahre
Grund für Williams’ Selbstmord, nicht in die Zeitungen.«
    »Aber...« Er starrte mich wild
an, »das

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