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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schüttelte den Kopf. »Nicht
jetzt, nachdem ich all die Negative zum Trocknen aufgehängt habe.«
    »Ich brauche Ihren
fachmännischen Rat«, sagte ich. »Vielleicht können wir irgendwo zusammen was
trinken?«
    »Das ist das Angebot der
Woche.« Ihre tiefblauen Augen funkelten vergnügt. »Lassen Sie mir eine Minute
Zeit, um mich umzuziehen.«
    »Ich gebe Ihnen zwei«, sagte
ich. »Ich bin in menschenfreundlicher Laune.«
    Sie brauchte fünf und kam in
einer blau-weiß gestreiften Bluse und weißer Hüfthose zurück, die mit einer
schweren Gürtelkette abgesichert war. Der Pferdeschwanz war verschwunden, und
ihr flachsfarbenes Haar flog frei um ihre Schultern. Sie sah aus wie ein
weiblicher Wikinger, gerade frisch vom Abschlachten eines Dutzends Angelsachsen
zurückgekehrt, bereit zum Frühstück.
    »Die Bars hier in der Gegend
sind nichts für Ladys, selbst wenn sie von einem Polizeilieutenant begleitet werden«, sagte sie.
    »Wir können stadtauswärts
fahren«, schlug ich vor.
    »Warum nicht zu mir?« sagte sie
leichthin.
    »Warum nicht?« echote ich.
    Sie wohnte in einem kleinen,
aber eleganten Haus hinter Valley Heights. Ihr Wohnzimmer verfügte über einen
offenen Kamin mit einem Sims, und während Celestine an der Bar beschäftigt war,
betrachtete ich die prachtvolle Vergrößerung eines weiblichen Akts, Rückenaufnahme,
der gerahmt war und über dem Kaminsims an der Wand hing.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte sie.
    Ich wandte mich ihr zu und nahm
meinen Drink entgegen. »Danke. Und ob es mir gefällt. Das Mädchen, wer immer es
ist, hat das weibliche Hinterteil schlechthin.« Ich seufzte tief. »Jedesmal,
wenn ich hinsehe, höre ich, wie es zu mir spricht.«
    Sie blinzelte. »Was sagt es
denn?«
    »Das ist ein Geheimnis zwischen
uns beiden«, sagte ich. »Vermutlich haben Sie die Aufnahme gemacht?« Sie
nickte, und ich versuchte so zu tun, als führte ich lediglich eine höfliche
Unterhaltung. »Sie erinnern sich nicht zufällig an den Namen des Modells?«
    »Doch, genau.« Ihr großer Mund
verzog sich zu einem schadenfrohen Lächeln. »Es ist ein Selbstporträt.«
    »Na, so was«, murmelte ich.
    »Das wirft hoffentlich keine
Probleme für Sie auf, Lieutenant.« Ihre Stimme war voll warmen Mitgefühls. »Ich
meine, weil ich die ganze Zeit mit Ihnen rede und Ihnen dabei den Rücken
zuwende.«
    Es schien mir ein günstiger
Zeitpunkt zu sein, um einen schnellen Schluck zu tun, während sie mich
offensichtlich amüsiert betrachtete.
    »Werden Sie nicht verlegen,
Lieutenant«, schnurrte sie mit ihrer tiefen Altstimme. »Ich akzeptiere es als
Kompliment.«
    »Es war auch gewiß so gemeint«,
sagte ich. »Und nennen Sie mich Al.«
    Sie zuckte zusammen. »War Ihr
alter Herr auch ein Alkoholiker?«
    »Sie meinen, warum sollte er
mir sonst einen Namen wie Al gegeben haben?« Ich ließ ihr ein glasiges Lächeln
zukommen. »Wollen wir nicht lieber über was anderes reden, Celestine?«
    »Vielleicht kann ich versuchen,
Ihnen den fachmännischen Rat zukommen zu lassen, den Sie brauchen.«
    Ich sah zu, wie sie zur Couch
ging, und versuchte, schnell einen visuellen Vergleich zwischen der
Wirklichkeit und der Vergrößerung an der Wand herzustellen, aber diese Hüfthose — obgleich sie eng anlag — erschwerte die Sache.
Celestine setzte sich auf die Couch, schlug bequem die Beine übereinander und
hielt ihr Glas in beiden Händen vor sich, bevor sie erwartungsvoll zu mir
aufblickte. Ich trank schnell noch einen Schluck, denn ich war im Begriff, ein
bißchen zu lügen, und es mußte glaubwürdig klingen, sonst kam für mich nichts
dabei heraus.
    »Sie wissen, was man über Maler
behauptet. Daß man an ihrem eigenen, individuellen Stil immer ihre Werke
erkennen kann. Ich habe mich gefragt, ob dasselbe auch für Fotografen gilt.«
    Sie schürzte ein paar Sekunden
lang nachdenklich die Lippen. »Ich glaube, ja«, äußerte sie. »Jedenfalls gilt
das für die guten.«
    »Sie sind eine gute Fotografin,
Celestine.«
    Sie lachte leise. »Mein
verlängertes Kreuz schnurrt vor Behagen, glaubt jedoch, Sie seien vielleicht
ein bißchen voreingenommen.«
    »Diese Bilder, die ich in
Goldie Bakers neuem Appartement fand, waren gut«, sagte ich. »Und ich meine das
auch im technischen Sinn.«
    »Ich danke Ihnen, gütiger Sir.«
Sie neigte leicht den Kopf.
    »Sie haben einen durchaus
individuellen Stil«, fuhr ich fort. »Es hat etwas mit dem Winkel der Kamera und
den Proportionen des Objekts zu tun.«
    »Ich bin geschmeichelt und

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