Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
augenblickliche
Stadtverwaltung zumindest bereit finden, fair und unparteiisch die unhaltbaren
Zustände zu erörtern, die Santa Carlotta zu einem Dorado für Verbrechen und
Korruption gemacht haben. Stattdessen begnügt sich unser verleumderischer
Mitbürger mit versteckten Andeutungen. Wenn der Kurier nicht umgehend seinen gestrigen Leitartikel widerruft, dürfte ihm eine
Verleumdungsklage sicher sein. Und der Kurier sollte daran denken, daß zwar auf der einen Seite rückgratlose
Redakteure mit reichen Anzeigenaufträgen belohnt werden, daß aber andererseits
die von einer Zeitung zu leistenden Zahlungen nach einem Verleumdungsprozeß
meist schmerzlich zu Buche schlagen.
    Die Tagespost weiß, daß die Bürger, die hinter Dr. Alfmont
stehen und die sich ein sauberes Santa Carlotta wünschen, derartige Anwürfe
nicht tatenlos hinnehmen werden. Die gestrige Verunglimpfung ist eine
unverantwortliche Rufschädigung. Es ist natürlich sehr einfach, Gerüchte über
diesen Kandidaten in Umlauf zu setzen, um zu verhindern, daß er selber
peinliche Fragen stellt. Die Vorwürfe politischer Korruption, die er im Namen
aller redlichen Bürger erhebt, schafft ein solcher Schachzug jedoch nicht aus
der Welt. Es ist ein Armutszeugnis für die Gegenseite, daß ihr zehn Tage vor
der Wahl keine andere Waffe als die der üblen Nachrede bleibt.«
    Die Kellnerin brachte mir meine
zweite Tasse Kaffee, und ich rauchte sehr nachdenklich zwei Zigaretten. Als ich
zahlte, fragte ich: »Wo ist das Rathaus?«
    »Vier Blocks geradeaus, dann
eine Ecke rechts. Sie sehen es gleich. Ein Neubau.«
    Das war es allerdings. Hier
mußte die Korruption wahre Triumphe gefeiert haben. Das Rathaus sah aus wie auf
Zuwachs gebaut, und die paar Beamten mußten sich darin einigermaßen verloren
vorkommen.
    Ich suchte und fand die Tür mit
der Aufschrift: »Polizeipräsident.« In einem Vorzimmer mißhandelte eine
Stenotypistin die Schreibmaschine. Zwei Polizisten saßen wartend herum.
    Ich ging zu der Frau. »Wer
könnte mir Auskunft über das Personal dieser Abteilung geben?«
    »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Ich möchte mich über einen
Beamten beschweren«, sagte ich. »Seine Nummer habe ich mir nicht
aufgeschrieben, aber ich könnte ihn beschreiben.«
    »Den Chef kann ich mit solchen
Lappalien nicht belästigen«, sagte sie.
    »Eben! Deshalb wende ich mich
ja an seine Sekretärin.«
    Das mußte erst langsam
rutschen. Dann sagte sie: »Captain Wilbur hat Dienst. Er kann Ihnen sagen, an
wen Sie sich wenden müssen. Er sitzt nebenan.«
    Ich bedankte mich bei ihr und
wandte mich zum Gehen. In diesem Augenblick sah ich ein gerahmtes Foto an der
Wand neben der Tür. Es zeigte die Polizeibeamten in einer langen Reihe vor dem
neuen Rathaus. Ich warf einen schnellen Blick darauf und ging.
    In Captain Wilburs Vorzimmer
hing das gleiche Foto. Ich fragte einen wartenden Polizisten: »Wissen Sie, wer
die Aufnahme gemacht hat?«
    »Ein Fotograf hier aus der
Stadt. Clover heißt er.«
    »Gutes Bild.«
    »Hm...«
    Ich trat näher. Dann tippte ich
auf den fünften Mann von links. »Holla! Ich wußte gar nicht, daß Bill Crane
jetzt bei der Polizei ist.«
    »Wer?«
    »Bill Crane. Ich kenne ihn aus
Denver.«
    Er trat zu mir. »Der heißt
nicht Bill Crane«, sagte er. »Das ist John Harbet von der Sitte.«
    »Komisch«, sagte ich. »Er sieht
genau aus wie einer meiner alten Freunde.« Als der Polizist zu Captain Wilbur
hineinging, verdrückte ich mich, klemmte mich ans Steuer der Firmenkutsche und
brauste davon.
    Bertha Cool wollte gerade zum
Essen gehen. Sie strahlte auf wie eine Tausendwattleuchte, als sie mich sah. »Wie
nett, Donald. Da können wir ja zusammen gehen!«
    »Vielen Dank. Ich hab’ erst vor
zwei Stunden gefrühstückt.«
    »Na, eine Einladung wirst du
doch nicht abschlagen, was?«
    »Es tut mir in der Seele weh,
aber...«
    »Komm wenigstens mit, dann
können wir uns unterhalten. Du mußt diesen Smith ausfindig machen. Ich habe
versucht, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, nachdem ich seinen Brief
bekommen hatte. Die Anschrift, die er mir gegeben hat, ist natürlich nur eine
Deckadresse. Dort kennt man ihn gar nicht — oder will ihn nicht kennen. «
    »Schöne Bescherung«, meinte
ich.
    Sie zog ein grimmiges Gesicht.
»Kann man wohl sagen. Der Mann hatte Schwierigkeiten. Und Angst. Für uns kam er
gerade recht. Wie ein Weihnachtsmann. Nur daß er jetzt mit seinem Schlitten
steckengeblieben ist, und unser Gabentisch ist leer.«
    »Wenn du unbedingt

Weitere Kostenlose Bücher