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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Summe?….
    – Und für die Interessen dazu!«
    William J. Bidulph ergriff die Hand seines Clienten und schüttelte sie nach amerikanischer Weise kräftig.
    »Doch ich begreife nicht…. begann er wieder.
    – Sie werden Alles begreifen lernen!« versicherte Kin-Fo.
    Er erzählte ihm nun die Verpflichtungen, die ein Mann, der sein volles Vertrauen besaß, ihm gegenüber eingegangen war. Er wiederholte wörtlich den Brief, den jener in der Tasche hatte, ein Brief, der ihn vor jeder Verfolgung schützte und ihm völlige Straflosigkeit sicherte. Leider war zu erwarten, daß das Versprechen erfüllt, das gegebene Wort gehalten werde, das litt kaum einen Zweifel.
    »Und dieser Mann ist ein Freund von Ihnen? fragte der General-Agent.
    – Ein vertrauter Freund, bestätigte Kin-Fo.
    – Und aus reiner Freundschaft?….
    – Gewiß, aus Freundschaft – doch, wer weiß, vielleicht auch aus Berechnung! Ich ließ für ihn fünfzigtausend Dollars auf meinen Kopf eintragen.
    – Fünfzigtausend Dollars! wiederholte William J. Bidulph. Es handelt sich also um Herrn Wang?
    – Ganz richtig.
    – Ein Philosoph! O, der wird nie zugeben….«
    Kin-Fo wollte antworten:
    »Dieser Philosoph, hätte er gesagt, ist ein alter Taï-Ping. In der ersten Hälfte seines Lebens hat er mehr Mordthaten ausgeführt, als nöthig wären, die »Hundertjährige« an den Bettelstab zu bringen, wenn alle seine Opfer deren Clienten gewesen wären. Seit achtzehn Jahren schon hat er seine wilden Begierden jedoch gezügelt; heute freilich, wo ihm direct Gelegenheit geboten ist, wo er mich zugrunde gerichtet und zu sterben entschlossen glaubt, wo er andererseits weiß, daß er durch meinen Tod ein kleines Vermögen gewinnt, dürfte er keinen Augenblick zögern…..«
    Doch Kin-Fo sagte nichts von alledem. Er hätte ja Wang damit compromitirt, denn William J. Bidulph würde nicht einen Augenblick gezaudert haben, jenen als alten Taï-Ping bei dem Gouverneur der Provinz zu denunciren. Das wußte Kin-Fo unzweifelhaft, aber er hätte Wang damit in’s Verderben gestürzt.
    »Ei nun, fuhr der Agent der Versicherungs-Gesellschaft nach kurzem Schweigen fort, dagegen giebt es ja ein einfaches Hilfsmittel.
    – Und das wäre?
    – Herr Wang muß benachrichtigt werden, daß sich die Verhältnisse geändert haben, er muß den gefährlichen Brief wieder ausliefern, der….
    – Ja, das ist leichter gesagt, als gethan, warf Kin-Fo ein. Wang ist seit gestern verschwunden und kein Mensch weiß, wohin er sich gewendet hat.
    – Hm!« brummte der Agent, den diese Entgegnung doch etwas außer Fassung brachte.
    Er heftete einen durchdringenden Blick auf seinen Clienten.
    »Jetzt, lieber Herr, fragte er ihn, haben Sie wohl gar keine Lust mehr zu sterben?
    – Meiner Treu, nein, gab Kin-Fo zur Antwort. Der Puff der Californischen Centralbank hat mein Vermögen nahezu verdoppelt und ich stehe im Begriff, mich baldigst zu verheirathen! Letzteres thue ich jedoch nicht eher, als bis Wang wieder entdeckt worden oder die zwischen uns verabredete, frist bis zur letzten Minute abgelaufen ist.
    – Wann kommt dieser Zeitpunkt?
    – Am 25. Juni dieses Jahres. Während dieses Zeitraumes läuft die »Hundertjährige« nach wie vor Gefahr. Es wird also ihre Sache sein, die nothwendig erscheinenden Maßregeln zu treffen.
    – Und den Philosophen wieder aufzufinden!« setzte William J. Bidulph hinzu. Mit den Händen auf dem Rücken ging der Agent mehrmals auf und ab.
    »Gut, begann er dann, wir werden ihn wiederfinden, diesen guten Freund für Alles, und hätte er sich in den Eingeweiden der Erde verborgen! Bis dahin, mein Herr, werden wir Sie gegen jeden Mordversuch zu schützen wissen, wie wir schon über Ihren etwaigen Selbstmord gewacht haben.
    – Was wollen Sie damit sagen? fragte Kin-Fo.
    – Daß seit dem 30. April, dem Tage der Unterzeichnung ihrer Police, zwei meiner Agenten ihnen auf Schritt und Tritt gefolgt sind und Alles belauschten, was Sie vornahmen.
    – Ich habe jedoch nichts davon bemerkt….
    – O, das sind discrete Leute! Ich ersuche Sie um die Erlaubniß, Ihnen jene nun vorstellen zu dürfen, da sie nun nicht mehr im Geheimen zu wirken haben, außer etwa in Bezug auf Herrn Wang.
    – Recht gern, antwortete Kin-Fo.
    – Craig-Fry müssen in der Nähe sein, da Sie sich hier befinden!«
    William J. Bidulph rief laut:
    »Craig-Fry!«
    Craig-Fry befanden sich wirklich hinter der Thür des Privatcabinets. Sie hatten den Clienten der »Hundertjährigen« heimlich geleitet und

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