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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr
Autoren: Jason Dark
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das er nicht begreifen konnte. Er dachte an Lizzy. War sie es, die durch die Dunkelheit schlich? Wahrscheinlich, denn sie kannte sich in diesem Kabinett aus. Eine wie sie brauchte kein Licht falls es Lizzy überhaupt war.
    Jules rechnete mittlerweile mit allem. Dieser große Raum kam einem Grab gleich, und dann tat er etwas, das ihn eine große Überwindung gekostet hatte.
    Er rief Lizzys Namen.
    Zuerst nur flüsternd, dann lauter.
    Die Schritte verstummten.
    War das ein Erfolg? Jules versuchte es erneut. »Lizzy?« Dabei stand er auf. »Lizzy, wenn du es bist, dann melde dich bitte. Gib mir Antwort, du weißt, wer hier ist…«
    Seine Stimme versickerte. Sie wurde von der bedrückenden Finsternis einfach aufgesaugt, als wäre sie Wasser, das auf einen trockenen Schwamm tropfte.
    Jemand kicherte.
    Es war kein Lachen, für Jules war es ein widerliches Geräusch, weil es sich so hämisch und gleichzeitig siegessicher anhörte. Er dachte darüber nach, ob es tatsächlich Lizzy gewesen war, die ihm dieses Kichern geschickt hatte.
    Danach hörte er wieder die Schritte. Diesmal lauter, sie bewegten sich auf seiner Höhe.
    Jules ging jetzt so weit zurück, daß er mit seinem Rücken gegen das Geländer stieß. Dieser Halt gab ihm etwas Sicherheit.
    Den Kopf hatte er zurückgelegt. Er war dabei seinem Gefühl gefolgt, schaute schräg in die Höhe und gegen die Decke, die er wegen der Dunkelheit nicht sah.
    Dafür sah er etwas anderes.
    Plötzlich flackerte ein Licht auf. Dann noch eines, ein drittes und ein viertes. Kerzenlicht!
    Durch die lange Dunkelheit war Jules zuerst geblendet. Er mußte seine Augen mit der Hand beschatten, um genau erkennen zu können, was sich über ihm abspielte.
    Ob sich dort eine Galerie hinzog, war für ihn nicht genau zu erkennen.
    Jedenfalls flackerte das Licht hoch über ihm, und es sah so aus, als stünde er auf der Mitte einer Pyramide, die sich zur Decke hin verengte, wobei sie auf oder an ihrer Spitze den Gegenstand zeigte, der wie ein Planet alles andere überragte und auch beherrschte.
    Es war eine Uhr!
    Ja und nein, denn eigentlich konnte Vangard nur das Zifferblatt erkennen, das selbst aus seiner Position übergroß aussah und keinem Vergleich mit dem normalen Zifferblatt einer Uhr standhielt.
    Die Kerzenflammen flackerten unruhig in der Nähe des Zifferblattes. Ihr Licht reichte aus, den Zeiger zu erkennen. Er zuckte zusammen. Die Furcht vor den beiden Spitzen nagte in ihm, und er sah auch, daß auf dem Metall etwas Dunkles klebte, das von seinem Platz aus nicht genau zu erkennen war.
    Vangard schüttelte sich…
    Plötzlich war seine Kehle trocken geworden. Er spürte hinter der Stirn den Druck. Obwohl das Kerzenlicht jetzt leuchtete, hatte er den Eindruck einer mörderischen Bedrohung. Sie war noch intensiver geworden als zuvor in der Dunkelheit. Woran mochte das nur liegen? Seine Hände hatte er um den Handlauf geklammert. Der Schweiß stand ihm auf dem Gesicht, er hatte auch den Nacken des Mannes angefeuchtet.
    Die Gefahr war da!
    Sie umlauerte ihn, und sie war seiner Meinung nach auch zu hören, denn abermals vernahm er die Trittgeräusche. Dann schob sich Lizzys Gestalt in den Lichtschein hinein.
    Sein Jubelruf erstickte schon in der Kehle, als er die Frau sah. Sie hatte sich äußerlich nicht verändert, und doch jagte ihm der Anblick einen tiefen Schrecken ein.
    In ihrem langen, weißen Kleid wirkte sie wie eine von Draculas Bräuten, die auf den Blutsauger warteten, um sich ihm hinzugeben. Lizzy Lamotte bewegte sich langsam. Die Beine und Füße wurden von einer kompakten Ballustrade verdeckt. Er sah nur ihren Oberkörper, der sich in eine bestimmte Richtung bewegte, nämlich auf die Uhr zu.
    Auch die Hände konnte Jules nicht erkennen, allerdings fiel ihm etwas dabei auf. Es war der linke Arm, der sich so ungewöhnlich bewegte. Im Gegensatz zum Rechten wurde er von einer Seite zur anderen geschwungen, und Vangard konnte sich diese Bewegung beim besten Willen nicht erklären. Den Grund dafür sah er jedenfalls nicht.
    Vor der Uhr blieb Lizzy stehen. Sie schaute nicht einmal zu ihm hin, sondern blickte zur Spitze des Zeigers hoch, als wäre dieser etwas Besonderes.
    Einen Moment später warf sie etwas in die Luft. Erst als es in den Schein der Kerzen geriet, erkannte Jules den Gegenstand. Da breiteten sich vier Beine oder Pfoten aus, und er konnte den Kadaver der Katze genau sehen.
    Blut spritzte noch auf Lizzy nieder, eine Sekunde später fiel die Katze wieder nach
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