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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hin.
    Die Stimme sagte: »Donald, mach
doch auf!«
    Jemand rüttelte an der Klinke.
    Ich rollte aus dem Bett und tappte
schlaftrunken zum Kleiderschrank, um mir meinen Morgenrock zu greifen.
    »Donald, mach auf. Ich bin’s —
Marian.«
    Die Worte hörte ich, aber sie
gaben keinen Sinn. Ich ging zur Tür und schloß auf.
    Marian Duntons Augen waren vor
Erregung weit aufgerissen. Jetzt zeigten sie ungeheure Erleichterung. »Ich
hatte schon Angst, du wärst nicht zu Hause«, plapperte sie vertraulich. »Aber
die Wirtin meinte, du müßtest dasein. Du wärst die ganze Nacht fort gewesen,
meinte sie, und schliefst wohl nur.«
    Es war etwas in ihrer Stimme,
was mich nachdrücklicher aus meiner Verschlafenheit riß als ein ganzes Regiment
von Weckern. »Komm herein, Marian. Was ist denn los?«
    »Etwas Schreckliches ist
passiert.«
    Ich fuhr mir mit allen zehn
Fingern durchs Haar. »Was denn nur, Marian?«
    Sie kam dicht an mich heran.
»Ich war bei Evaline Harris.«
    »Den Tip habe ich dir ja selber
gegeben«, sagte ich. »Meinen Segen hast du. Aber jetzt mußt du selbst sehen,
wie du weiterkommst.«
    »Donald — sie ist tot.
Ermordet.«
    Ich setzte mich aufs Bett. »Das
mußt du mir schon genauer erklären.«
    Marian setzte sich neben mich.
Ihre Worte überstürzten sich. »Ich muß hier weg, Donald. Deine Wirtin ist eine
mißtrauische alte Gewitterziege. Ich sollte die Zimmertür offenlassen, hat sie
gesagt. Du mußt mir helfen.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war
Viertel nach fünf.
    »Was ist passiert?«
    »Ich fuhr zu ihr und klingelte
unten an der Haustür. Nichts rührte sich.«
    »Sie schläft vormittags lange«,
sagte ich, »weil sie in einer Bar arbeitet.«
    »Ich weiß. Nach einer Weile klingelte
ich bei der Hauswartsfrau und fragte nach Miss Harris.«
    »Weiter.«
    »Die Frau sagte, sie wüßte
nicht, ob Miss Harris da wäre. Sie könnte sich nicht um alle ihre Mieterinnen
kümmern. Sie war ziemlich giftig. Ich fragte, ob ich mal zu ihr hinaufgehen
könnte. Sie hatte nichts dagegen. Es war Apartment 309.
    Ich fuhr mit dem Lift in den
dritten Stock. Auf dem Gang traf ich einen Mann. Es kam aus einer Tür hinten im
Gang. Und — und ich glaube, es war Apartment 309.«
    »Deshalb hat sie wahrscheinlich
nicht reagiert, als du geklingelt hast.«
    »Donald — sie war tot.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Tür von 309 war nicht
abgeschlossen. Ich klopfte zwei- oder dreimal. Aber niemand rührte sich. Da
drückte ich die Klinke herunter. Ich öffnete und sah — ich sah ein Mädchen auf
dem Bett liegen. Ich dachte, sie — du weißt schon...Ich entschuldigte mich und
verschwand. Ich wollte später noch einmal wiederkommen. Du verstehst schon...«
    »Ich verstehe. Und dann?«
    »Dann ging ich hinaus. Nach
einer halben Stunde kam ich zurück und klingelte wieder.«
    »Du meinst unten an der
Haustür.«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es passierte nichts. Ich wußte
aber genau, daß sie nicht weggegangen war, denn ich hatte die Haustür im Auge
behalten. Als ich noch so stand und klingelte, kam eine Dame und schloß auf. Sie
lächelte mir zu und fragte: >Kann ich Ihnen helfen?< und ich sagte:
>Ja, sehr freundlich< und ging einfach hinter ihr her.«
    »Hat sie gefragt, zu wem du
wolltest?«
    »Nein. Sie war sehr nett.«
    »Und dann?«
    »Dann fuhr ich wieder in den
dritten Stock und klopfte. Es rührte sich nichts. Ich machte die Tür auf und
sah hinein. Sie lag noch immer auf dem Bett, in der gleichen Stellung. Das kam
mir irgendwie komisch vor. Ich ging näher heran. Sie war tot. Um ihren Hals lag
eine Schnur, fest angezogen. Sie trug nur ein rosa Nachthemd. Ihr Gesicht — es
sah schrecklich aus, Donald. Oh, Donald, es ist so furchtbar...«
    »Was hast du daraufhin getan?«
    »Ich war völlig kopflos«, sagte
sie. »Denn ich war doch vor einer halben Stunde schon einmal oben gewesen. Die
Hauswartsfrau wußte das. Ich hatte Angst, die würde denken, daß — daß ich es
getan hätte.«
    »Du Dummchen. Wie lange ist das
her?«
    »Nicht sehr lange. Ich hab’ bei
dir im Büro angerufen und mich als alte Bekannte von dir ausgegeben. Das
Mädchen am Telefon gab mir deine Adresse.«
    »Und dann bist du hergekommen?«
    »Ja, in einem Affentempo.«
    »Steig wieder in deinen Wagen.
Fahr mit dem gleichen Affentempo zur Polizei. Sag ihnen, du hättest eine Tote
gefunden. Sag nichts von Mord. Und sag gleich dazu, daß du aus Oakview bist.«
    »Warum?«
    »Weil du die Unschuld vom Lande
spielen mußt.«
    »Aber sie werden herauskriegen,
daß

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