Die Leiche im rosa Nachthemd
du ja wieder ein spannendes Abenteuer hinter dir,
Donald!«
»Sehr spannend«, bestätigte ich
grimmig.
»Bist du noch einmal
hingefahren?«
»Nein. Ich bin nicht noch
einmal hingefahren.«
Ihr Lächeln verschwand. »Warum
nicht?«
»Das Klima ist so unbekömmlich.
Man kann sich leicht Malaria holen...«
»Quatsch«, fertigte sie mich
ab.
»Außerdem glaube ich, daß wir
von hier aus mehr erreichen.«
»Wieso?«
»Es waren vor mir schon zwei
Interessenten da. Sie suchten dasselbe wie ich. Und ich schätze, das
wertvollste Material haben sie schon mitgenommen.«
»Weshalb wollte man dich dann
aus dem Weg haben?«
»Weil ich so ein großer,
gefährlicher Brummer bin, der alle Leute prügelt.«
Bertha Cool funkelte mich durch
die blauen Zigarettenwolken böse an. »Sehr komisch«, zischte sie.
»Ta, nicht wahr? Besonders für
mich!«
»Nun schnapp nicht gleich ein,
Kleiner. So was kann schon mal vorkommen. Du bist eben ein bißchen kurz
geraten. Da denken die Leute, sie können mit dir machen, was sie wollen. Wer
war denn der Kerl?«
»Ich habe keine Ahnung. Er
empfing mich in meinem Hotelzimmer. Ich hatte gerade das Telegramm an dich durchtelefoniert
und wollte mich aufs Ohr legen. Eigentlich wollte ich nach diesem Abenteuer
tatsächlich wieder nach Oakview zurückfahren. Aber die Spur, die ich habe,
können wir, glaube ich, von hier aus besser verfolgen.«
»Was ist denn das für eine
Spur?« fragte sie gespannt.
Ich zückte mein Notizbuch und
gab ihr eine Kurzfassung meiner Erlebnisse.
»Ich bin dem Tip in deinem
Telegramm nachgegangen«, sagte Bertha. »Aber das scheint ‘ne Ente zu sein. Sie
ist überhaupt nicht durch den Panamakanal gefahren. Jedenfalls nicht unter
ihrem eigenen Namen. Wenn sie sich für die Reise ein Inkognito zugelegt hat,
können wir gleich einpacken. Allein nach der Beschreibung kann man sie nach so
vielen Jahren unmöglich ausfindig machen. Diese Information ist keine fünfundzwanzig
Dollar wert. Da setzen wir ja noch zu, wenn ich unsere Unkosten für die Miete
und Büromaterial abrechne. Von irgendwas wollen wir ja auch leben. Für so eine
dumme Frage brauchst du in Zukunft keine teuren Telegramme in der
Weltgeschichte herumzuschicken.«
»Es war ein Brieftelegramm«,
stellte ich richtig. »Die gehen zum halben Tarif.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich
hab’ noch mal in der Gebührenliste nachgesehen — sicherheitshalber. Aber wie
gesagt — in Zukunft unterlaß das gefälligst. Woher hast du überhaupt den Tip?«
»Von einer jungen Dame, aber du
kannst dich beruhigen. Meine Großzügigkeit hat einen kleinen Dämpfer bekommen.
Mein Rausschmeißer könnte Charlie gewesen sein.«
»Wer ist Charlie?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht
gibt’s ihn auch gar nicht. Was tut sich in der Sache mit dem beschädigten
Koffer?«
»Eine Evaline D. Harris hat
einen Schadensersatzanspruch auf fünfundsiebzig Dollar wegen Transportschadens
an einem Koffer samt Inhalt eingereicht.«
»Und was ist daraus geworden?«
»Wird noch bearbeitet. Der Koffer
soll schon ziemlich altersschwach gewesen sein. Die Bahn hält die Forderung für
viel zu hoch.«
»Hast du Evaline Dells
Adresse?«
»Evaline Harris«, verbesserte
sie.
»Kommt auf dasselbe heraus. Sie
war etwa eine Woche lang in Oakview.«
»Ich hab’ sie mir irgendwo
aufgeschrieben. Augenblick mal. Verflixt, daß sich auf meinem Schreibtisch
alles immer so verkrümelt...« Sie griff zum Telefon. »Bring mir die Adresse von
Evaline Harris. Ich hab’ dir den Zettel gegeben, Elsie. Doch, bestimmt... Wie
bitte? Im rechten Schreibtischfach oben? Hm... Wenn du meinst... Ja, vielen
Dank.«
Bertha Cool öffnete das rechte
Schreibtischfach, wühlte in einigen Papieren und brachte schließlich
triumphierend den Zettel hervor. Ich schrieb mir die Adresse in mein Notizbuch.
»Willst du sie besuchen?«
fragte sie.
»Ja. Mir ist noch eine Idee
gekommen. Bei der Ärztekammer ist unter Umständen der Antrag eingegangen, die
Zulassung von Dr. James C. Lintig auf einen anderen Namen zu übertragen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Lintig war Facharzt für
Augen-, Hals-, Nasen- und Ohrenleiden. Er ist verschwunden. Samt seiner
Sprechstundenhilfe. Überleg doch mal. Der Mann wird nicht freiwillig auf seine
Zulassung verzichten!«
»Weshalb glaubst du, daß er in
diesem Staat praktiziert?«
»Weil er nicht in einen anderen
Staat ziehen kann, ohne nachzuweisen, daß er hier bei uns eine Praxis betrieben
hat. Durch einen solchen Nachweis werden
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