Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
Vom Netzwerk:
Soho, um nach einem Zimmer für die Nacht Ausschau zu halten. Ihre früheren Erfahrungen und die Wachsamkeit, die sie sich angeeignet hatte, sorgten dafür, dass sie recht schnell eine Unterkunft in einer durchaus anständig wirkenden Herberge fand.
    Glücklicherweise war Soho kein Ort, an dem viele Fragen gestellt wurden.
    Und so fand sie sich irgendwann hinter dem wiegenden Hinterteil einer Vermieterin wieder, die sie eine schiefe und krumme Treppe hinaufführte.
    Der Schein der Kerze, die die ältere Frau in der Hand hielt, ließ ein sauberes, aber sehr trostloses Zimmer erkennen. Es gab ein durchgelegenes Bett und ein paar wenige Möbel. Angelica nickte nur und trat ein. Glücklicherweise schien niemand bemerkt zu haben, dass sie nur die Kleidung dabeihatte, die sie auf dem Leib trug.
    Eine Goldmünze war etwas äußerst Nützliches, und sie dankte Semjon innerlich, dass er diese Münze und die Scheine in ihren Umhang gesteckt hatte. Als die Vermieterin sich schließlich zurückgezogen und sie mit der flackernden Kerze allein gelassen hatte, fiel Angelica sofort auf die Knie und betete für ihn.
    Dem Beten folgten Tränen, die so sturzbachartig kamen, als würde ihr das Herz brechen. Angelica glaubte fest, dass sie es gewesen war, die ihn so in Gefahr gebracht hatte. Seine Verwandten schienen ebenso entsetzt gewesen zu sein, wie sie es in ihrem Versteck über ihnen gewesen war.
    Dabei hatte sie die Männer weder Pläne schmieden gehört, London nach ihm abzusuchen, noch hatten sie irgendwelche klugen Ideen verlauten lassen, wo man ihn vielleicht hingebracht haben könnte. Doch in der Hoffnung, dass seine Verwandten sich nicht einmischen würden, hatte Semjon ihnen auch so gut wie nichts über sie oder die Geschehnisse berichtet. Wie sollten sie da also wissen, wo mit der Suche zu beginnen war?
    Alles war ihre Schuld. Sie war es gewesen, die ihrem Stiefbruder und dem Mann namens St. Sin Rache geschworen hatte.
    Morgen würde sie mit ihren Nachforschungen beginnen. Immerhin wusste sie, dass niemand aus dem Haus am St. James’s Square nach ihr suchen würde. Sie war wie immer auf sich allein gestellt.

    «Haben Sie ihn gesehen?» Es war das neunte Bordell, in dem Angelica Semjon beschrieb, ohne seinen Namen zu nennen.
    Die Bordellwirtin schüttelte den Kopf. «Nee. Versuch’s doch mal nebenan.» Sie musterte Angelica von oben bis unten. «Ist das dein Ehegatte? Die haben wir hier genauso oft wie die Alleinstehenden. Für mich sind sie eh alle gleich.»
    «Ich bin nicht verheiratet.»
    «Hübsch bist du. Wir hätten da eine Stelle frei. Die letzte Neue ist gerade gestorben.»
    Angelica war so abgestoßen von dem gleichgültigen Ton der Frau, dass sie nur kaum merkbar mit dem Kopf schütteln konnte.
    «Nichts Ansteckendes, falls du das befürchtest», erklärte die Bordellwirtin. «Einer der Kunden war nur einfach ein bisschen zu kräftig für sie.»
    Angelica eilte davon. Doch auch im nächsten und übernächsten Bordell konnte sie nichts in Erfahrung bringen.
    Ein grausam aussehender Mann, der immer wieder mit einer Gerte gegen seinen Oberschenkel schlug, hieß sie einzutreten, nachdem er sich ihr Anliegen angehört hatte. Aus dem Inneren des Hauses waren Schreie zu hören.
    In Tränen aufgelöst, lief sie auch aus diesem Bordell davon.
    Wie hatte Semjon es nur geschafft, sie zu finden?
    Instinkt. Das war die einzige Antwort, die er ihr gegeben hatte.
    Angelica hatte keine Ahnung, ob sie auch nur ein Quäntchen davon besaß – aber schließlich war sie ja ebenfalls nur ein Mensch.
    Und doch erinnerte sie sich, wie seine Stärke bei jeder Berührung von seiner Hand zu ihr geflossen war.
    Wenn das doch nur auch mit seinen animalischen Fähigkeiten möglich wäre.
    Sie warf erneut einen Blick auf die Seiten aus dem schmutzigen Kalendarium und setzte ihren Weg fort. Bis zum Ende des Tages wollte sie noch zehn weiteren Bordellen einen Besuch abstatten und dann in ihr Zimmer zurückkehren.
    Zunächst konnte sie nur schwer glauben, dass die Verderbtheit wirklich überall war. Doch noch herzzerreißender war der Anblick einiger junger Frauen, die sie oberflächlich kannte. Frauen, die einst als Dienst- oder Ladenmädchen mit ihr zusammengearbeitet hatten.
    Diese Etablissements verschlangen geradezu die vom Pech Verfolgten, die Naiven und – wie sie zugeben musste – auch die von Natur aus Niederträchtigen.
    Aber zumindest jener Sorte schien diese Arbeit Spaß zu machen.
    Als die Sonne schließlich hinter einer

Weitere Kostenlose Bücher