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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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die Hand. Ich hielt
weiter die Hand auf und wartete. Schließlich rückte sie noch einmal zwanzig
heraus. Ich rührte mich nicht. Sie seufzte erbärmlich, kam noch mit einem
Zehner nach, schob die Kasse mit einem Knall wieder in den Schreibtisch und
schloß ab. »Du wirst langsam größenwahnsinnig«, meinte sie.
    Ich steckte das Geld in die
Tasche und versuchte, Bertha zur Eile anzutreiben.
    Doch das war einfach
Kraftverschwendung. Als wir endlich beide im Wagen saßen, hatte ich genug
Energie vergeudet, um bequem zu Evaline Harris und zurück fahren zu können, und
wir hatten nicht eine halbe Sekunde Zeit gewonnen. Bertha Cool war auf ein
bestimmtes Tempo programmiert, und das Genie, das sie hätte umprogrammieren
können, war noch nicht geboren.
    Ich klemmte mich total
erschöpft hinter das Steuer. Bertha rückte sich auf den stöhnenden Polstern
zurecht und lehnte sich zurück.
    Ich ließ den Motor an, legte
den Gang ein und rollte aus dem Parkplatz heraus. »Die Kutsche läuft noch recht
ordentlich, findest du nicht?« meinteBertha.
    Ich hüllte mich in düsteres
Schweigen.
    Der Feierabendverkehr war
abgeflaut, und ich brauchte nicht lange bis zu dem Apartmenthaus, in dem
Evaline Harris wohnte. Vor der Tür parkte eine ganze Herde von Streifenwagen.
Ich tat, als bemerkte ich sie gar nicht. Bertha Cool hatte sie gesehen. Sie sah
mich ein paarmal von der Seite an, sagte aber nichts. »Vielleicht klingeln wir
zunächst mal bei der Hauswartsfrau«, schlug ich vor. »Dann können wir
unangemeldet zu der Harris hinauffahren.«
    Ich klingelte in der Wohnung
der Hauswartsfrau. Nidhts rührte sich. Ich probierte es noch zweimal.
    Ein Pressewagen fuhr vor und
hielt. Ein Fotograf mit einer schweren Kameraausrüstung sprang heraus und
rannte zur Haustür, gefolgt von einem bulligen Individuum, dem man den Lokalreporter
schon von weitem ansah. Sie rüttelten an der verschlossenen Haustür. Der
Reporter sah mich an. »Wohnen Sie hier?«
    »Nein.«
    Der Fotograf sagte: »Klingel
mal bei der Hauswartsfrau, Peter.«
    Sie klingelten. Als nichts
passierte, drückte der Reporter aufs Geratewohl ein paar Klingelknöpfe. Nach
einer Weile hatten sie Glück, und die Haustür öffnete sich summend. Sie traten
ein, und Bertha Cool und ich tappten hinter ihnen her.
    »Welche Nummer hat das
Apartment?« fragte der Fotograf.
    »309«, sagte der Reporter.
    Ich spürte Berthas Blick, stieß
sie in die Rippen und flüsterte: »Hast du das gehört?«
    »Hm«, knurrte sie.
    Wir zwängten uns zu viert in
den Lift. Den meisten Platz beanspruchte Bertha. Der Lift keuchte nach oben.
    Im dritten Stock wimmelte es
vor Menschen. Ein Polizist hielt die Zeitungsleute an. Die zückten ihre
Presseausweise und durften passieren. Dann drängte sich der Hüter des Gesetzes
zu uns durch. »Was wollen Sie?« fragte er.
    Ich sah ihn verblüfft an.
»Nichts.«
    »Dann hauen Sie ab. Sie
stören.«
    »Ich suche die Hauswartsfrau.
Ist sie hier oben?«
    »Woher soll ich das wissen?
Vermutlich.«
    »Ich will nämlich ein Apartment
mieten.«
    »Dann kommen Sie am besten in
zwei Stunden noch mal wieder.«
    »Was ist denn hier passiert?«
fragte ich.
    »Mord«, blaffte er. »Eine Frau
in 309. Kennen Sie sie?«
    Ich sah Bertha an. »Kennst du
hier jemanden, Bertha?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Also los, verziehen Sie sich«,
sagte der Polizist.
    »Aber können wir nicht die
Hauswartsfrau...«
    »Nein. Ich weiß nicht, wo sie
steckt. Wahrscheinlich wird sie gerade vernommen. Los — ziehen Sie endlich
Leine.«
    Wir gingen zurück zum Lift. »Da
ist uns also jemand zuvorgekommen«, bemerkte ich.
    Bertha schwieg. Wir stiegen in
die Firmenkutsche.
    »Ich werde mich ins Büro
verziehen und ein bißchen Denksport treiben«, meinte ich. »Soll ich dich in
deiner Wohnung absetzen?«
    »Nein, mein Kleiner. Ich komme
mit und helfe dir beim Denksport.«
     
     
     

5
     
    Die Fahrt verlief schweigend.
Ich stellte den Wagen auf den Parkplatz, dann fuhren wir mit dem Lift ins Büro hinauf.
    Bertha Cool sah mich an. »Woher
wußtest du, daß sie ermordet worden ist?«
    »Wovon redest du eigentlich?«
fragte ich harmlos.
    Bertha Cool riß ein Streichholz
an. »Mich kannst du nicht für dumm verkaufen.«
    Eine Weile rauchte sie
schweigend vor sich hin. Schließlich sagte sie nachdenklich: »Vor dem Haus war
die Polizei in Bataillonsstärke aufgefahren, aber du hast getan, als hättest du
nichts gesehen. Dann hast du nicht bei der Harris geklingelt, sondern bei der
Hauswartsfrau.

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