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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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bereit, ihm dafür eine gewisse Belohnung zu erteilen. «Ja. Genau wie mein Stiefvater und meine Mutter selbst. Sie wurden beide von einem ansteckenden Fieber dahingerafft.»
    «Und daraufhin bist du nach London gekommen. Als Waise.»
    «Bei dir klingt das ja, als wäre ich jung genug gewesen, um in einem Korb auf einer Türschwelle abgesetzt zu werden.» Sie warf ihm einen geringschätzigen Blick zu, in der Hoffnung, er würde nicht weiter in sie dringen. «Mehr musst du von meinem Leben nicht wissen, Semjon. Wir zanken sehr wohl. Und das weißt du auch ganz genau.»
    Er grinste sie breit an und ließ sich von ihrer gereizten Antwort in keiner Weise aus der Fassung bringen. «Dann hoffe ich, dass dies der erste von vielen Streits sein wird. Trink doch etwas Tee, Angelica. Der wird dir helfen, richtig wach zu werden.»
    Sie schwieg für den Moment und ließ sich von ihrem Gegenüber die Tasse nachfüllen. Nachdem sie etwas Milch und ein wenig Zucker dazugegeben hatte, nahm sie einen ersten Schluck und blickte ihn dabei prüfend an.
    Er trug immer noch dieselbe Kleidung wie am Abend zuvor und sah auf hinreißende Weise verwegen aus. Sie mochte ihn so. Unrasiert. Die Haare in alle Himmelsrichtungen abstehend, als wäre er ein wildes Tier, das gerade aus seinem Bau gekommen war. Es musste dringend geschnitten werden, dachte sie bei sich. Ob er ihr wohl erlauben würde, diese Aufgabe zu übernehmen? Wenn ja, würde sie eine seiner Locken als Andenken behalten. Schließlich würde es sonst kaum etwas geben, was sie an ihn erinnern könnte.
    Angelica war überzeugt, dass diese häusliche Idylle nicht andauern konnte. Das sonnendurchflutete, kleine Haus, ihre starke, sinnliche Verbindung, die eheähnliche Atmosphäre des heutigen Morgens – nichts von alledem war dauerhaft. Eine alleinstehende Frau war ein verletzbares Wesen, das hatte er selbst gesagt.
    Und doch würde es ihr ja vielleicht gelingen, ohne Semjons Hilfe England und ihrem niederträchtigen Stiefbruder zu entfliehen. Und auch wenn er sie anflehen würde, unter seinem Schutz in London zu bleiben, solange Victor am Leben war, brächte sie damit sowohl sich selbst als auch Semjon in Gefahr.
    «Worüber denkst du nach?», fragte er und holte sie damit aus ihren Grübeleien.
    «Über das, was du über Frauen gesagt hast.»
    Semjon nickte. «Es wäre mir eine Ehre, wenn du auf mich angewiesen wärst, Angelica.»
    «Ich fürchte, das tue ich bereits.»
    Er richtete sich auf, setzte sich gerade auf seinen Stuhl und betrachtete sie eindringlich. «Ich sollte dir wohl sagen, dass ich bereits eigene Erkundungen eingezogen habe.»
    Angelica presste einen Moment die Lippen zusammen, um sich ein wenig zu beruhigen. Dabei klopfte ihr Herz wie wild in der Brust. «Und was hast du herausgefunden?»
    «Zum einen, dass das Haus, in dem du gefangen gehalten wurdest, eine merkwürdige Geschichte hat.»
    «Geschichte? Aber es schien so neu. Als hätte es zuvor noch nie jemand bewohnt. Ich glaube, es wurde als Bordell benutzt …» Sie hielt inne, dachte an den kargen Raum, in dem sie angekettet erwacht war, und auch an das andere Zimmer mit seiner kostspieligen, aber irgendwie auch geschmacklosen Einrichtung.
    «Und der Mann, in dessen Besitz es sich befindet, trägt einen noch merkwürdigeren Namen.»
    Angelica hielt kurz den Atem an, bevor sie erneut das Wort an ihn richtete. «Wirklich? Wie heißt er denn?» Der Vor- und Nachname ihres Bruders war nicht sonderlich weit verbreitet, doch weder der eine noch der andere ließen sich wirklich als sonderlich merkwürdig bezeichnen. Er soll den Namen ruhig nennen, dachte sie bei sich. Sie würde die Information ganz sicher nicht herausposaunen.
    «Er ist bekannt unter dem Namen St. Sin.»
    «Diesen Namen habe ich noch nie gehört.»
    Semjon nickte. «Das will ich hoffen. Er ist scheinbar ein berüchtigter Verbrecher, wurde allerdings noch nie vor Gericht gestellt.»
    «Wieso sollte man ihn denn vor Gericht stellen?»
    «Er ist ein Zuhälter. Eine durchaus gängige Profession, gewiss, die nicht gerade oft strafrechtlich verfolgt wird.»
    «Nein», erwiderte sie voller Zorn. «Einige betrachten derlei Tätigkeit ja geradezu als Dienst an der Öffentlichkeit.» Das war also der Geschäftspartner, den Victor erwähnt hatte.
    «Und dieser Mann scheint ein besonders grausamer Zuhälter zu sein», fügte Semjon hinzu. «Er soll in den letzten Jahren mehr als ein Mädchen umgebracht haben.»
    «Es kommen so viele unschuldige Mädchen vom

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