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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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trauen. Es war — dachte ich — besser als gar nichts.«
    »So weit, so gut. Nun aber
spielt die Politik hinein.«
    »Die Stadt schadet sich selbst
ungeheuer, wenn alles so weiterläuft wie bisher«, sagte Dr. Alfmont. »Polizei
und Verwaltung sind korrupt. Wir sind eine reiche Stadt mit florierender
Wirtschaft und einer lebhaften Fremdenverkehrsindustrie. Die Touristen stoßen
auf Schritt und Tritt auf Gaunerei, Betrug und Bestechung. Von diesen Zuständen
hatten die Einwohner langsam genug. Sie wollten eine Säuberungsaktion. Ich war
maßgeblich an der Organisation eines Bürgerforums beteiligt gewesen, und dessen
Mitglieder stellten mich als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl auf. Ich dachte
kaum mehr an diese alte Geschichte. Deshalb erklärte ich mich einverstanden.«
    »Aber?«
    »Aus heiterem Himmel kam ein
Brief von ihr. Wenn ich nicht gewisse Bedingungen erfüllte, sagte sie, würde
sie meine Wahl torpedieren. Dann würde sie im letzten Augenblick, wie sie sich
ausdrückte, die Bombe platzen lassen. Sie warf mir vor, ich hätte sie ins
Nichts gestoßen, durch meine Schuld sei sie gesellschaftlich und finanziell
ruiniert. Aber das stimmt ja gar nicht. Ich hatte mich von meinem Vermögen
getrennt, ich hatte...«
    »Beruhige dich, Charles«,
unterbrach ihn Mrs. Alfmont. »Mr. Lam geht es um die Fakten.«
    »Die Fakten waren, daß sie
diesen Brief geschrieben hat.«
    »Und ihre Bedingungen?«
    »Die hat sie nicht genannt.«
    Ich rauchte schweigend den Rest
meiner Zigarette, drückte den Stummel aus und fragte: »Hat sie eine Adresse
angegeben, unter der Sie sich mit ihr in Verbindung setzen konnten?«
    »Nein.«
    »Was wollte sie?«
    »Daß ich mich aus dem Wahlkampf
zurückziehe.«
    »Und das haben Sie nicht
getan?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es war zu spät. Kurz bevor ich
den Brief bekam, hatte die Zeitung der Gegenseite eine Verleumdungskampagne
gestartet mit dunklen Andeutungen über meine Vergangenheit. Meine Freunde
verlangten, ich sollte die Zeitung verklagen. Ich war in einer sehr unangenehmen
Lage.«
    »Sind Sie sicher, daß der
Brief, den Sie erhielten, von Ihrer Frau stammte?«
    »Ja. Natürlich hat sich die
Handschrift etwas geändert. Das ist ja verständlich nach einundzwanzig Jahren.
Aber es besteht kein Zweifel. Ich habe die Schriften sehr gründlich
verglichen.«
    »Wo sind die Briefe?« fragte
ich.
    »Ich habe sie.«
    »Ich will sie sehen.«
    Er sah seine Frau an. Sie
nickte. Er stand auf. »Es dauert ein paar Minuten.«
    Ich hörte, wie er langsam die Treppe
hinaufging, und wandte mich an Mrs. Alfmont. Sie sah mich ruhig an.
    »Können Sie uns helfen?« fragte
sie.
    »Das weiß ich noch nicht. Wir
tun, was wir können.«
    »Das ist unter Umständen nicht
genug.«
    »Ich weiß.«
    »Hätte es Sinn, wenn ich jetzt
von der Bildfläche verschwinden würde?«
    Ich überlegte. »Nein«, sagte
ich schließlich. »Das hätte keinen Sinn.«
    »Sie meinen also, ich sollte
bleiben und mich stellen?«
    »Ja.«
    »Was aus mir wird, ist
gleichgültig. Aber für Charles ist es so wichtig.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn bekannt wird, was
wirklich geschehen ist«, sagte sie, »würde die öffentliche Meinung...«
    »Es geht jetzt nicht mehr um
die öffentliche Meinung«, sagte ich, »nicht um einen Skandal oder ein
Skandälchen. Es geht nicht um ein außereheliches Verhältnis. Es geht um einen
Mord.«
    »Ich verstehe«, sagte sie
unbewegt.
    »Ich habe Grund zu der Annahme,
daß Evaline Harris von einem Mann namens John Harbet nach Oakview geschickt
worden ist.«
    Ihre Augen waren jetzt wachsam.
»Meinen Sie Sergeant Harbet von der Sittenpolizei?«
    »Ja.«
    »Weshalb glauben Sie das?«
    »Er war in Oakview. Er hat mich
zusammengeschlagen und aus der Stadt gefahren wie ein Bündel Lumpen.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich eben nicht. Wenn
ich herausbekomme, weshalb er es getan hat und weshalb er gerade diese Methode
gewählt hat, besitze ich eine wertvolle Waffe.«
    Sie runzelte die Stirn. »Für
Charles ist es grausam. Er ist völlig verzweifelt. Seine Ruhe und Gelassenheit
sind nur Maske. Ich habe Angst um ihn.«
    »Sie sollten sich nicht allzu
große Sorgen machen. Überlassen Sie alles mir.«
    Schritte kamen die Treppe
herunter. Dr. Alfmont betrat mit zwei Briefen das Zimmer. Der eine stammte aus
dem Jahr 1951 und war auf einen Briefbogen des Bickmore Hotel in San
Franzisko geschrieben. Der andere war erst zwei Wochen alt und in Los Angeles
abgestempelt. Beide schienen von der gleichen Hand zu

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