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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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Erinnerung an die demütigende Behandlung ihr in der Seele wehtat.
    Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an, sodass sie ihm ins Gesicht schauen musste.
    «Weißt du, was ich dachte, als ich dich das erste Mal hinter jenem Vorhang sah?», fragte er mit sanfter Stimme.
    «Nein.» Ihre Antwort war nicht mehr als ein Flüstern.
    «Dass ich auf eine Göttin in einem goldenen Gemach gestoßen wäre.»
    Er hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und zog seine Hand dann zurück. Angelica wandte den Blick trotzdem nicht ab und ließ auch den Kopf nicht wieder hängen – als hätte sein Kuss ihr ein gewisses Maß an Mut verliehen.
    «Wie poetisch.»
    «Weist du Komplimente immer so geschickt von dir?»
    Sie atmete tief ein. «Es ist nicht gerade so, dass ich oft welche bekomme. Ich muss sagen, dass deine etwas verlegene Galanterie mich an jenem Abend sehr erfreut hat.»
    Semjon lachte laut auf. «Deine Beschreibung ist höchst akkurat. Genauso habe ich mich nämlich gefühlt.»
    «Einen Moment lang dachte ich sogar, dass du mir deinen Mantel gar nicht geben würdest», sagte sie. «Du sahst aus, als hättest du vergessen, dass du ihn auf dem Arm hieltest. Außerdem warst du natürlich an der falschen Garderobe.»
    «Ich war einfach Jack nachgegangen.»
    Sie drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger. «Aber der war für die Kleidung der Damen zuständig.»
    «Vielleicht wollte ich ja auch einfach nur dem Festtrubel entgehen.»
    «Ich nehme an, du wolltest wohl eher den übereifrigen, heiratswilligen Damen und ihren allgegenwärtigen Müttern entgehen und hast im Keller nach etwas Kühlem zu trinken gesucht», entgegnete sie verschmitzt.
    «Da könnte etwas Wahres dran sein», meinte er grinsend. Ihre Intuition war wirklich bemerkenswert. Semjon seufzte innerlich auf. «So oder so, beim ersten Mal hatte Jack mich zu dir geführt. Und dann bin ich eine Stunde später noch einmal zurückgekehrt.»
    Ihre Augen weiteten sich. «Diesen Teil der Geschichte kannte ich noch gar nicht.»
    «Nein. Aber wir haben uns ja auch noch nicht länger darüber unterhalten, nicht wahr?»
    Angelica rückte näher an ihn heran, und er legte den Arm um sie. «Komm her. Wir reden ja jetzt darüber – und das ist doch die Hauptsache.»
    «Sprich weiter», forderte sie ihn auf und legte eine Hand auf seine Brust.
    «Du lagst fest schlafend auf einem Haufen aus Mänteln, Pelzen und anderen Kleidungsstücken. In jenem Moment dachte ich, dass du wohl die schönste Frau seiest, die ich je sah.»
    «Unter diesen Umständen?»
    «Ja.» Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar. «Ich kniete mich neben dich, und alles in mir sehnte sich danach, dich zu liebkosen.» Da sie die Romantik ihrer ersten Begegnung offenbar so sehr genoss, zog Semjon es vor, ihr nicht von seinen wilden Phantasien zu berichten, die ihr Anblick in ihm ausgelöst hatte. «Dann kehrte Jack zurück, und ich ging. Er sagte, er würde dich wecken. Oh, da war noch eine andere Sache.»
    «Was denn?»
    «Du hieltest eine Rose an deinen Lippen. Ich war richtig eifersüchtig, denn ich nahm an, dass irgendein Bewunderer sie dir überreicht hatte.»
    Angelica setzte sich ruckartig auf. «Diese Rose war vergiftet. Der Tau in ihrer Blüte war mitnichten Tau. Nach dir kam ein hässlicher, kleiner Mann zu mir und bat mich, sie für ihn zu halten. Ich erinnere mich, dass mir mit einem Mal schlecht wurde. Ich schwankte. Und dann muss ich wohl gefallen sein.»
    «Die Kratzer an der Wand», schlussfolgerte er. «Die stammten also doch von dir. Das dachte ich mir gleich.»
    «Ich versuchte, mich aufrecht zu halten. Ich fiel zu Boden, glaube ich. Und fand dieses kleine Buch.»
    «Ich sah es auch. Um genau zu sein, nahm ich es mit mir.»
    Sie nickte. «Nachdem du sahst, dass ich verschwunden war, als du ein drittes Mal zurückkamst?»
    «Ja, genau. Wie gesagt, viel später, nachdem das Fest bereits vorüber war. Mrs. Congreve und ihr Gatte luden mich auf einen Sherry ein, als ich wie ein liebeskranker Narr auf der Straße vor ihrem Haus stand.»
    «Ich nehme an, sie dachte wohl, du wärst zurückgekommen, um dich mit ihr zu vergnügen.»
    «Mh. Das könnte wohl sein. Jedenfalls gingen wir in die Bibliothek, und es dauerte nicht lange, bis beide fest schliefen. Jack hielt mich auf, als ich gerade gehen wollte, und erklärte mir, dass du verschwunden seiest.»
    «Könntest du ihn wohl wissen lassen, dass es mir gutgeht?», fragte sie zögerlich.
    Er tätschelte ihre Hand. «Alles zu seiner Zeit.

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