Die Leiche im Badezimmer
machte allgemein bekannt, daß ich — und diese Firma — unmittelbar
für den Selbstmord Williams’ verantwortlich seien. Es gab gar keine Möglichkeit
der Wahl. Er verließ das Büro mit dem Scheck in der Tasche.«
»Können Sie sich einen Grund
denken, weshalb er Sie betrogen hat?« fragte ich.
»Nein.« Crespin schüttelte gereizt
den Kopf. »Manchmal liege ich nachts noch wach und versuche den Grund
herauszufinden. Eins ist sicher — es muß zu seinem Vorteil gewesen sein, und
das bedeutet mit Bestimmtheit, daß ein anderer Kunde in die Sache verwickelt
war, von dem ich nichts weiß.«
»Vielleicht eine andere Firma?«
»Mir fällt keine ein, aber
möglich ist es.«
»Und sonst fällt Ihnen dazu
nichts ein?«
»Nein, nichts«, sagte er
rundheraus.
»Na, jedenfalls vielen Dank für
die Information.« Ich stand auf. »Sie haben mir erzählt, Sie hätten Marco
zweimal engagiert, bevor Sie ihn wegen Williams angeheuert haben. Stimmt das?«
»Ich dachte, das klänge
plausibler. Wenn ich Ihnen die Wahrheit erzähle, werden Sie überzeugt sein, daß
ich lüge. Marco trat an mich heran! Er sagte, er wisse, daß ich Williams
dringend haben wolle, und er könne ihn mir sozusagen beschaffen — zu einem
gewissen Preis natürlich — , und ich dachte, was, zum Teufel, kann ich dabei
verlieren? Also engagierte ich ihn auf der Basis: kein Williams — kein
Honorar.«
»Konnte er diese Information
aus Ihrem Büro erhalten haben?«
Crespin starrte mich wütend an.
»Ich nehme an, das sollte ein Scherz sein, Lieutenant? Verglichen mit meinen
internen Sicherheitsmaßnahmen sind die CIA-Leute Amateure.«
»Also muß er das von Williams
selbst erfahren haben oder von jemandem, der ihm nahestand.«
»Das dachte ich damals.« Er
zuckte die Schultern. »So oder so schien es mir nicht wichtig.«
»Vermutlich nicht«, pflichtete
ich bei. »Es hat mich gefreut, Sie wiedergesehen zu haben, Mr. Crespin.«
»Treiben wir’s nicht zu weit«,
brummte er. »Ich habe einen widerwilligen Respekt vor Ihren
Schweinehund-Methoden, Lieutenant, aber das ist auch alles. Hoffentlich
erwischen Sie Ihren Mörder, vor allem, weil ich hoffe, daß er Marco heißt.
Abgesehen davon würde ich noch nicht mal guten Tag zu Ihnen sagen.—«
Im hellen Tageslicht hatte das
Innere des >Golden Ox < etwas Verlassenes.
Seines weichen Kerzenlichts und der Zigeunergeigen beraubt wirkte das Lokal wie
irgendein beliebiges Eßlokal . Helen Walshs Auftritt
in einem exquisiten schwarz und weiß karierten Kleid gab dem Restaurant den
Glanz, dessen es dringend bedurfte. Helen glitt auf die Bank neben mich, und
der Kellner nagelte uns dort fest, bevor wir Gelegenheit hatten, unsere Absicht
zu ändern.
»Ich habe für dich bestellt«,
sagte ich. »Heute ist ein typischer Martini-Tag. Vielleicht hast du gemerkt,
daß die Luft alles in einem zusammenzieht?«
»Und man hat das plötzliche
Gefühl, die ganze Welt könnte deine Olive sein«, sagte sie.
»Ich habe auch eine
Geheimkonferenz mit dem Kellner wegen des Essens geführt und deshalb ein
Hacksteak für uns beide bestellt.«
»Ich liebe Martini und
Hacksteak«, sagte Helen überschwenglich. Sie sah sich suchend im Raum um. »Wo
sind sie eigentlich?«
»Wer?«
»Die verkleideten
Zigeunergeiger. Vielleicht haben sie dieselben Schwierigkeiten mit ihren Sitars
wie ich?«
»Was für Schwierigkeiten hast
du denn?«
»Mein Sitar tut weh«, sagte sie
milde.
Sie wartete, bis ich meinen
Martini heruntergewürgt hatte. »Wie läuft der Hase, Al?«
»Ziemlich langsam, Helen.« Ich
warf ihr so was wie einen verschämten Blick zu. »Wenn ich dich nicht weiterhin
Helen nenne, werde ich völlig verwirrt. Sollte ich dich sonst Miß Walsh nennen?
Oder mich an die Tatsachen halten und Mrs. Williams zu Ihnen sagen?«
Ihre langen Wimpern blinzelten
gelassen und verschleierten vorübergehend die saphirblauen Augen. »Du kannst
mich nicht hereinlegen, Al Wheeler«, sagte sie leichthin. »So verdammt smart
bist du gar nicht! Als ich heute morgen deine Wohnung verließ, fiel es mir
plötzlich ein. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt gestern nacht habe ich einen Fehler gemacht — einen Versprecher aus Leidenschaft könnte man
so was vielleicht nennen — , stimmt’s?«
»Ich hätte eigentlich beleidigt
sein sollen, als du mich Bruce nanntest, aber irgendwie war ich’s nicht«, sagte
ich. »Und ich habe mich mit Jeff Fallan darüber unterhalten, was er von Bruce
Williams und seiner rothaarigen Frau noch im Gedächtnis
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