Die Leiche im rosa Nachthemd
entdecken sie, daß er
seinen Namen geändert hat und früher Lintig hieß. Prompt werden Erkundigungen
über Dr. Lintig eingezogen, und sie stellen fest, daß er in Oakview praktiziert
hat. Sie schicken einen Mann nach Oakview, um Näheres zu erfahren. Das war vor
etwa zwei Monaten. Der Mann nannte sich Cross.«
Bertha Cool nickte.
»Nun hatten sie schon allerlei
Material«, fuhr ich fort. »Allerdings wußten sie nicht genau, ob Mrs. Lintig
nicht vielleicht gestorben war oder sich hatte scheiden lassen. Natürlich ließ
sich der Skandal im Wahlkampf anbringen, aber jeder hätte darin nur eine
politische Verleumdung gesehen. Deshalb brauchten sie Mrs. Lintig. Sie konnte
ihren Mann schriftlich auffordern, seine Kandidatur zurückzuziehen. Sollte das
nichts helfen, konnte sie plötzlich in Oakview auftauchen, und die Gegenpartei
würde ihr Gelegenheit zu einem freundlichen Gespräch mit der Presse geben.
In Oakview konnte niemand Mrs.
Lintig mit politischer Verleumdungskampagne in Verbindung bringen. Die Presse
würde ihre Mitteilung veröffentlichen, daß Dr. Lintig unter dem Namen Alfmont
mit seiner Geliebten in Santa Carlotta zusammenlebte. Vorher würde die Stimme telefonisch in Santa Carlotta um
Bestätigung des Tips bitten. Die Meldung in den Zeitungen von Santa Carlotta
konnte sich dann auf die Erstveröffentlichung in der Stimme beziehen.«
»Warum hat sie dir dann nicht
die Geschichte aufgetischt, als du zu ihr ins Hotel kamst?«
»Sie war noch nicht soweit«,
sagte ich. »Mit diesem ersten Auftreten wollte sie ja nur das Terrain
sondieren.«
»Du glaubst also, es war nicht
Mrs. Lintig?«
Ich schüttelte den Kopf. »Die
Polizei von Santa Carlotta stieß bei ihrer Suche nach Mrs. Lintig auf Flo
Danzer, geborene Flo Mortinson, die mit Amelia Sellar zusammen in San Franzisko
gewohnt hatte. Flo muß Bescheid wissen. Sie hätten nicht riskiert, eine
Doppelgängerin einzusetzen, wenn sie ihrer Sache nicht sicher gewesen wären.«
»Aber woher wußte sie, daß
Steve Dunton ausgerechnet an diesem Tag zum Fischen fahren würde? Er hätte sie
doch sofort entlarvt.«
»Sie wußte es eben nicht.
Entweder, weil Mrs. Lintig nie darüber mit Flo gesprochen hat, oder — und das
ist wahrscheinlicher —, weil Flo sich an die einzelnen Namen nicht erinnern
konnte. Sie wußte nur, daß Mrs. Lintig männliche Gesellschaft durchaus zu
schätzen wußte.«
Bertha Cool paffte nachdenklich
vor sich hin.
»Aber weiter im Text«, fuhr ich
fort. »Kürzlich erhielt Dr. Alfmont einen Brief, der angeblich von seiner Frau
stammte. Ich habe mir die Schrift einmal angesehen. Ich halte den Brief für
eine Fälschung.«
Bertha Cools Gesicht strahlte
auf. »Dann ist die Sache doch gelaufen, Kleiner«, sagte sie. »Wir brauchen nur
noch zu beweisen, daß die angebliche Mrs. Lintig eine Betrügerin ist.«
»Und was haben wir davon?«
»Alfmont wird entlastet. Mehr
wollen wir ja gar nicht.«
»Das hätte vor kurzer Zeit noch
genügt. Jetzt nicht mehr. Alfmont steht unter Mordverdacht. Wenn wir die Bombe
nicht doch noch entschärfen können, platzt sie morgen früh um zehn.«
»Hör mal, Kleiner - du kannst
doch Marian um den Finger wickeln. Wenn du sie darum bittest, schaut sie
Alfmont ins Gesicht und behauptet, das sei nicht der Mann gewesen, der aus dem
Apartment kam.«
»Ja, das wäre wirklich eine
reizende Lösung...«
»Wieso? Was hast du denn daran
auszusetzen?«
»Die Polizei weiß jetzt über
Alfmont Bescheid. Sie haben seine Bewegungen inzwischen bis nach Los Angeles
verfolgt und wissen sehr wohl, daß er der Mann war, der aus dem Apartment kam.
Es fehlt nur noch die Gegenüberstellung. Dem Bezirksanwalt haben sie gesagt,
daß eine Querverbindung nach Santa Carlotta besteht, und der hat sie gebeten,
noch zu warten, bis er Marian Dunton davon überzeugt hat, daß Alfmont der Mann
war, den sie aus Apartment 309 hat kommen sehen. Jetzt sind sie zum Zuschlagen
bereit.
Sie legen Marian Dunton ein
Foto von Dr. Alfmont vor, und sie leugnet, den Mann je gesehen zu haben. Was
passiert? Sie drehen sie nach allen Regeln der Kunst durch die Mangel. Das hält
sie nicht durch. Kein Mädchen in ihrem Alter hält das durch, wenn es nicht sehr
erfahren und abgebrüht ist.
Marian verliert also die
Nerven. Sie platzt mit der ganzen Geschichte heraus, oder sie erzählt zumindest
so viel, daß sich die Polizei den Rest denken kann. Es stellt sich heraus, daß
wir Marian hier in Los Angeles betreut haben. Die Polizei wird sich weder
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