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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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willst, kann
ich ja mit zum Essen kommen.«
    »Na also. Wir gehen in den Goldenen
Schwan. Da stört uns wenigstens keiner.«
    Als wir durchs Vorzimmer
gingen, nickte ich Elsie zu. Sie nickte zurück, ohne sich in ihrer
Klappersymphonie stören zu lassen.
    Im Goldenen Schwan erkundigte sich Bertha, ob ich nein zu einem Cocktail sagen würde. Ich
versicherte ihr, daß ich so ein Angebot erstens prinzipiell und in diesem ganz
besonderen Fall sowieso nicht ausschlagen würde, denn ich gedachte, mich nach
dem Essen aufs Ohr zu legen und den Nachmittag zu verschlafen. Erstens,
erklärte ich, war ich die ganze Nacht durchgefahren, und zweitens wollte ich
abends noch die Blaue Grotte erkunden.
    »Das läßt du lieber bleiben,
Donald«, meinte Bertha. »Da wirst du doch bloß Geld los, und so dicke haben
wir’s auch wieder nicht. Wir lassen jetzt schön die Finger von dem Fall, es sei
denn, daß dieser Smith sich die Sache anders überlegt. Das Vorschußhonorar
haben wir wenigstens weg, aber du gehst für meinen Geschmack mal wieder
reichlich großzügig mit den Spesen um.«
    Ich wartete, bis die Martinis
vor uns standen. »Du kannst dich beruhigen, Bertha. Smith hat uns wieder grünes
Licht gegeben.«
    Bertha Cool blinzelte. »Wie
bitte?«
    »Er hat uns grünes Licht
gegeben«, wiederholte ich.
    »Du Schlitzohr! Warst du bei
ihm?«
    Ich nickte.
    »Wie hast du ihn denn
gefunden?«
    »Smith ist Dr. Alfmont«, sagte
ich. »Und Dr. Alfmont ist Dr. Lintig.«
    Bertha Cool stellte ihr Glas
aus der Hand. »Da brat’ mir doch einer ‘nen Storch. Hat man so was schon
erlebt?«
    Ich hatte keine Lust, Bertha
sämtliche Einzelheiten vorzubeten. Nachtfahrten bekommen mir nicht.
    »Dr. Alfmont hat sich als
Bürgermeister in Santa Carlotta aufstellen lassen«, bemerkte ich.
    »Politik?« fragte Bertha. Ihre
Augen begannen zu glänzen.
    »Ja, die vielgeliebte
schmutzige Politik«, bestätigte ich. »Der Kerl, der mich zusammengeschlagen und
aus Oakview herausbefördert hat, heißt John Harbet. Er ist Polizist in Santa
Carlotta und leitet die Sittenpolizei.«
    »Da schau her«, meinte Bertha
hochbefriedigt.
    »Eine der Zeitungen hat Dr.
Alfmont schlechtgemacht. Die andere deutet an, daß Dr. Alfmont sie wegen übler
Nachrede verklagen wird. So was wirkt sonst immer, aber ich glaube, daß die
Verleumder ihrer Sache ziemlich sicher sind. Sie werden fleißig weiter
schmutzige Wäsche waschen und es auf die Klage ankommen lassen. Wenn er nicht
klagt, blamiert er sich. Wenn er es tut, muß er die Rufschädigung nachweisen,
und dann wird der Kurier auspacken. Nein, einen Prozeß kann Alfmont sich nicht
leisten, und das weiß er auch. Er will in Erfahrung bringen, ob seine Frau
wieder geheiratet oder die Scheidung durchgesetzt hat.«
    Bertha Cool sah aus wie eine dicke
Katze, die sich eben die letzten Kanarienfedern von der Schnauze wischt. »Das
könnte ja gar nicht schöner sein. Wir gehen goldenen Zeiten entgegen, mein
Kleiner!«
    »Ich bin im Augenblick nicht
sehr fürs Gehen«, meinte ich und lehnte mich gemütlich zurück.
    »Los, Donald — du bist doch so
ein schlaues Kind. Laß mal deine Denkmaschine ein bißchen ticken.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
bin hundemüde und habe keine Lust zum Nachdenken. Und ich habe auch keine Lust
zum Reden.«
    »Wenn du was im Magen hast,
wirst du schon wieder zu dir kommen«, meinte Bertha, die gern von sich auf
andere schloß.
    Sie bestellte eine doppelte
Tomatencremesuppe, geschmorte Nierchen mit gemischtem Salat, Kaffee mit einer
Portion Sahne extra, Brötchen und Butter. »Und für ihn dasselbe«, sagte sie mit
einer Kopfbewegung zu mir hinüber. »Wir werden dich schon wieder aufbauen.«
    Ich raffte mich zu einem
Protest auf. »Ein Kännchen schwarzen Kaffee«, sagte ich, »und einen
Schinkentoast.«
    »Aber das ist doch zuwenig,
Kleiner«, sagte Bertha besorgt. »Du mußt was essen, damit du groß und stark
wirst.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Etwas Süßes«, fuhr Bertha
fort. »Das steigert den Blutzuckerspiegel. Ein Omelett mit Erdbeerkonfitüre,
Donald, und mit viel Sahne. Oder Schwarzwälder Kirschtorte, oder...«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
Bertha gab seufzend auf. »Kein Wunder, daß du so spillrig bist«, meinte sie.
»Also schön — wer nicht will, der hat schon...«
    Als der Kellner fort war, sagte
ich zu Bertha: »In Zukunft verbitte ich mir das!«
    »Was denn?«
    »Diese Bevormundung. Du tust
gerade so, als wäre ich ein Schuljunge, den die gute Tante zum Essen

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